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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Decken. Einige Luftlöcher sorgten dafür, dass sie nicht ersticken würden.
    Wells und Cao ließen sich in dem Hohlraum nieder, der so eng war, dass Wells den grünen Tee in Caos Atem riechen konnte. Während Caos Männer die Kisten und Möbel so aufeinanderstapelten, dass sie den Hohlraum verbargen, griff Cao in seine Jacke und gab Wells einen braunen Umschlag.
    »Das ist es.«
    Wells öffnete den Umschlag. Drei Seiten Kontoauszüge der Banco Delta Asia, auf denen Überweisungen in Höhe von zwanzig Millionen Dollar pro Monat auf UBS-Konten in Zürich und Monte Carlo verzeichnet waren. Eine vierte Seite, die einen offiziell wirkenden Briefkopf trug, war mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt. Wells fragte sich, ob diese vier Papiere tatsächlich einen Krieg verhindern konnten.
    Cao deutete auf die vierte Seite. »Das von Armee.«
    »Die Vollmacht für die Überweisungen?«
    »Vollmacht, ja. Sagt, dass Geld für Spezialoperation.« Cao deutete auf einen Prägestempel am unteren Ende der Seite. »Lis Stempel.«
    »Ich vertraue auf Ihr Wort.«
    Wells beabsichtigte nicht, Cao zu fragen, wie er an die Papiere gelangt war. Vermutlich hatte er eben Zhongnanhai
seinen letzten Besuch abgestattet. Wenn Wells nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, dass Cao drei seiner Soldaten erschossen hatte, hätte er sich womöglich gefragt, ob dies alles nicht ein ausgeklügelter Schachzug war, um zu beweisen, dass Wells ein Spion war. Aber die Chinesen benötigten keine ausgeklügelten Schachzüge. Die Folter allein war wirkungsvoll genug. Cao war tatsächlich ein Überläufer.
    Wells versuchte, Cao die Papiere zurückzugeben, aber dieser schüttelte den Kopf. »Sie behalten.«
    Kaum hatte einer von Caos Männern etwas gerufen, wurde die Rückwand geschlossen und sie waren in der Dunkelheit gefangen. Wells machte dies nichts aus. Nach der Höhle war dieser Lieferwagen ein Kinderspiel. Zumindest befanden sie sich über der Erde.
    Knirschend wurde der Gang eingelegt, und der Lieferwagen fuhr rückwärts aus der Gasse. Wenige Sekunden später erklang die Hupe als Zeichen, dass sie sich mitten in Pekings Straßenverkehr befanden.
    »Jetzt wir fahren.« Cao lachte humorlos in der Dunkelheit.
    »Ja, wie zwei Landstreicher«, sagte Wells. Aus irgendeinem Grund mochte er Cao sehr. Vielleicht, weil ihm der Mann das Leben gerettet hatte. »Wie steht es mit Straßenblockaden?«
    »Straßenblockaden?«
    Wells wusste nicht, wie er es Cao erklären sollte. »Suchen sie nach uns?«
    »Schon bald.« Cao ließ seine Uhr aufleuchten: 18:10. »Vielleicht noch zwanzig Minuten. Neuer Offizier wird kommen, Tür öffnen, Leichen sehen.«
    Wells glaubte zu verstehen. Im Verhörzentrum, wo man
Wells festgehalten hatte, würde die Schicht wechseln. Der neue Kommandeur würde darauf bestehen, die Folterzelle zu sehen. Und sobald er die Leichen entdeckte, würde die Jagd beginnen.
    »Wird sich Li Ping nicht wundern, wo Sie stecken?«
    »Als wir gingen, ich zu Li sagte, ich mich um Spion kümmere. Er mir vertraut. Außerdem beschäftigt. Sondersitzung mit Ständigem Ausschuss.«
    »Ja. Es muss schwer sein, zwei Kriege gleichzeitig zu führen.« Wells schloss die Augen und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu ruhen. Aber er hatte zu viele Fragen. »Cao, wer sind die Leute, die uns helfen?«
    Cao schwieg eine ganze Minute lang, ehe er antwortete: »Weiß nicht.«
    Weiß nicht? Wells wartete.
    »Ich meinem Pastor gestern Nacht erzählt. Von Ihnen. Er mir geschickt diese Leute von seiner Kirche. Sie helfen, wenn Christen in Schwierigkeiten, müssen sich verstecken, müssen flüchten.«
    Eine christliche Untergrundbahn, dachte Wells. »Wissen sie, wer wir sind? Welches Risiko sie eingehen?«
    »Ja.«
    »Und Sie vertrauen Ihnen?«
    Wieder lachte Cao leise und hart. »Sie haben bessere Idee?«
     
    Einige Minuten später fuhr der Lieferwagen um eine Kurve und beschleunigte. »Dritte Ringstraße jetzt«, erklärte Cao.
    »Wir kommen gut voran.«
    »Viele Menschen jetzt zu Hause. Angst, was Amerika wird tun.«
    Und ohne Vorwarnung …
… rumpelte der Lieferwagen über ein Schlagloch. Wells’ Rippen wurden unter dem Verband durcheinandergerüttelt und stachen von innen heraus. Die Schmerzen in seiner Lunge und seinem Bauch waren unerträglich und ließen nicht nach. Wells biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu schreien.
    Rumpel, rumpel! Noch mehr Schlaglöcher. Wells stützte sich an der Seitenwand des Lieferwagens ab, während seine Rippen wie Bleistifte in einer

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