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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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von etwa zwei Meter Breite und Höhe. Handgemachte Ziegel umgaben die Öffnung und verwiesen darauf, dass die Taliban-Kämpfer das Innere in einen fast dauerhaften Zufluchtsort verwandelt hatten. Wells fragte sich, wann man die Ziegel hier gelegt hatte. Die Afghanen verteidigten die Berge schon seit langer, langer Zeit. Ein Teil ihres unterirdischen Netzwerks war nicht nach der sowjetischen Okkupation im Jahr 1979 errichtet worden, sondern schon anlässlich der britischen Invasion im Jahr 1838.
    Wenn Wells nicht hineinging, würde er nicht erfahren, ob es sich nur um einen kurzen Stollen handelte, der zur Lagerung von Waffen diente, oder ob es ein tiefer Verbindungsstollen war zu einem Tunnelnetzwerk. In jedem Fall würde er blind einem bewaffneten und verzweifelten Kämpfer folgen. Die Vorsicht gebot, dass Wells zunächst einige CS-Kanister hineinwarf und hoffte, dass, wer auch immer sich in dem Stollen befand, von selbst herauskam.
    Dann dachte Wells an Greg Hackett, dessen Leben durch die Schlauchbinde an seinem Bein davontröpfelte. Möglicherweise war es genau der Kämpfer in der Höhle, der Hackett niedergestreckt hatte. Vorsicht war nur ein anderes Wort für Angst.
    Wells stellte seinen M4-Karabiner an einen Stein. In den
engen Durchgängen der Höhle würde ihn das Gewehr nur behindern. Stattdessen würde er sich auf seine Makarov und seine Messer verlassen. Er griff nach der Stirnlampe an seinem Gürtel, schaltete sie kurz ein, um zu prüfen, ob sie funktionierte, und schnallte sie auf seinen Helm. Als er eben die Höhle betreten wollte, hörte er, wie jemand seinen Namen rief, und hielt an. Gaffan.
    »Sir! John! Alles in Ordnung?« rief Gaffan. »Es hat so ausgesehen, als wären Sie hart gestürzt.«
    Wie auf ein Stichwort begann Wells’ rechte Schulter wieder zu schmerzen. Es war ein dumpfer Schmerz, von dem Wells wusste, dass er heftiger werden würde. Aber er konnte den Arm immer noch verwenden, und das genügte.
    »Halten Sie hier Wache. Räumen Sie jeden aus dem Weg, der seinen Kopf heraussteckt. Ich gehe hinein.«
    »Ich komme mit, Sir.«
    »Wir wären einander nur im Weg. Decken Sie mich auf dem Weg hinein, und bleiben Sie dann hier.«
    »Sie sind der Boss, Captain.«
    Wells machte sich nicht die Mühe herauszufinden, ob Gaffan seine Worte sarkastisch meinte. Er schnellte quer über die Öffnung der Höhle und presste sich gegen die zerklüfteten Felsen daneben. Während sich Gaffan auf der anderen Seite des Eingangs in Position brachte, spähte Wells hinein. Er griff nach der Stirnlampe, überlegte es sich aber anders. Noch nicht. Das Licht würde seine Position verraten. Stattdessen starrte er in die Dunkelheit, bis sich seine Augen allmählich so weit anpassten, dass er auch verstand, was er sah.
    Die Kämpfer hatten die Höhle zu einem Tunnel ausgebaut, der schräg in den Berg hineinführte. Grobe Ziegel bedeckten Teile der Wände, während die Decke aus unberührtem
Stein bestand. Wells erwartete beinahe, Pfeile mit Spitzen aus Feuerstein auf dem Boden zu finden und Kohlezeichnungen von Männern, die pelzige Mammuts jagten, an den Wänden.
    Aber in dieser Höhle gab es weder Zeichnungen noch Pfeile. Tausende Generationen menschlicher Klugheit hatten es mit wesentlich todbringenderen Geräten ausgestattet. Kalaschnikows lagen neben abgeschossenen RPG-Hülsen. Abgesehen von den Waffen, war der Raum leer, soweit Wells sehen konnte. In etwa zehn Meter Tiefe begann die undurchdringliche Dunkelheit.
    Der beißende Geruch des CS-Gases, das Wells abgefeuert hatte, wehte aus der Höhle heraus. Und obwohl er nur noch schwach war, brannte er in seinen Nasenlöchern. Wells hätte nie gedacht, dass er sich je eine konzentrierte Ladung CS-Gas wünschen würde. Jetzt tat er es. Denn die Tatsache, dass sich das Gas so schnell aufgelöst hatte, bedeutete, dass der Gang tief in den Berg hineinführte. Und das wollte er nicht.
    Auf der anderen Seite des Eingangs stand Gaffan bereit. Wells hielt drei Finger hoch, zwei, einen …
    Und trat ein. Wenn jemand den Eingang beobachtete, war dies der gefährlichste Moment, denn nun zeichnete sich seine Silhouette gegen den Himmel ab. Er ging zwei Schritte vorwärts, kauerte sich hinter einer leeren Kiste zusammen und wartete. Aber niemand schoss. So stieß er die Kiste zur Seite und kroch in den Berg hinein.
     
    Zentimeter für Zentimeter verdunkelte sich der steinerne Leib. Schon bald konnte Wells nicht mehr unterscheiden, ob seine Augen offen oder geschlossen waren. Er

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