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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Steinboden und wartete. Wenn man ihn gesehen hatte, würden schon bald Kugeln fliegen.
    Statt Schüsse hörte er jedoch eine Stimme. Oder besser gesagt, Stimmen. Zwei Männer sprachen in einer Sprache miteinander, die Wells nicht sofort erkannte. Es war weder Arabisch noch Paschtun und gewiss nicht Englisch. Auch wenn die Worte undeutlich waren, schien es, als würden die beiden Männer streiten. Das Licht ging immer wieder an und aus. Dann drang ein Wort klar durch die Dunkelheit. »Pogibshij«. Das war Russisch und bedeutete »verloren«.
    Wells erkannte, dass ihm ein unglaublicher Durchbruch gelungen war. Diese Männer waren keine Taliban-Kämpfer, sondern Russen. Kaum zu glauben. Und sie hatten sich verirrt. Sie waren an eine Gabelung gekommen und wussten nicht, welchen Gang sie wählen sollten. Vermutlich wollte einer von ihnen aufgeben, zurückkriechen und es riskieren, sich den Special Forces zu stellen, während der andere vorwärtsdrängte und es riskierte, sich vollständig zu verirren. Vielleicht aber auch einfach sitzen bleiben und warten wollte, um in ein oder zwei Tagen herauszukommen. Aber der erste Mann fürchtete, dass die Special Forces den Eingang der Höhle sprengen würden und sie erneut festsäßen.
    Weil sie sich nicht einigen konnten, hatten sie durch ihren Streit ihre Position verraten. Ein törichter Fehler, der ihrer Angst entsprungen war.
    Jetzt, wo Wells wusste, dass er es mit zwei Männern zu tun hatte, gebot ihm die Vorsicht – schon wieder dieses Wort -, dass er umkehrte, zurückkroch und wartete. In einem
so beengten Raum konnten sie ihn leicht überwältigen, selbst wenn er sie überraschte. Aber was, wenn sie nicht herauskamen? Was, wenn sie tiefer in die Höhle vordrangen? Sie würden entweder einen anderen Ausweg finden oder hier drin sterben. In beiden Fällen hätte Wells keine Möglichkeit, sie zu verhören.
    Und Wells war nicht bereit, auf diese Chance zu verzichten. Er musste wissen, wer sie geschickt hatte. Sein Herz pochte schon schwer, während er sich auf den Kampf vorbereitete. So brutal die Taliban auch waren, kämpften sie doch für ihren Gott und ihr Vaterland. Diese Russen hingegen waren nichts als Söldner, die für Geld Amerikaner töteten.
    Vergiss die Vorsicht.
     
    Mit der Makarov in der Hand und den Blendgranaten an der Hüfte kroch Wells vorwärts. Den Stab hatte er zurückgelassen. Er hatte für ihn keinen Nutzen mehr. Jetzt bewegte er sich, so schnell er konnte – was nicht wirklich schnell war. Die Enge des Ganges zwang ihn zu einem krabbenartigen Krabbeln. Seiner Berechnung nach würde er das Ende des Durchgangs in weniger als einer Minute erreichen, und dann …
    Dann stolperte er.
    Er stürzte schwer und mit lautem Krach. Wells hörte, wie sich die Russen rasch bewegten. Weniger als zwanzig Meter vor ihm leuchtete eine Taschenlampe auf und schien auf ihn.
    Sekunden später brachen die Schüsse los.

16
    Guangzhou, China
    Die drei erhöhten Highways trafen sich zu einem Knoten aus Rampen, der sich über den Lagerhäusern im Norden von Guangzhou erhob. Die Stadt, die einst den Namen Kanton trug, war jahrhundertelang ein wichtiges Wirtschaftszentrum Chinas gewesen. Heute war Guangzhou als Metropole von acht Millionen Einwohnern das industrielle Herz im Südosten des Landes. Auf diesen Highways rollten unablässig Trucks und Busse, sogar in feuchten Nächten wie dieser, wenn der Regen schwer fiel und die Luft zu feucht schien, um sie einzuatmen.
    Unter dem Highway-Knoten lag eine dunklere Welt. Die Betonsäulen, die die Straßen stützten, bildeten eine Art Raum, der durchdrungen wurde vom Brummen mächtiger Motoren in niedrigen Gängen. Auch wenn der Raum selbst kein Licht hatte, wurde er von den Scheinwerfern der Autos erleuchtet, die auf den ebenerdigen Straßen vorüberfuhren. Die Scheinwerferkegel erfüllten den Raum mit dem flackernden Schein einer Abendbar und gewährten immer wieder einen Blick auf die Ratten, die zwischen den Pfeilern hin und her sausten. Dieser Ort war nicht gerade ein Fünfsternehotel.
    Aber er war trocken, dachte Jordan Weiging. Nachdem
ihn die Cops vom Huangshi Boulevard vertrieben hatten, war er stundenlang umhergewandert auf der Suche nach einem Ort, an dem er dem Regen entkam. Verdammte Cops. Seit Jordan vor sechs Monaten nach Guangzhou gekommen war, hatte er gelernt, die Polizei zu hassen. Sie schienen überall zu sein und waren flink im Umgang mit dem Schlagstock.
    Jordan hatte auf dem Huangshi Boulevard nicht nach

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