Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Washington zu überwachen.«
    Für einen Augenblick überlegte Kowalski, den Auftragsmord abzublasen. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass Wells und Exley nicht die idealen Zielpersonen waren. Dafür waren sie zu bekannt, und Wells war sehr wohl in der Lage, sich zu verteidigen. Trotzdem war Kowalski davon ausgegangen, dass Markows Leute den Job schnell erledigen würden.

    Ein paar Tage Beobachtung, dann ein paar Pfund Sprengstoff unter Wells’ Auto. Ein dreiköpfiges Team. Keine komplizierten Erkundungsmanöver. Als er Markow Wells’ Namen genannt hatte, hatte der General gelächelt. Die Russen hatten im Augenblick nicht viel für die Amerikaner übrig.
    Aber jetzt … Die Sache sah immer unschöner aus.
    »Was meinst du?«, fragte er Tarasow.
    »Wenn man sich einmal auf so eine Operation eingelassen hat …« Tarasow sprach nicht zu Ende, aber Kowalski verstand auch so. Die Russen respektierten Stärke. Bomben, Gift, Mord, sibirische Gefangenenlager - die russischen Führer schreckten vor nichts zurück, um an der Macht zu bleiben, ohne sich dafür zu entschuldigen. Wenn Kowalski einknickte, würde Markow den Respekt vor ihm verlieren. Er würde seine früheren Vorgesetzten im Kreml wissen lassen, dass Pierre Kowalski seinen Biss verloren habe. Die Russen waren Kowalskis wichtigste Geschäftspartner. Ihnen gegenüber durfte er sich keine Schwäche erlauben.
    Und dennoch … Diese Villa, ja sein gesamtes Imperium verdankte er der Tatsache, dass er immer klar gedacht hatte. Bei seinen Geschäften hatte er sich nie von Gefühlen beeinflussen lassen. Nur Frauen konnten sich den Luxus leisten, aus dem Bauch heraus zu handeln.
    John Wells zu töten war keine Notwendigkeit. Warum sollte er das Risiko eingehen?
    »Danke, Anatolij.« Kowalski deutete mit dem Kopf zur Tür. »Komm in einer Viertelstunde wieder.« Er brauchte ein paar Minuten allein. Ein paar Minuten Bedenkzeit.
     
    Eine Viertelstunde später war Tarasow wieder da.

    »Im Haus geht es also nicht«, sagte Kowalski. »Und im Büro auch nicht.«
    »Unmöglich ist es nicht, aber …«
    »Dann nehmen wir sie uns am besten unterwegs vor.«
    »Ich hatte mir gedacht, dass du das sagen würdest.«
    »Wird Markow mehr Leute brauchen?«
    »Er setzt auf Drei-Mann-Teams.«
    »Und was sind das für Männer?«
    »Die Besten, Pierre. Ich kenne sie persönlich.«
    »Gut«, sagte Kowalski. »Und jetzt kümmere ich mich wohl besser um mein Mädchen, bevor es Ärger gibt.«
    Er stemmte sich am Tisch hoch und watschelte zu Nadja. In den Wochen der Verzweiflung, die folgen sollten, würde er sich mehr als einmal fragen, ob seine Entscheidung anders ausgefallen wäre, wenn er nicht so verdammt hungrig gewesen wäre.

5
    Als Wells erwachte, spürte er Exleys Hände über seinen Rücken gleiten, über seine Lenden und Hüften bis zu den dicken Muskelsträngen an seinen Schultern wandern. Der Himmel draußen vor ihrem Schlafzimmerfenster war dunkel, keine Morgenröte kündigte das Ende der Winternacht an.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb sechs.«
    »Bist du schon lange wach?«
    »Sag jetzt nichts, John.«
    Er wollte sich auf die Seite drehen, aber sie hielt ihn fest.
    »Ich arbeite an dir. Augen zu.«
    Wells schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Mit dem Loslassen hatte er allerdings immer schon Probleme gehabt. Außer auf seinem Motorrad auf einer guten Straße ohne Verkehr. Und als Jugendlicher auf seinen Wanderungen durch die Bitterroot Mountains, das tröstliche Gewicht einer Flinte an der Schulter, unter einem wolkenlosen, weiten blauen Himmel, der sich über den von ewigem Schnee gekrönten Gipfeln spannte. Adler und Falken kreisten mit ausgebreiteten Schwingen über ihm in der Thermik. Unter Exleys Händen löste er sich vom Boden. Die Flinte blieb zurück, als er sich in die
Lüfte zu den Raubvögeln erhob. Er zog meilenweite Kreise und betrachtete die Berge unter ihm, bis sich der Himmel schwarz färbte. Er fragte sich, was aus Exley geworden war. Aber so sehr er auch Ausschau hielt, sie blieb verschwunden.
     
    Als er zum zweiten Mal erwachte, quäkte der Radiowecker neben ihrem Bett: 6.45 Uhr. Der Himmel draußen hatte sich grau gefärbt, und das Lokalradio kündigte einen kalten, windigen Tag an. Von Exley war nichts zu sehen, aber er hörte die Dusche rauschen und ging ins Bad.
    »Komm rein, ich wasche dich.«
    Exley hatte Spaß daran, ihn gelegentlich zu bemuttern, so zu tun, als könnte er nicht selbst für sich sorgen. Manchmal fragte er sich, ob alle

Weitere Kostenlose Bücher