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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Sie sehen, dass Sie nichts sehen. Hier ist es schön ruhig, Sie sind völlig ungestört.« Allmählich wurde sie nervös. Sie brauchte einen guten Preis für das Haus, genügend Geld, um Damon eine anständige Kindheit zu finanzieren. Verdammt nochmal, Jesse, wieso musstest du auch zu schnell fahren? Und wieso warst du nicht angeschnallt? Wie konntest du mich alleinlassen, und dann auch noch in diesem Zustand? Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht anfing zu weinen, vor allem, weil sie sich die Tränen nicht selbst abwischen konnte.
    »Ja«, sagte er, »ich bin gern ungestört. Wie die Amerikaner sagen: My home is my castle . Ganz meine Meinung.«
    Er war ein gut aussehender Mann, groß und ein wenig schwer, der mit einem weichen, singenden Akzent sprach. Er kam aus dem Nahen Osten, sie wusste nicht genau, woher, und wollte nicht fragen, um ihn nur ja nicht zu beleidigen. Wenn sie ihn richtig verstanden hatte, hieß er Baschir. Seine Frau trug das typische Kopftuch der muslimischen Frauen und ein braunes Kleid, das vom Hals bis zu den Zehen reichte. Es war ein heißer Junitag, aber das schien ihr nichts auszumachen. Vermutlich war sie Hitze gewöhnt.
    Baschir kam am nächsten Tag wieder, ohne den Makler und ohne seine Frau, aber mit Maßband. Offenbar gefielen ihm die Abmessungen, denn zwei Tage später rief der Makler an und sagte, Baschir wolle das Anwesen kaufen. Zum verlangten Preis und gegen Barzahlung.
    »Er sagt, sie wollen eine Familie gründen und finden es ideal«, erklärte der Makler. »Sie wollen sogar die Möbel und Teppiche, alles komplett, damit sie gleich einziehen können, und sind bereit, noch einmal vierzigtausend für
das gesamte Mobiliar zu zahlen. Solch ein Angebot ist wie ein Lottogewinn, das gibt es eigentlich gar nicht.«
    Agnes war auch der Meinung, dass das Geschäft zu gut klang, um wahr zu sein, vor allem, weil die Möbel ein wenig schäbig und bei weitem keine vierzigtausend Dollar wert waren. Sie wartete auf den Haken, doch es gab keinen. Es dauerte keinen Monat, bis die Papiere unterzeichnet waren. Das erste Mal, dass sie seit jenem Tag im März ein bisschen Glück hatte. Sie zog mit Damon in eine Erdgeschosswohnung in Ithaca und versuchte, das Haus und alles, was mit ihrem Leben vor dem Unfall zu tun hatte, zu vergessen. Sie war nie wieder am Haus. Allerdings sah sie es noch einmal: im Fernsehen. Und als ein Reporter nach dem anderen anrief, um sich danach zu erkundigen, war sie nicht besonders überrascht.
    Nicht, wenn sie daran dachte, wie Baschir auf der Veranda gestanden und mit dem Fernglas die Hügel betrachtet hatte.
     
    Der Stall hinter dem Haus der Repards war immer noch in fröhlichem Rot gestrichen. Drinnen hatte er sich jedoch in eine hochmoderne Maschinenbauwerkstatt verwandelt.
    Ein besonders merkwürdiges Gerät stand mitten im Stall: ein 1,20 Meter hoher, neunzig Zentimeter breiter und neunzig Zentimeter tiefer Block. An den Seiten war er mit Griffen und Ventilen versehen, und an der Oberseite befand sich eine Klappe aus zweieinhalb Zentimeter dickem, brüniertem Stahl. Es sah aus wie eine Waschmaschine, die der Teufel entworfen hatte. Tatsächlich handelte es sich um einen Vakuumofen, ein Meisterwerk der Ingenieurkunst, in dem Metallbarren in einem sauerstofffreien
Vakuum auf 1482 Grad Celsius erhitzt werden konnten.
    Neben dem Ofen befand sich eine Drehbank, daneben ein offener Gasofen, in dem Baschir die Formen erhitzte und bearbeitete, in denen das Uran im Herzen der Bombe gegossen werden sollte. An der hinteren Wand stand eine Anlage zur Erzeugung von flüssigem Stickstoff, im Grunde ein besonders leistungsstarkes Kühlgerät, das pro Stunde fünf Liter der extrem kalten Flüssigkeit produzierte. Haken und Borde neben der Stickstoffanlage nahmen Baschirs Arbeitskleidung und andere Ausrüstungsgegenstände auf, wie eine feuerfeste Jacke, lange Gummistiefel und -handschuhe, einen Gesichtsschutz aus Kunststoff und eine Schutzbrille. Eine Atemmaske. Schwere Stahlzangen und -klemmen, um Eimer mit geschmolzenem Metall anzuheben. Drei Feuerlöscher. Eine Sammlung von Sägen, die jedem Horrorfilm Ehre gemacht hätte: eine Tischsäge, eine Kettensäge, eine Kreissäge mit Diamanttrennscheibe, die Stahl oder Uran schnitt. Hinter der Scheune stand ein Caterpillar-Generator, so dass Baschir keine Elektrizität aus dem Stromnetz entnehmen musste, um seine Geräte zu betreiben.
    Den größten Teil seiner Ausrüstung hatte er über eBay und bei Maschinenbaufirmen überall im

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