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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Halten des Zuges gab es nicht mehr. Seite an Seite jagten Auto und Expreß. Im Auto standen im Rücksitz zwei junge Männer und warteten kaltblütig und besonnen auf den Moment, wo es einem von ihnen gelingen würde, auf eins der hohen Trittbretter des Zuges überzuspringen.
    Alle Fenster des Zuges waren besetzt, um das aufregende Schauspiel mit anzusehen. Immer schneller fuhr der Empire-Expreß – im gleichen Tempo beschleunigte das Auto. Ein Schreien ertönte von all den Reisenden, als jetzt der erste von beiden von seinem Wagen auf den Zug sprang und mit lautem Hallo sein Ziel erreicht hatte. Unmittelbar darauf sprang der zweite, und er wäre wahrscheinlich ein Mann des Todes zwischen Auto und Zug geworden, wenn ihn sein Freund nicht mit sicherer Hand gepackt und neben sich auf das Trittbrett gezogen hätte. Kaum stand der zweite gleichfalls sicher, so wandte er sich an den noch immer mit dem Zuge mitfahrenden Chauffeur und rief:
    »Kehren Sie um und telefonieren Sie sofort nach New York, daß mir Briefe und Telegramme mit dem nächsten Zuge nach Chikago nachgesandt werden.«
    »Yes Sir«, schrie der Chauffeur zurück. – Er stoppte – wie der Wind war der Empire-Expreß an ihm vorüber – in wenigen Sekunden war das Auto nur noch ein Punkt am Horizont und bald war es ganz verschwunden. Erst jetzt stiegen die beiden neuen Fahrgäste vom Trittbrett in den Zug hinein.
    Von allen Seiten wurden sie wegen ihrer Tollkühnheit beglückwünscht. Während der eine von ihnen sich in den bequemen Ledersessel setzte, begrüßte der andere einen Bekannten, der im Zuge saß.
    »Well, Johnston. Ich mußte den Zug erreichen. Verließ mein Office in New York bei Börsenschluß – um 3 Uhr – auf die Minute. Leider hatte mein Auto Aufenthalt und erreichte den Zug in New York nicht mehr. Aber bis Stamfort fährt er nicht allzu schnell, das war mein Vorteil, so konnte ich ihn einholen. Morgen bin ich rechtzeitig bei der Eröffnung des Marktes auf der Chikagoer Börse. Nachmittags 3 Uhr geht es mit dem Gegenzug zurück, und übermorgen erreiche ich die New Yorker Frühbörse.«
    John Workmann bekam zum ersten Male in seinem Leben einen Einblick in das aufreibende amerikanische Geschäftsleben. Jetzt begann er zu begreifen, warum seine Landsleute tagtäglich nach immer mehr »speed« schrien.
    Der Zug begann speed und immer mehr speed zu entwickeln; mit einer Geschwindigkeit von achtzig Meilen in der Stunde jagte er in beinahe nördlicher Richtung dahin. Immer auf dem linken Ufer des Hudson bleibend, folgte er dem Laufe dieses Flusses 200 Kilometer weit bis zum Städtchen Albany. Dann schwenkte die Bahn energisch nach links. Auf einer mächtigen eisernen Brücke donnerte der Westerntrain über den amerikanischen Rhein, und die wilde Jagd gen Westen begann. Utica und Syracuse flogen vorüber. Durch den Bahnhof von Rochester brauste die wilde Jagd und kam erst in Buffalo am Eriesee wieder zum Halten. Jetzt folgte der Bahnstrang über 250 Kilometer unmittelbar dem Seeufer.
    Während die Sommernacht hereinbrach und Dunkelheit die Landschaft umhüllte, saß John Workmann neben Fred Harryson im Aussichtswagen und suchte vergeblich das andere Ufer des Eriesees zu entdecken.
    »Jetzt endlich«, erklärte Fred, »kommen wir aus dem Staate New York heraus und bleiben etwa eine Stunde im Staate Pennsylvania. Dann kommt Ohio, und bei Tagesanbruch werden wir Indiana erreichen.« – Unendliche reiche Fluren waren an diesem Nachmittag vor den Augen des jungen Reisenden vorübergeglitten. Wälder, deren dunkles, bronzeartig schimmerndes Laub bereits den nahen Herbst ahnen ließ. Erntereife Felder, auf denen der Weizen seine Halme unter der Last der schweren Körnerfrucht zu Boden bog.
    John Workmann überlegte, daß er vier Tage und fünf Nächte so weiterfahren und jagen könnte, bevor der Zug ein anderes Weltmeer, das goldene Frisko und die Westgrenze seines Vaterlandes erreichen würde. Er sann und dachte, während die Räder des Schnellzuges ihr eintöniges Lied auf den Schienen hämmerten, und während des Denkens sanken ihm die Lider hinab, und er fiel in den tiefen, traumlosen Schlaf gesunder Jugend.
    Es war bereits heller Morgen, als Fred Harryson ihn anstieß und munter machte. Sein erster Blick fiel wieder auf eine unendliche Wasserfläche. Aber es war nicht mehr der Erie-, sondern der Michigansee, an dessen Südufer der Zug jetzt entlangraste. In Fred Harrysons Begleitung begab er sich in den Speisewagen und betrachtete auch während

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