Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
erklären, was das Wort bedeutet. Vor allem aber will ich einmal sehen, ob die Maiskolben, die wir heute mittag essen wollen, bereits gar sind.«
    Er ging zu dem Kessel, der an drei eisernen Stangen hing, und prüfte mit einem spitzen Holzstab die Maiskolben. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß sie noch hart waren, wandte er sich wieder zu John Workmann und sagte:
    »Nimm Platz, mein Boy. Obwohl es hier in unseren Lagern nicht Sitte ist, sich in gesellschaftlichen Formen vorzustellen, will ich dir doch meinen Namen sagen: – ich heiße Fred Vanderbilt.« –
    Einen Moment hielt John Workmann erstaunt den Atem an. Der Name Vanderbilt war für jeden Amerikaner wie ein Märchenname, wie das Klingen unendlicher Goldberge, wie ein Schlüssel zu dem Reich ungezählter Milliarden.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, erwiderte John Workmann, »meine Frage soll nicht neugierig klingen, aber es interessiert mich, sind Sie mit dem berühmten Vanderbilt verwandt?«
    »Jawohl, mein Junge. Aber das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht nennst du mir jetzt deinen Namen, damit ich auch weiß, wer du bist.«
    »Ich heiße John Workmann.«
    Jetzt war das Erstaunen bei den Jungen. Nach einigen Sekunden sagte der junge Vanderbilt:
    »Also du bist der bekannte John Workmann?«
    »Yes, Sir, ich bin John Workmann.«
    »Well, dann freuen wir uns, dich kennenzulernen.«
    Schweigen trat unter den Jungen ein, als sie den Namen John Workmann hörten, den sie alle aus den Zeitungen kannten. Für viele unter ihnen war er ja ein Vorbild geworden. Nun sahen sie ihn hier dicht vor sich, hatten ihn im Spiel als Gefangenen in ihr Lager gebracht. Und wie es so häufig im Leben geht, fanden sie, daß er eigentlich ganz anders aussähe, als sie ihn sich vorgestellt hatten.
    John Workmann, der ihr Schweigen und Anstarren für Mißtrauen hielt, zog aus seiner Brieftasche die Nummer des »Herald« hervor, die sein Bild enthielt.
    »Ihr scheint mir nicht zu glauben, daß ich John Workmann bin. Aber hier könnt ihr mein Bild in der Zeitung sehen.«
    Alle Jungen sahen auf das Zeitungsbild, obwohl keiner von ihnen an John Workmann gezweifelt hatte. Der junge Vanderbilt, der neben John Workmann stand, reichte ihm nochmals die Hand und sagte:
    »Du verstehst uns nicht. Keiner von uns denkt, daß du uns belogen hast. Und nun bitte ich dich, entschuldige den Überfall, den ich mit meinen Freunden ausgeführt habe. Du mußt bedenken, daß ich eigentlich ein Recht habe, jeden Fremden, der sich hier auf den Feldern aufhält, festzuhalten. Du stehst auf dem Eigentum meines Vaters. Doch nun laß uns gute Freunde sein. Wir werden uns alle freuen, wenn du nicht gleich wieder fortgehst, sondern einige Tage bei uns bleibst. Da kannst du sehen, wie wir hier leben, und an unseren Spielen und Arbeiten teilnehmen.«
    John Workmanns Zorn war vollständig verflogen. Jetzt schätzte er sich sogar glücklich, daß die Boys ihn gegen seinen Willen in das Lager gebracht hatten. Ein zweiter Junge trat auf ihn zu, ein großer, langaufgeschossener Bursche, der die übrigen um Kopfeslänge überragte, gab John Workmann die Hand und sagte:
    »Es freut mich, daß ich dich kennenlerne, John Workmann. Mein Name ist Fred Harryson. Ich besuche noch die Schule und will Ingenieur werden. In meinem Zelt ist noch ein Platz frei, den biete ich dir für die Tage, die du hier bleiben willst, an.«
    »Well, boys«, rief jetzt der Führer, den John Workmann zuerst für den einzigen Weißen gehalten hatte, »die Maiskolben sind gar und ich denke, wir essen zu Mittag.«
    Nach Indianerart setzten sich die Boys ohne alle Umstände auf den Erdboden, ein Blechtopf mit den Maiskolben wurde in die Mitte gesetzt, ein kleiner Holznapf mit Salz daneben, und mit gesundem Appetit begannen sie alle zu essen. Selbst für John Workmann, der doch in einfachen, ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, war es zuerst ein komisches Gefühl, mit den Händen, ohne Teller, Messer oder Gabel zu essen. Wie anders aber mußte dieser Mangel auf die vornehmen, wohlerzogenen reichen Jungen wirken, die doch von allem Luxus der Welt umgeben aufgewachsen waren.
    Aber mit fröhlichen Mienen und zufrieden glänzenden Gesichtern bissen die weißen Zähne der Boys in die Maiskolben und knabberten einen nach dem andern ab. Nachdem sich alle gesättigt hatten, holten einige von ihnen Früchte und Weißbrot und reichten es als Nachtisch herum. Dann legten sie sich zur Ruhe nieder.
    Zum ersten Male betrat John Workmann ein echtes Indianerzelt.

Weitere Kostenlose Bücher