John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
auf dem staubigen Wege durstig geworden war, und mit langem Zuge das erfrischende, wenig Alkohol enthaltende Getränk zu sich nahm.
»Well«, fuhr Fred Harryson fort, »ich werde mit Mr. Hamley telefonieren, damit er uns mit der Motordräsine abholt.«
John Workmann blickte ihn überrascht an. »Glaubst du wirklich, Fred, daß man uns einen Motorwagen 150 Meilen über Land entgegenschickt?«
»Aber sehr stark, Jonny. Sie brauchen jetzt, da der Weizen reif ist, alle Hände, und besonders mich, weil ich eine Mähmaschine bedienen kann. Jetzt ist es 2 Uhr nachmittags, und bis zum Abend werden wir in Manituba Farm sein.«
Er verschwand hinter einem hölzernen Verschlag, in dem sich eine Telefonleitung befand, die nach Manituba Farm führte. Während seiner Abwesenheit lauschte John Workmann interessiert auf die Gespräche der an der Bar stehenden Farmer.
Vieh und Weizen, der Ertrag der Ernten in diesem Jahr, der Mangel an Arbeitskräften, das war die Unterhaltung, welche die Männer führten. Man sah es diesen Männern nicht an, daß sie große Vermögen repräsentierten. In den großen Städten hätte man ihnen schnell auf der Straße Platz gemacht, denn nach der Kleidung zu urteilen, hatte man es mit Landstreichern zu tun. Und doch besaßen sie vielleicht mehr Vermögen als mancher Bankier in den großen Städten, und sie waren im Winter die bestzahlenden Gäste in den großen amerikanischen Hotels.
In diesem Augenblick kam Fred Harryson wieder aus dem Verschlage heraus.
»Hol’s der Teufel, ich kann keinen Anschluß bekommen. Sie sitzen doch sonst in Manituba Farm nicht auf den Ohren. Ich fürchte fast, die Leitung ist gestört.«
»Faule Sache«, brummte der Farmer, der Fred Harryson zu engagieren versucht hatte. »Wenn Sie keinen Anschluß bekommen, schickt Mr. Hamley die Motordräsine heute sicher nicht mehr runter. Sie haben auch jetzt zu hart zu tun, um die Leitung sofort abzusuchen. Da werden Sie hier wohl ein paar Tage vor Anker gehen müssen.«
»Eine Motordräsine? Was ist denn das?« fragte John Workmann.
»Das praktischste Ding von der Welt, John«, erklärte Fred Harryson. »Ein federleichtes Gestell mit vier Rädern, die auf die Spurweite des Geleises passen. Dazu ein kleiner Benzinmotor, der die ganze Karre mit 70 Meilen über das Geleise vorwärts treibt. Hätten wir die Dräsine hier, so könnten wir in 2 ½ Stunden in Manituba sein.«
»Ich halt nix von dem Gelumpzeug«, mischte sich Mr. Arndt ein. »Vor Jahre hielt ich mir selber solch Ding, um mal schnell in die Prärie komme zu können. Alle Augenblicke war an dem Motor was entzwei. Schließlich hab ich Stück um Stück davon verkauft. Erst den Motor, dann das Getriebe. Gerad das Wägele selbst mit seine vier Räder liegt noch in der Rumpelkammer.«
John Workmann war unruhig im Schankraum hin- und hergegangen, während der Wirt sprach und Fred Harryson seine Sandwiches vertilgte.
»Können Sie mir den Wagen zeigen?« fragte John Workmann unvermittelt den Wirt.
»Wenn Ihne des Gelumpzeug Freid macht, müsse Sie hinter das Haus gehe und in den Stall gucke.«
»Was willst du denn mit dem Wagen machen?« rief Fred Harryson, aber John Workmann war schon draußen, um sich das Gelumpzeug anzusehen.
Dicht hinter dem Hause liefen die Schienen der Feldbahn, und John Workmann konnte den Strang als eine fortlaufende Linie bis zum Horizont der Prärie verfolgen. Sinnend blieb er vor dem Geleise stehen und blickte auf die weite, braun-grün schimmernde Fläche hinaus, die fast ohne Grenzen, wie das unendliche Meer vor ihm lag, und er vergaß fast, daß er ja auf den Hof gekommen war, um sich den motorlosen Wagen anzusehen.
Wie gebannt hingen seine Augen an dem in der Ferne mit dem Himmel verbundenen Horizont der Prärien. Dort irgendwo vor ihm sollte das noch unfaßbare Glück liegen, ja dort mußte es irgendwo liegen – ganz sicher – entweder die Goldmine oder die Petroleumquelle oder die Kohlen- und Eisenstätten.
Und im Geiste sah er sich bereits im Besitz des Landes, herrschend wie ein großer Fürst, und Tausenden Arbeit und Brot gebend. Er brauchte ja jetzt nur in die weite, unendliche Welt hineinzuwandern, und in ihm war eine Stimme, die ihm sagte:
»Du wirst das finden, was du hier suchst.«
Dann überlegte er. Eigentlich war es eine Dummheit, daß er auf die Manituba Farm ging, um dort wie ein gewöhnlicher Arbeiter mehrere Monate lang sein Geld zu verdienen. Er glaubte ja doch zu wissen, daß man Geld nicht mit den Händen
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