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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schützen haben. Und das Schlimme für uns Feuerwehrleute von der See ist, daß alle diese Stoffe einen Feuerfraß bilden, wie man sich ihn besser gar nicht denken kann. Da sind große Lager von Kohlen, Öltanks, große Holzmengen, Felle, Häute, Tausende von Tonnen mit brennbaren Stoffen gefüllt! Yes, Sir! Mehl in großen Mengen, Getreide und derlei Dinge, so daß sich Feuerherde bilden, die wir nur aus bedeutender Entfernung bekämpfen können, weil die Glut zu stark ist. Etwas anderes ist es, wenn wir es mit einem brennenden Schiff zu tun haben. Wenn irgend möglich, schleppen wir es mitten auf den Strom, damit die Gefahr vom Lande abgewandt ist. Dann haben wir schon ein gutes Stück Arbeit getan. Dann haben wir nur noch den Kampf gegen das Feuer im Schiff zu führen und nicht mehr die Docks gegen einen Feind zu verteidigen, der schlimmer ist, als die Menschen sein können.«
    »Ich erinnere mich«, sagte John Workmann, »daß seinerzeit die Docks des Norddeutschen Lloyd brannten, große Ozeandampfer in Flammen gerieten und viele Menschen dabei umkamen.«
    Das frische Gesicht des alten Mannes wurde bleich und grau.
    »Yes, Sir, – Sie tun mir keinen Gefallen, mich daran zu erinnern. Wenn an der Williamsburg-Brücke das gefährlichste Feuer war, das wir zu bekämpfen hatten, so war der Brand der Norddeutschen Lloyd-Docks das Entsetzlichste, das ich erlebt habe. Wie wir endlich die großen Ozeansteamer in den Strom hinaustrieben, eine rote, farbige Hölle, mit Flammen, so hoch wie die Wolkenkratzer, mit Rauchwolken, so dicht, als wäre die ganze Luft ein einziger Ruß und Qualm, und wir mit unseren Feuerbooten dicht zu seiten dieser brennenden Dampfer lagen, da kam erst das Gräßliche: Auf eisernen Leitern, die so heiß waren, daß uns die Haut an ihnen klebenblieb, standen wir und versuchten, die engen Bullaugen in den dicken Schiffswandungen mit unseren Äxten zu zerschlagen, um den armen Menschen, die dahinter standen und halb verrückt uns um Hilfe und Rettung anwimmerten, die rasend, verzweifelt, gellend und unsinnig schrien, Hilfe zu bringen. Und wir mußten von draußen zusehen, wie hinter ihnen die Teufelslohe, das fressende Feuer, gierig in die Kabinen eindrang. Und dann! – Vorbei Sir! – Noch oft schrecke ich des Nachts aus wüsten Träumen empor. Dann höre ich die Rufe der Unglücklichen. Dann schlage ich wild mit den Fäusten in die Luft, als habe ich noch eine Axt und es würde mir gelingen, die dicke Schiffswand aus Stahl und Holz zu durchschlagen. – Yes, Sir – es wäre besser gewesen, Sie hätten mich nicht danach gefragt. Das Schreckliche ist nicht zu erzählen. Und doch! – Ein einziges Leben habe ich gerettet –.« Die Stimme des alten Seebären wurde leise und rauh, fast heiser. John Workmann sah, daß seine klaren Augen einen feuchten Glanz erhielten und ein paar Tränen langsam über die Wangen hinabliefen.
    »Ich habe ein kleines Kind, einen Säugling gerettet, den gab mir die Mutter durch das Fenster, durch diese kleinen Fenster, die nur so groß sind, daß ein Kind von wenigen Monaten hindurch kann. Und bis zum letzten Moment hielt ich das Kind der Mutter an das Fenster. Sie herzte und küßte es, bis sie die Flammen töteten.«
    Er gab sich einen Ruck, wischte sich hart mit der Faust die Tränen ab und sagte:
    »Sehen Sie, auf diesem Posten hier stehe ich nun schon seit fünfzehn Jahren, und immer, wenn es um die Mittagsstunde ist, und ich sehe auf den Hafen nach Hoboken rüber, dann habe ich Furcht, daß sich dort drüben wieder eine Rauchwolke erhebt und ein Feuer ausbrechen könnte, ähnlich dem auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyd. Gott behüte uns davor!«
    »Wenn ich Sie fragen darf«, sagte John Workmann, »welchen Beruf hatten Sie oder Ihre Kameraden, bevor Sie bei der Hafenfeuerwehr eintraten?«
    »Die Hälfte von uns sind ehemalige Seeleute, Kameraden, denen ihr Seehandwerk zu rauh geworden ist, die aber auch noch nicht an Land vor Anker liegen und nichts mehr tun wollen. Haben zum Teil keine Familie und sind glücklich, daß sie hier in unserem Hause alles haben, was zum Leben gehört. Es sind alles Kämpfer, keine Feiglinge – Männer, die bis zum letzten Blutstropfen auf ihrem Posten kämpfend stehen, und alles andere vergessen, auch das eigene Leben.«
    John Workmann unterbrach die Erzählung und fragte:
    »Ist es gestattet, ein Feuerwehrboot anzusehen und sich von jemandem erklären zu lassen. Mich würde das sehr interessieren.«
    Der alte Mann

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