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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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das Herz. Dann schritt er entschlossen vorwärts.
    Sein Auge fiel auf hell erleuchtete Fenster. »Saloon« stand da in großen goldenen Lettern. Darunter eine lange Liste der guten Dinge, die es hier für die Gäste gab. Jedenfalls war es das Beste, erst einmal irgendwo den hellen lichten Tag abzuwarten, bevor man etwas Weiteres unternahm. Mit diesem Entschluß trat John Workmann in den »Saloon«, holte sich an der Bar ein Glas Tee und setzte sich an einen der weißgescheuerten runden Tische. Jetzt war es halb acht Uhr. Durch die Fenster stahl sich eben erst das Morgengrau, und vor zwei Stunden konnte John Workmann kaum etwas unternehmen. Während er in einer Zeitung las, hörten seine Ohren auf das, was sonst im Raume vorging.
    An der Bar standen zwei Männer, der Kleidung nach Angehörige der mittleren Berufe, und schwätzten mit dem Wirt. Erst hörte John Workmann nur mit halbem Ohr hin. Es war die übliche Geschichte, die er auch in New York schon so manches Mal gehört hatte. Zwei Leute, die irgendwo ihre Stelle verloren hatten und die nun dem Wirt ihrer Stammkneipe ihr Herz ausschütteten. Solche Geschichten kannte John Workmann wirklich in ausreichender Menge, und gewöhnlich nahmen sie einen ziemlich traurigen Verlauf. Denn wer in Amerika nicht sofort um eine neue Position fighten geht, wie die Deutsch-Amerikaner zu sagen pflegen, sobald er seine alte verloren hat, der kommt gewöhnlich sehr schnell unter den Schlitten. Dann aber ließen ihn einzelne Worte und Sätze schärfer hinhorchen. Immer wieder fiel der Name eines Mr. Taylor in den Reden dieser Leute. Mr. Taylor, das versicherten sie beide dem Wirte mit einer durch den Whisky gesteigerten Beredsamkeit, Mr. Taylor ganz allein wäre an ihrem Unglück schuld. Der Chef habe es gut mit ihnen im Sinne gehabt, der hätte sie in ihren Stellungen halten wollen. Aber das Examen habe ihnen das Genick gebrochen.
    Der Wirt nickte gleichmütig und schenkte ein paar neue Gläser Lagerbier ein. Nachdem die beiden getrunken hatten, ging die Rede weiter. Im freien Amerika wäre man, und nicht in dem verrotteten alten Europa, wo sogar jeder Briefträger und Eisenbahnmann ein Examen machen müsse. Eine Sünde und eine Schande wäre es, alte Leute und Familienväter zu prüfen wie einen grünen Lehrling. Das möchten sie gefälligst mit den Studenten in Massachusetts oder Vermont machen. Den verdammten Rechtsanwälten und Doktoren wäre eine Prüfung sogar ganz gesund und zu gönnen. Aber einen tüchtigen Eisendreher und einen Maschinenbauer sollte man gefälligst damit verschonen.
    John Workmann horchte gespannt weiter. Jetzt kamen die beiden Zecher sogar auf Psychologie zu sprechen. Immer wieder drang das Wort »psychological laboratory« in der breiten westamerikanischen Aussprache John Workmann ins Ohr. Das wäre die Quelle alles Unheils. In dem Labor würde man wie ein kleiner Junge vorgenommen und müsse die verrücktesten Aufgaben lösen. Da habe man von dem Dreher verlangt, daß er die Durchmesser verschiedener Stahlwellen mit der Mikrometerlehre ausmessen und genau aufschreiben solle. Der Maschinenbauer habe sogar Aufgaben aus dem kleinen Einmaleins lösen müssen. Einen ganzen Tag habe diese verrückte Prüfung gedauert, und dann sei der traurige Schluß gekommen.
    »Nicht geeignet für den Betrieb«, habe die Zensur gelautet. Am nächsten Sonnabend hätten sie noch den Scheck für ihren letzten Wochenlohn erhalten, mit dem kurzen Bescheid, daß man keine weitere Verwendung für sie habe. Da säßen sie nun schon seit drei Tagen und hätten noch keinen neuen Job.
    Eine neue Lage Lagerbier und Whisky begoß dies Geständnis von zwei schönen Seelen. John Workmann schauderte unwillkürlich zusammen. Er machte sich überhaupt nicht viel aus Alkohol. Ein Glas des leichten amerikanischen Lagerbiers war das höchste, was er sich gelegentlich leistete, das aber stets erst in den Abendstunden, nachdem des Tages Arbeit hinter ihm lag. Er kannte den Einfluß des Alkohols und namentlich des am frühen Morgen genossenen Alkohols zur Genüge, um sich sehr genau vorzustellen, wie es mit den beiden Brüdern am Schanktisch da vorne weitergehen würde. Sie würden heute in dem »Saloon« sitzenbleiben und ein Bier und einen Whisky nach dem anderen trinken. Aus dem Frühschoppen würde ein Nachmittagsschoppen und aus diesem ein Abendschoppen werden. Große Pläne würden die beiden Zecher im Laufe des Tages unter dem Einfluß des Alkohols schmieden und keinen Schritt zu ihrer

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