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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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gefräßiges Geschwür unterhalb der Nase zur Wehr setzte, war
Philippe bereits in jungen Jahren ein Kerl im Format von
Michel Le Basque. Standen sie Rücken an Rücken, traute sich
nicht der kühnste Bootsmann an sie heran. Es war nur eine
Frage der Zeit, bis sie mit ihren Dickschädeln
aneinandergerieten. Der Überfall auf die Perlenfischer
brachte den endgültigen Eklat. Philippe blieb über Wochen
mitsamt der erbeuteten Prise verschollen. Vermutungen wurden
laut, die Spanier hätten ihn erwischt, was Nicolas in tiefe
Trauer stürzte. Erst zwei Monate später erfuhr Michel Le
Basque, dass sich Philippe nach Kuba zurückgezogen hatte, wo
er nahe der Stadt Los Cayos sein Unwesen trieb. Weshalb er
der Bruderschaft entsagt und dafür seinen jüngeren Bruder im
Stich gelassen hatte, blieb ein Geheimnis. Der erzürnte
Baske verlangte Genugtuung von Nicolas und ließ ihn tagelang
an einen Baum binden. Peitschenhiebe sollten ihn gefügig
machen. Nie würde Jérôme den Anblick des gemarterten Jungen
vergessen, der mehr tot als lebendig zu Boden fiel, als man
ihm die Fesseln durchschnitt. In diesem Zustand schwor er
dem Basken ungebrochene Treue und lebenslangen Gehorsam.
Philippe Lormel wurde gebannt und Michel Le Basque
verkündete, dass er ihn nie wieder auf der Île de la Tortue
zu sehen wünsche. In den darauffolgenden Jahren kamen die
Geschwister nicht wieder zusammen. Philippe trieb Handel mit
den Holländern, scharrte abtrünnige Brüder um sich, um gegen
den Basken zu intrigieren und machte die Inseln über dem
Winde zu seinem Refugium. Nicolas dagegen wählte unbekannte
Routen und Ziele, kam jedoch stets mit reicher Beute zurück
und wurde über die Jahre zu jener düsteren Gestalt, der er
seinen Namen verdankte: Tête-de-Mort.
    Jérôme rieb sich die Stirn. Die Erinnerungen ermüdeten
ihn. Er musste handeln! Das Leben von Jacquotte war in
Gefahr, und er durfte nicht zulassen, dass ihr etwas
zustieß. Gleichgültig wie sehr er ihren Eigensinn
verabscheute, sie blieb Émiles Kind. Gefolgsbrüder bis in
den Tod. Er würde diesen Schwur nicht brechen. Doch er
wusste nicht mehr, wem er vertrauen konnte. Wäre Pierre vor
Ort, hätte er sich den Burschen sofort zur Brust genommen,
um herauszufinden, ob die Worten des Basken der Wahrheit
entsprachen. Aber Pierre war anstelle von François
L’Olonnais gen Nueva Venezuela gesegelt, um vor der Küste
spanische Gefangene zu machen. Jérôme grübelte. Es war in
der Tat merkwürdig, ihn derart eilig aufbrechen zu sehen,
obwohl die Kunde herumgereicht wurde, die rote Jacquotte
läge im Sterben. Hatte der Junge etwas mit der Verschwörung
zu tun? Jérôme biss die Zähne aufeinander. Wie
vertrauenswürdig war im Gegenzug Tête-de-Mort? Er würde
jemanden bestechen müssen, um rechtzeitig zu erfahren, wenn
die
Fortune Noire
Kurs auf Cayone nahm. Bis zu ihrem
Eintreffen musste er entscheiden, wem er sein Vertrauen
entgegenbrachte. Das Wohl seiner Familie hing davon ab.
    François L’Olonnais hielt Abstand zu dem beleibten Mann,
der sich keuchend die Straßen bergauf kämpfte. Seine Gier
nach Rache war um vieles größer als die des Basken, den er
derart verachtete, dass es all seine Reserven freisetzte. Er
wäre Jérôme ohnehin gefolgt, selbst wenn ihm der Baske nicht
den Auftrag dazu erteilt hätte. Doch auf diese Weise konnte
er sein Vorhaben besser umsetzen. Er gab vor, die Befehle zu
befolgen und handelte ausschließlich im Eigeninteresse. Denn
im Gegensatz zu Michel Le Basque verfügte er über Wissen,
welches ihm einen unschätzbaren Vorteil einbrachte.
L’Olonnais lächelte. Der Baske glaubte, er sei sein
Handlanger, aber in Wahrheit zog er im Hintergrund die
Fäden. Dafür würde er Remi stets dankbar sein. Der gut
gebaute Mann war ihm zum richtigen Zeitpunkt in die Arme
gelaufen.
    L’Olonnais kannte die Krankheit des Herzens, die ganz
offensichtlich auch in ihm schlummerte. Remi stammte von
Tierra Grande. Er hatte unter den Bukanieren gelebt und
verfügte über wertvolles Wissen. L‘Olonnais hatte ihm all
die Informationen entlockt, die er benötigte, um
entsprechend zu handeln. Wenn der Baske nur wüsste, wen er
da um einen Gefallen bat! Jérôme und Jacquottes Vater waren
Gefolgsbrüder gewesen. Er hatte für die rote Peitsche
gesorgt und kannte sie seit ihrer Kindheit. Es war folglich
nur eine Frage der Zeit, bis Jérôme sich mit dem roten Weib
traf, um sie zu warnen. L’Olonnais rieb

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