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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Verwandte ehemaliger spanischer Reitpferde, die
inzwischen in großer Anzahl über die Insel wanderten. Die
Jäger fingen sie, um die Felle und das Fleisch an die Küste
zu transportieren. Jacquotte hasste jedoch die brutale Art,
mit der man die Pferde zähmte. Sie wurden mit Schlingen
gefangen, die man auf ihren Trampelpfaden auslegte und dann
so lange geschlagen, bis ihr Wille gebrochen war und sie
sich fügten. In ihrer natürlichen Umgebung aber besaßen sie
einen ursprünglichen Stolz, der Jacquotte immer wieder aufs
Neue staunen ließ. Auch dieses Mal konnte sie sich nur
schwer von ihrem Anblick trennen.
    Als sie die abfallenden Felsen erreichten, hob sie Manuel
auf Pierres Rücken. Sein Hund blieb als Wachposten zurück
und legte den Kopf betrübt auf die Vorderpfoten. Der Weg
entlang der Felswand war tückisch und erforderte bei jedem
Schritt Konzentration. Lose Steine konnten ins Rollen
geraten und Stürze zur Folge haben. Versteckt unter einem
Vorsprung fanden sie schließlich ihr Ziel: Eine kleine Höhle
mit natürlich geformten Sitzbänken, die dichtes Gestrüpp vor
der Sonne schützte. Durch eine Lücke im Buschwerk bot sich
freier Blick aufs Meer, das sich viele Meter unter ihnen
befand. Von den Ästen eines tiefhängenden Baumes pflückte
Jacquotte hühnereigroße Früchte, die voll weißen Milchsaftes
waren und wunderbar schmeckten. Mit ihnen stillten sie den
Durst, bevor sie von dem geräucherten Fleisch nahmen, das in
Palmblätter gewickelt im hinteren Teil lagerte. Dort lagen
außerdem Muscheln, bunte Federn und Pfeilspitzen, die Manuel
mitbrachte, sowie frisches Wasser in Rinderblasen. Jacquotte
überprüfte die Vorräte bei jedem Besuch und sorgte dafür,
dass sie nicht zur Neige gingen.
    Während Manuel mit seinen Schätzen spielte, setzte sie
sich mit Pierre an den Rand der Höhle und ließ die Füße über
den Überhang baumeln. Durch den Wind war die Sicht an diesem
Tag so klar, dass die Île de la Tortue zum Greifen nahe
schien. Jacquotte erkannte den weißen Schaum, der auf den
Wellen tanzte, wenn sie an den Klippen des
schildkrötenförmigen Eilands zerschellten. Zwei Schiffe
glitten mit gebauschten Segeln über das Wasser und
versuchten, gegen den Wind zu kreuzen, um in die geschützte
Hafenbucht zu gelangen. Schwarze Fregattenvögel, deren
Geschrei von den Felsen widerhallte, flankierten sie. Die
Île de la Tortue war eine sagenumwobene Insel, Zankapfel der
großen Seefahrernationen, die ihre Kolonien provokant neben
den spanischen Niederlassungen gründeten.
    »Man mag den Hugenotten Le Vasseur nennen, wie man will,
aber nur ihm verdanken wir, dass Tortue befestigt und über
Jahre unangreifbar wurde.« Pierre reckte den Kopf, als
könnte er das Fort de Rocher an der Südseite der Île de la
Tortue erkennen.
    »Le Vasseur war grausam! Er sperrte Gefangenen in kleine
Käfige, in denen sie weder sitzen noch stehen konnten, und
hat sie in der Sonne geröstet. Das klingt mir eher nach
einem Mann, der Macht demonstrieren will und nicht nach
einem Wohltäter. Ich denke, er wurde nicht umsonst
ermordet.« Jacquotte, der besonders die blutrünstigen
Erzählungen im Gedächtnis geblieben waren, wollte Pierres
Meinung nicht teilen.
    »Unfug! Kein Gouverneur vor ihm hat sich in solchem Maß
für Tortue eingesetzt. Sieh dir bloß seinen Nachfolger an.
De Fontenay hat sich von nur zwei spanischen Schiffen
besiegen lassen und die Insel aufgegeben. Und was ist die
Folge? Die niederträchtigen Spanier besetzen sie noch immer
mit nur einer einzigen Garnison.«
    »Und die Bruderschaft lässt sich davon einschüchtern«,
spottete Jacquotte.
    »Sie formieren sich bereits. Es fehlt ihnen einzig an
Kanonen und Schiffen. Der französische König hält sich aus
den Angelegenheiten heraus, denn noch scheut er den
Machtkampf mit Spanien in diesem Teil der Welt«, erklärte
Pierre.
    »Was geht es dich an?« Seine Leidenschaft für die
Küstenbrüder nagte an ihr. Je mehr er mit den anderen
Männern zusammen war, desto mehr wurde ihre politische
Gedankenwelt zu der seinen.
    »Glaub mir, in nicht allzu ferner Zukunft werden sich die
Brüder der Küste die Île de la Tortue zurückholen. Und ich
werde dabei sein!«
    »Aber du bist kein Mitglied der Bruderschaft, Pierre!
Warum kämpfst du ihren Kampf?«, schoss Jacquotte zurück. Sie
bohrte den Stachel bewusst in die Wunde, die Pierre am
meisten schmerzte.
    Er biss die Zähne aufeinander und starrte

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