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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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gut. Selbst die Engländer haben bisher noch keinen
Vorstoß nach Maracaibo gewagt, und ich sehe große Schätze,
die es dort zu heben gibt. Die Spanier stehen durch die
ständigen Angriffe auf ihre Küste unter Druck. Wir sollten
bald handeln.« Er sah L’Olonnais fragend an. »Wann gedenkt
Ihr aufzubrechen?«
    Keiner der Männer wagte es zu schmunzeln, aber in ihren
Gesichtern stand der Hohn. Im Bewusstsein, vorgeführt zu
werden, zog L’Olonnais ärgerlich die Oberlippe hoch.
    »Sobald ich genügend Männer gefunden habe, die sich mir
anschließen«, murrte er.
    Stille senkte sich über den Raum. Niemand wollte dem
jähzornigen Mann folgen, der bereits so vielen Brüdern den
Tod gebracht und seinen eigenen stets zu verhindern gewusst
hatte.
    D’Ogeron versuchte zu vermitteln: »Wir können Geschichte
schreiben, Männer! Lasst nicht zu, dass die Engländer als
Einzige in der Lage sind, eine stattliche Streitmacht gegen
die Spanier zu führen. Als Brüder der Küste seid ihr eine
unschlagbare Einheit.« Er wechselte einen bedeutenden Blick
mit Michel Le Basque und überließ ihm das Wort.
    Der Baske wirkte erstaunt, und Bigford lobte D’Ogeron in
Gedanken für diesen diplomatischen Schachzug. Der Gouverneur
maß sich nicht an, ein Bruder der Küste zu sein, sondern
stellte den Mann in die Verantwortung, der der Bruderschaft
vorstand.
    Michel Le Basque zwinkerte sich den Schweiß aus den Augen.
»Aye«, sagte er. »Wir verfügen mittlerweile über zwei
spanische Informanten, die bereits seit Längerem auf der Île
de la Tortue weilen. Ich halte sie für vertrauenswürdig. Sie
stammen aus Maracaibo, und für einen entsprechenden Anteil
an der Prise sind sie bereit, uns den besten Weg zu zeigen,
um das Fort El Fuerte de la Barra zu erstürmen und uns auf
diese Weise die Einfahrt in den See und zur Stadt Maracaibo
zu ermöglichen.«
    Einige Kapitäne nickten interessiert.
    »Werdet Ihr selbst an diesem Angriff teilnehmen?«, fragte
Jan Willems herausfordernd und sprach damit aus, was sich in
den Köpfen der übrigen Brüder bereits festgesetzt hatte.
François L’Olonnais war kein verlässlicher Anführer. Mit
Worten würde man niemanden mehr davon überzeugen können, ihm
zu folgen. Die Bruderschaft wollte Taten sehen. Michel Le
Basque starrte in die Runde und Bigford erwartete seine
Aussage mit Spannung.
    »Zweifelt Ihr an meinen Aussagen?«, ging er die Männer an.
Gemurmel machte sich breit. D’Ogeron lehnte sich zurück.
Offensichtlich wusste er, dass es nicht der richtige
Zeitpunkt war, um sich einzumischen.
    »Ihr seid es nicht, an dem wir zweifeln«, bemerkte Pierre
Le Picard und einige Männer brummten zustimmend. L’Olonnais
verengte die Augen, doch der Baske brachte ihn mit nur einem
einzigen Blick dazu, sich zu beherrschen.
    »Ich habe nicht vor, mich meiner Verantwortung zu
entziehen«, erwiderte er. »Wenn ihr mich um meine
Unterstützung bittet, dann werde ich dieser Mission
beiwohnen.« Er sah zu D’Ogeron hinüber. »Als Major dieser
Insel stehe ich in Euren Diensten,
monsieur
. Stellt Ihr mich
frei?«
    D’Ogeron nickte erfreut.
    Michel Le Basques knotige Narbe, die sich über sein linkes
Auge zog, zuckte merklich, als er sprach: »Abgemacht! Ich
werde das Magazinschiff befehligen sowie die Gefechte an
Land. François L’Olonnais obliegt der Befehl der Schiffe auf
See.«
    Bigford staunte. Der Baske gab sich mit der geringeren
Position zufrieden und überließ L’Olonnais das Kommando. Was
hatte das zu bedeuten? Sein entschlossener Gesichtsausdruck
deutete darauf hin, dass diese Tatsache nicht weiter
verhandelbar war. Die Männer sahen sich an.
    »Hervorragend«, sagte D’Ogeron eilig und fügte an
L’Olonnais gewandt hinzu: »Erlaubt mir, Euch Moïse Vauquelin
als Vizeadmiral zur Seite zu stellen. Er wird ein Schiff aus
meiner Flotte befehligen, welches neunzig Mann fasst und mit
zehn Kanonen bestückt ist. Er segelt mit einem
portugiesischen Kaperbrief, der Euer Unternehmen
legalisiert.«
    D’Ogeron und der Baske verhakten ihre Blicke ineinander.
Bigford unterdrückte ein Grinsen. Der Gouverneur war
verschlagen. Man sah es ihm nicht an, aber er wusste stets,
was er tat. Einen Vertrauten mit seinem eigenem Schiff nach
Maracaibo zu entsenden, sicherte ihm sowohl einen Großteil
der Prise als auch wichtige Informationen über den Überfall
zu und hielt den Olonnaisen davon ab, eigenmächtige
Entscheidungen zu treffen. Eine

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