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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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wusste, dass der Plan des
Basken ein anderer gewesen war. Es entbehrte jeder Logik,
ein Schiff lediglich zu zweit und mit Vorsatz in einen
derartigen Sturm zu segeln, während der Rest der Mannschaft
unwissend in den Schenken der Stadt herumsaß. Hatte der
Totenkopf gar gemeinsame Sache mit dem Olonnaisen gemacht?
Es gab viele Geschichten über den Untergang der
Fortune
Noire
und keine war wie die andere. Dennoch, der Ruhm der
roten Peitsche war ungebrochen. Ihre Lieder wurden
allabendlich in den Tavernen angestimmt, und etliche
Kapitäne hissten ihr zu Ehren schwarze Flaggen mit
Totenköpfen oder gekreuzten Knochen, um wie sie mit dem Tod
zu segeln. Bigford begrüßte diese Verehrung nicht besonders,
wäre es ihm doch lieber gewesen, sie am Leben zu wissen.
Ihren Mut besaßen die wenigsten Männer an diesem Tisch und
keine Frau, die er je kennenlernen durfte, vermochte ihr das
Wasser zu reichen. Schon gar nicht seine eigene. Anfangs
noch mit einem lieblichen Wesen und einer straffen Figur
ausgestattet, hatte sie sich in den letzten beiden Jahren
zusehends in ein übellauniges Fass verwandelt, dem er nach
längerer Abwesenheit erst wieder zeigen musste, wer der Herr
im Haus war. Zugegeben, ihr Becken wurde einladender, je
weicher es wurde, aber ihre rotblonden Haare litten unter
der Sonne und erinnerten ihn inzwischen mehr an reife
Weizenfelder als an das Fuchsrot, das er so begehrt hatte,
dass er sich dazu hinreißen ließ, eine Ehefrau mit irischer
Abstammung zu wählen.
    Bigford kratzte sich gedankenverloren im Schritt und
richtete seine Aufmerksamkeit auf Bertrand D’Ogeron, der in
diesem Augenblick den Raum betrat. Er trug eine eng
anliegende, kurzärmelige Jacke aus dunkelgrünem Canvas,
darunter ein weißes Hemd mit verkürztem Kragen über weiten
Kniebundhosen, deren Saum mit einer grünschillernden Borte
abgesetzt war. Das Leder seiner hohen Stiefel war abgewetzt
und fleckig. Entgegen der üblichen Mode, die Regenten und
höheres Volk vom Rest der Bevölkerung unterschied, schmückte
sich Bertrand D’Ogeron nicht mit einer Perücke. Seine
hellbraunen, lockigen Haare fielen ihm geordnet auf die
Schultern, und seine aufmerksamen Augen blitzten unter
flaumigen Brauen hervor. Kräftige, rote Backen umrahmten
einen schmalen Mund, dessen Mundwinkel stets nach oben
zeigten. An diesem Tag kräuselte er kurz die Nase, als er
die Männer erblickte, und offenbarte seine schiefen
Vorderzähne.
    »
Salut vous tous
«, begrüßte er sie ungezwungen und setzte
sich ans Kopfende. »Es freut mich, euch wieder zu sehen!«
    Bigford bemerkte, wie Michel Le Basque unwillig die Stirn
runzelte. Für ihn zählten nur Männer, die ihm durch ihre Art
Respekt abnötigten. Bertrand D’Ogeron gehörte offensichtlich
nicht dazu.
    »Unser Plan, England und Spanien weiter zu entzweien,
trägt erste Früchte«, begann D‘Ogeron die Versammlung, und
Bigford wusste, wovon er sprach. Die Brüder waren angewiesen
worden, bei Überfällen auf spanische Schiffe und Siedlungen
die englische Flagge zu hissen, um Unmut zwischen beiden
Ländern zu schüren.
    »England gerät zunehmend unter Druck. Der Ausbruch der
Pest und das große Feuer in London zwingen die Regierung zu
handeln, um den Krieg mit Holland zu finanzieren. Ihre
Marine kann die Soldaten inzwischen nur noch mit
Schuldverschreibungen bezahlen, doch davon kann man keine
hungrigen Mäuler stopfen. Es desertieren immer mehr und
kommen in die Neue Welt, um als Freibeuter ihren
Lebensunterhalt zu verdienen. Portugal stellt großzügig
Kaperbriefe aus, um seinem alten Feind Spanien zuzusetzen,
und durch das Bündnis Frankreichs mit Holland und Dänemark
nehmen wir die Prise der Schiffe nur zu gerne auf. Die
Investoren der neugegründeten Französischen
Westindienkompanie sind entzückt über die Einnahmen, die
seit ihrem kurzen Bestehen bereits eingefahren wurden. Wir
sind auf dem richtigen Weg, Männer. Lasst uns über weitere
Missionen plaudern!«
    »Sollten wir unseren holländischen Verbündeten nicht zur
Seite stehen? Immerhin trieben sie mit uns Handel, als der
französische König noch gar nicht wusste, dass sich in
diesem Teil der Welt Landsleute von ihm aufhielten«, meldete
sich Picard mit düsterer Stimme zu Wort.
    D’Ogeron nickte zustimmend. »Ich hatte dieselben Gedanken,
aber wie sich zeigt, sind die Holländer gegen die
stümperhaften Angriffe der englischen Schiffe bestens
gewappnet.

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