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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Dieser trat
in den von Fackeln erhellten Kreis.
    »Nun, vielmehr gelang es Bigford hier, Elias Watts davon
zu überzeugen, uns sein Schiff zu überlassen«, fuhr De
l’Isle fort. Einige der Brüder kicherten.
    Auch Le Basque schlug sich grinsend auf sein Knie. »Dieser
Watts scheint mir dumm wie eine Sumpfschnepfe zu sein. Doch
sagt mir, De l’Isle, wozu benötigen wir sein Schiff?«
    »Wie immer trefft Ihr genau den Punkt, den ich heute vor
den Rat tragen wollte, großer Baske. Ich bin der Ansicht,
wir sollten im Gedenken an unsere Brüder, die durch den
Untergang der
Marie Veinarde
ein feuchtes Grab fanden, gegen
die Spanier ziehen.«
    »Hört, hört!« Michel Le Basque trommelte mit den Fingern
auf den wackligen Tisch. »Welchen Vorteil zieht Ihr daraus?
Wir alle kennen Eure Machenschaften mit Philippe Lormel, dem
Kapitän der
Marie Veinarde
. Geht es Euch einzig um Rache?
Edelmut zählt, wie jeder weiß, nicht zu Euren herausragenden
Eigenschaften. Wäre er anwesend, so könnte Euer
Gefolgsbruder von Euren Taten berichten.«
    De l’Isle sah sich sorgfältig um. Vermutlich, um
sicherzustellen, dass der Besagte nicht unter ihnen weilte.
Dann erwiderte er schmeichlerisch: »Ihr solltet mir nicht
auf Dauer mein einmaliges Unvermögen vorhalten, großer
Baske. Bedenkt, dass ich nicht nur zu meinem alleinigen Wohl
handele, sondern auch zu dem meiner Mannschaft. Ein jeder
von ihnen weiß zu berichten, dass ich mich stets großzügig
verhalte.«
    »Wenn Ihr es sagt.« Der Baske nickte. »Fahrt fort.«
    »Die Stadt San Jago Caballero befindet sich im Nordwesten
von La Española, etwa auf der Höhe vom 19. Grad nördlicher
Breite. Sie besitzt keine Mauern und ist daher einfach
einzunehmen. Die Einwohner sind Jäger und Pflanzer, und es
gibt keine Soldaten dort. Wenn wir des Nachts an der Küste
von Puerta de Plata vor Anker gehen, können wir uns
unbemerkt durch die Wälder anschleichen und einige Tage
später im Morgengrauen zuschlagen. In der Kirche befinden
sich Glocken aus purem Gold, und für den Gouverneur der
Stadt könnte man sicher ein hübsches Sümmchen Lösegeld
erpressen.« De l’Isle bremste seine Begeisterung, als
aufkeimende Wut im Gesicht von Michel Le Basque deutlich
wurde.
    »Ihr beabsichtigt, eine spanische Siedlung auf dieser
Insel anzugreifen?«
    »Aye, das ist unser Bestreben!« De l’Isle stellte sich
neben Bigford, um Einigkeit zu demonstrieren.
    »Diese Siedlung befindet sich mitten im spanischen
Hoheitsgebiet. Wenn der Feind Euch entdeckt, ist es ihm ein
leichtes, Eure Schiffe flottweg zu versenken. Und bedenkt
erst die Rache der Spanier. Sie werden ihre Angriffe auf
unsere Siedlungen verstärken. Die Bukaniere im Tierra Grande
verfügen über keinerlei Schutz. Habt Ihr das bedacht? Die
Île de la Tortue ist durch den Umbruch ebenso ungeschützt,
und unser derzeitiger Stützpunkt Port de Margot darf unter
keinen Umständen in ihre Hände fallen!« Michel Le Basque
verzog verdrießlich den Mund.
    »Noch sind die Winde auf unserer Seite«, versuchte De
l‘Isle zu erklären. »Wir können die Küste von Puerta de
Plata innerhalb kurzer Zeit erreichen, so passieren wir
keine der üblichen Handelsrouten. Im Schutz der Dunkelheit
vermag man uns nicht auszumachen, und die
Tortuga Pride
ist
eine ehemalige spanische Galeone. Wenn wir sie als äußerstes
Schiff ankern lassen und die spanische Flagge hissen, wird
kein Verdacht aufkommen. Mit sechsunddreißig Kanonen ist sie
wehrhafter als die
Bonaventure
, aber ich gelobe Euch, dass
wir in keinerlei Seegefecht verwickelt werden. Bevor die
Kunde von dem Überfall bis nach Santo Domingo durchdringt,
sind wir bereits auf dem Heimweg. Bedenkt die Schmach der
Spanier. Bisher haben wir ihnen hauptsächlich auf dem Wasser
zugesetzt, aber nun sind sie auch an Land nicht mehr vor uns
sicher.«
    »Ihr meint, Ihr kennt die Spanier, De l’Isle? Ich glaube
eher, Ihr benutzt sie, um Euer Ansehen zu stärken. Ich
verurteile dieses Verhalten nicht, zumal Euer Plan von
gewisser Überlegung zeugt. Aber lasst mich Euch eins über
die Spanier erzählen, die ich seit über zwanzig Jahren meine
Feinde nenne: Man darf sie nicht unterschätzen, und einen
derartigen Angriff in das Herz dieser Insel werden sie nicht
ungesühnt lassen. Bereits jetzt beginnen sie mit dem
Abschuss der wilden Stiere und Schweine auf La Española, um
uns auszuhungern. Nicht auszudenken, was ihnen als Antwort
auf diesen Angriff

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