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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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einfallen könnte!«
    »Höre ich gar Furcht aus dem Mund des großen Basken?« De
l’Isle lächelte, und Bigford hielt vor Schreck den Atem an.
Prompt sprang Michel Le Basque auf und warf seinen Stuhl in
die Menge. Die Brüder gingen hurtig in Deckung und der Stuhl
zerbarst an der Wand.
    »Ich werde Euch Furcht lehren, Jaque de l’Isle«, brüllte
er. »Ihr wagt viel an diesem Tag. Seid Ihr es nicht, der im
Schutze Englands gegen Spanien segelt? Aus Furcht vor einem
langen Hals schützt Ihr Euch durch ein Bündnis mit D’Oyley.
Doch während Ihr nur Euer eigenes Wohlergehen im Sinn habt,
denke ich allein an die Bruderschaft!«
    »Wäre das Euer einziges Anliegen, dann solltet Ihr in
Betracht ziehen, dass ich Euch und Jérémie Deschamps den Weg
bereitet habe, die Île de la Tortue widerstandslos
einzunehmen. Wir ließen Watts wissen, dass Deschamps bei
D’Oyley weilt, um seine Absendung als Gouverneur zu
besprechen. Das war der Grund, warum er uns sein Schiff
überließ. Mit dem Anteil an der Prise wird er mit seiner
Familie nach Neuengland übersetzen, und Deschamps kann ohne
Widerstände seinen Aufgaben nachkommen.« De l’Isle stemmte
die Hände in die Hüften.
    »Verlangt Ihr etwa Lob für Eure selbst auferlegte Tat? Ihr
segelt nach Tortue und trefft Abmachungen jenseits der
Bruderschaft und das nur, um unter einem Vorwand einen
Überfall zu planen. Deschamps und ich waren uns
handelseinig. Wie erkläre ich mich nun?« Der Baske hieb auf
den Tisch. Schweigen senkte sich über die Anwesenden,
während Bigford spürte, dass die Augen des Anführers ihn
durchbohrten.
    Erst nach einer Weile ergriff Le Basque wieder das Wort:
»Ihr erwartet von mir zu Recht eine Antwort auf Euer
Vorhaben, daher schenkt mir nun Eure Aufmerksamkeit. Ich
heiße diesen Überfall nicht gut! Aber es steht ebenso wenig
in meiner Macht, den Brüdern ihren Anteil an der Prise zu
verwehren. Jeder von euch hat meine Worte gehört. Wer De
l’Isle begleiten möchte, der soll jetzt vortreten und sich
im Namen seiner Mannschaft verbürgen!«
    Einzig das Knistern der Fackeln war zu hören. De l’Isle
und Bigford standen Rücken an Rücken und warteten auf
Unterstützung, doch die Männer traten unschlüssig auf der
Stelle. Es lag auf der Hand, dass keiner von ihnen bereit
war, Michel Le Basque die Stirn zu bieten.
    »Was ist?«, rief De l’Isle. »Seid ihr nicht an einem
einträglichen Beutezug interessiert? Die
Bonaventure
und die
Tortuga Pride
können gemeinsam über zweihundert Mann
aufnehmen. Mit nur zwei weiteren Kapitänen können wir
bereits morgen Segel setzen.«
    Bigford sah sich um. Nur ein Mann trat zögerlich in den
Kreis.
    »Jean Lescouble verbürgt sich zu diesem Beutezug«, sagte
er. »Ihm folgen fünfundachtzig Mann Besatzung auf der
Voyage

    De l’Isle schlug ihm auf die Schulter, und die Umstehenden
begannen zu flüstern. Michel Le Basque nickte mit unbewegter
Miene.
    »Tête-de-Mort verbürgt sich ebenfalls“, hörte man eine
dunkle Stimme, bevor sich ein Schatten aus der Menge löste
und zu den drei Männern in den Kreis trat. »Ihm folgen
sechzig Mann Besatzung auf der
Fortune Noire

    Bigford erstarrte. Er hatte bereits von Tête-de-Mort
gehört, wollte die schauerlichen Geschichten aber nicht
glauben. Ein Mann mit einem derart zugerichteten Gesicht, so
meinte er, konnte unmöglich noch unter den Lebenden weilen.
Aber er musste feststellen, dass er sich getäuscht hatte.
Der Anblick des gefürchteten Mannes löste Erschrecken in ihm
aus. Es war ihm kaum möglich, seine Hand zu ergreifen, so
sehr graute ihm vor dem, was er sah. Die grünen Augen
streiften ihn nur kurz und doch war es Bigford, als hätte er
in das Gesicht des Todes geblickt.
    Tête-de-Mort und Michel Le Basque wechselten einen Blick,
bevor der Anführer den Kopf senkte und Tête-de-Mort eine
elegante Verbeugung vollführte, die nicht zu seinem Aussehen
passen wollte.
    »Dann steht es fest. Diese vier Kapitäne brechen in den
nächsten Tagen nach San Jago Caballero auf. Mögen die Winde
ihre Verbündeten sein und die Gezeiten ihre Komplizen!« Le
Basque hob die Hand und die Brüder teilten sich, um die
Kapitäne zu den anstehenden Besprechungen zu entlassen.
    Bigford hörte das aufflammende Geraune, als De l’Isle
wütend ins Freie eilte. Das Ergebnis der Versammlung war
ernüchternd. Mit nur zwei weiteren Kapitänen an ihrer Seite
lagen sie weit hinter ihren Erwartungen.

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