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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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zeugte
von Eigensinn. Er sah nicht in ihre Richtung und schien es
eilig zu haben. Grob drückte er sich durch die lärmenden
Menschen. Jacquotte sah ihm nach. Ihr Herz schlug heftig.
Wenn sich Remi in Cayone befand, war Pierre nicht weit. Die
Möglichkeit, ihm zu begegnen, versetzte sie in Aufregung.
Sie beobachtete die Umgebung. Jan hatte offensichtlich den
Auftrag bekommen, Wache zu halten und lehnte gelangweilt an
der Hausmauer gegenüber dem Gasthaus. Mit sehnsuchtsvollen
Blicken schielte er in Richtung Taverne.
    Jacquotte duckte sich und ließ sich vom Strom der
Vorüberziehenden mitreißen. Der spontane Entschluss trieb
ihr das Blut in die Wangen. Wenn Pierre hier war, musste sie
ihn sehen! Man sagte, er trieb Handel mit den Spaniern.
Etwas, das besonderes Missfallen unter den Flibustier
hervorrief. Kein ehrenvoller Bruder machte Geschäfte mit dem
Feind, gleichgültig, ob man nun in Frieden mit ihm lebte
oder nicht. Pierres Verhalten erschien ihr fragwürdig. Hatte
er sich tatsächlich von der Bruderschaft losgesagt? Seit
Ewigkeiten hatte man ihn nicht mehr in diesen Gewässern
gesehen.
    »Willkommen in Cayone«, flüsterte eine nicht weniger
vertraute Stimme plötzlich in ihr Ohr. Er musste sich im
Gedränge an sie herangeschlichen haben. Jacquotte griff nach
ihrer Pistole.
    »Bigford! Ihr findet mich unter all diesen Menschen. Ich
muss sagen, Ihr habt wahrlich den Spürsinn eines Schweins.
Und das ist nicht die einzige Eigenschaft, die Euch mit
diesem Tier verbindet.« Sie schob die Pistole unter ihrem
Arm durch und setzte sie dem Mann, der neben ihr ging, an
die Rippen.
    »Und ich muss sagen, Ihr seid offensichtlich noch
niemandem begegnet, der Euch zu zähmen vermochte!«
Unbeeindruckt von ihrer Drohgebärde schob er sich näher
heran.
    »Ich hatte gehofft, Neptun werde Euch mit seinem Dreizack
aufspießen und in die Unterwelt zerren«, bemerkte sie und
suchte die Umgebung ab.
    »Eure Komplimente sind liebenswert wie eh und je«,
erwiderte Bigford. »Darf ich Euch auf ein Wort bitten?«
    »Habt Ihr je gebeten?« Jacquotte drückte die Pistole noch
fester gegen seinen Leib.
    »Ich tue es in der Tat zum ersten Mal, denn Ihr seid
offenkundig in Gefahr!«
    Sie sah ihn flüchtig an. »Gefahr? Ich hielt Euch niemals
für gefährlich!«
    Bigford lächelte. »Nun, ich spreche auch nicht von meiner
Person. Ich spreche von Michel Le Basque.«
    »Ich fürchte den Basken ebenso wenig!« Sie blieb stehen.
Remi war kaum noch zu sehen.
    »Sucht Ihr Le Picard? Pierre Le Picard. Ihr kennt ihn
vermutlich als Pierre Hantot. Zufällig weiß ich um den Plan,
den der Baske gegen Euch im Schilde führt. Und welche Rolle
Euer Freund dabei spielt.«
    Jacquotte horchte auf. Sie hätte sich denken können, dass
Bigford ihr nichts Angenehmes zu berichten hatte. Wütend
fuhr sie ihn an: »Wenn es Euch derart auf der Seele brennt,
dann erzählt mir davon. Ansonsten geht und beehrt andere mit
Eurer ermüdenden Anwesenheit!«
    »Ihr solltet besser zuhören, als Euch darüber lustig zu
machen! Ich bin ein Vertrauter des Basken. Ich kann Euch
helfen.«
    »Zu welchem Preis?« Sie hatte Remi aus den Augen verloren.
Ihr Groll wuchs.
    »Der sollte Euch wie immer bekannt sein.« Bigford fuhr
sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ebenso, wie meine Antwort Euch bekannt sein sollte.«
Jacquotte sah ihn angewidert an. »Geht mir aus den Augen,
Bigford! Ihr seid wie ein Sandwurm, der seinen schleimigen
Körper immer dann aus seinem Loch herausstreckt, wenn gerade
keine Gefahr droht.«
    »Das werdet Ihr bereuen!«, drohte er, als sie sich
umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung ging.
    »Le Picard gab dem Basken die Idee zu seinem Plan«, rief
er ihr hinterher. »Es gibt nicht viele Leute, denen Ihr
trauen könnt. Ihr solltet mich nicht derart unbedacht
abweisen!«
    Die Worte verhallten in ihrem Rücken und Jacquotte tauchte
erneut im Gewirr der Gassen unter. Die Zusammenkunft mit
Bigford war einmal mehr unerfreulich gewesen. Sie verachtete
ihn, und doch gelang es ihm jedes Mal aufs Neue, sie zu
treffen. Es war, als pflanze er Gift in ihren Ohren, das
sich tückisch seinen Weg in ihr Innerstes bahnte. Warum
segelte Pierre unter neuem Namen? Was hatte er mit Michel Le
Basque zu schaffen? Gab es eine Verschwörung gegen sie, und
hatte Pierre dabei wirklich seine Hand im Spiel? Ihr
schwirrte der Kopf. Das Glücksgefühl, Pierre in der Stadt zu
wissen, war Argwohn gewichen. Konnte

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