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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Wunsch, sein
Gegenüber zu töten, um Konkurrent und Tod in einem zu
besiegen. Seine Hand umklammerte den Säbel. Es wäre ein
Leichtes, Tête-de-Mort seinen grausigen Schädel
abzuschlagen, dachte er. Er würde sie nicht loslassen. Das
würde er niemals tun.
    »Pierre«, vernahm er ihre Stimme und wollte die Worte
nicht glauben: »Geh! Sofort!« Ihre Augen schimmerten im
Schein der Fackel, aber ihr Gesichtsausdruck war aufsässig,
wie er es von ihr gewohnt war.
    »Ich bin bei meiner Mannschaft. Geh und verkünde in der
Stadt, dass ich nicht daran denke, zu sterben.« Sie verzog
kurz das Gesicht, bevor sie Tête-de-Mort ansah und ihm
vertraut zunickte. Dieser wirbelte herum und bestieg das
Beiboot. Die Männer folgten ihm. Pierre sah, dass der
Totenkopf sie vorsichtig in seine Arme bettete. Ihm kam die
Galle hoch.
    Als das Boot in das undurchdringliche Dunkel schaukelte,
war es Pierre, als wenn es seine Selbstachtung mit sich
nahm. Sie hatte ihm einen Befehl erteilt. Je weiter sich das
Boot von ihm entfernte, desto mehr erfüllte ihn ein dumpfes
Grollen. Nach all den Jahren war das alles, was sie ihm zu
sagen gehabt hatte! Als das Klatschen der Ruder langsam
verhallte, wandte er sich ernüchtert ab.

Kapitel 7
    Cayamanes Inseln, südlich von Kuba, Sommer 1662
     
    »Gebt ihm Rum!«, forderte der Mann mit der rotgeäderten
Nase in scharfem Tonfall. Seine teigigen Hände steckten im
Mund von Levache, der aus Leibeskräften schrie. Blut lief
ihm über das Kinn und tropfte auf die verschwitzte Brust.
    Jan schüttelte den Kopf. »Seit dieser
inciseur
bei uns an
Bord is´, vergeht kein Tag ohne Gemetzel! Es is´ schlimmer
als im Krieg.«
    Er warf Jacquotte einen kurzen Blick zu und betastete
vorsichtig seine Schneidezähne. »Wackeln nur n´ bisschen“,
stellte er fest.
    »Vor fünf Tagen hat er ihm zermahlene Regenwürmer in den
Zahn gestopft und mit Wachs versiegelt. Er sagte, der Zahn
würde dann von selber ausfallen.« Crochu schnaubte
verächtlich, denn offensichtlich hatte diese Methode
keinerlei Wirkung gezeigt.
    Jacquotte grinste und lehnte sich gegen die mit Tabak
gefüllten Säcke, die wegen der Feuchtigkeit im Bauch des
Schiffes im vorderen Teil des Decks gelagert wurden. Ihre
Wunden zuckten beim Anblick des gequälten Levache. Die
vergangenen beiden Wochen waren die ersten gewesen, die sie
mit wenigen Schlucken Rum am Tag überstanden hatte. Der
Wundarzt, der sich sein fragwürdiges Können angeblich in der
Nähe von Nantes angeeignet hatte, wurde nicht müde, faules
Fleisch aus ihr herauszuschneiden. Eine Prozedur, die sie
nur im berauschten Zustand bereit war zu ertragen. Auch wenn
es sie selbst dann an die Grenzen dessen brachte, was sie
auszuhalten vermochte, ohne das Bewusstsein zu verlieren.
Einzig den Aderlass hatte Tête-de-Mort verboten
durchzuführen, und Jacquotte war dankbar dafür. Besonders
wenn sie die scharfen Lanzetten sah, die denen in die Arme
getrieben wurden, die über schwache Lungen oder fieberhafte
Geschwüre klagten.
    Es folgte ein schmatzendes Geräusch, untermalt von einem
markerschütternden Schrei, und der Zahn von Levache kullerte
über das Deck. Er sah wie ein bräunlicher Stein aus und
wurde sofort von den drei Schweinen inspiziert, die als
lebender Proviant über das Schiff spazierten. Der
inciseur
,
der sich selbst Ambroise nannte, zog geräuschvoll die Nase
hoch und ließ sich zufrieden neben seinen Patienten sinken.
    »Wer ist der Nächste?«, rief er, doch ehe sich Jacquotte
versah, war sie die Einzige, die es nicht geschafft hatte,
sich von Bord zu machen. Ambroise lachte und präsentierte
die wenigen Zähne, die nach diversen Selbstbehandlungen in
seinem Mund verblieben waren. Jacquotte erhob sich und
blickte den Männern hinterher, die lautstark an Land
wateten.
    Die
Fortune Noire
ankerte in seichtem Gewässer. Bei Ebbe
saß sie auf einer Sandbank auf, die der Mannschaft als
Trockendock diente und dazu genutzt wurde, das Schiff zu
reparieren sowie seine Unterseite von Muscheln und dem
gefürchteten Holzwurm zu befreien. Jacquotte mochte die
Cayamanes Inseln. Tête-de-Mort kam stets in den
Sommermonaten her, um Schildkröten zu jagen. Die gewichtigen
Tiere schleppten sich jede Nacht an Land, um in dem feinen
Sand ihre Eier abzulegen. Waren sie einmal auf den Rücken
gedreht, konnten sie nicht mehr entkommen und man hatte
Zeit, sie zu zerlegen und einzusalzen. Das sicherte ihnen
über den Rest des Jahres

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