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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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mir einen Musikbaum bringt...«
    »Einen Musikbaum?«
    Arabella lachte. »Einen Musikbaum! Er sagt, irgendwo auf einem Berg mit einem Bilderbuchnamen wächst ein Baum, der Notenblätter statt Früchte trägt, und seine Musik ist besser als jede andere. Ich weiß nie genau, ob er seine eigenen Märchen glaubt oder nicht. Ja, gelegentlich habe ich mich gefragt, ob er verrückt ist. Ich erfinde immer irgendeine Ausrede, um seine Geschenke nicht annehmen zu müssen.«
    »Ich bin froh. In ein Haus voller Tiger und Königinnen und Musikbäume hätte ich nicht zurückkehren wollen. Hast du in letzter Zeit von Mr. Norrell gehört?«
    »Nein, in letzter Zeit nicht.«
    »Warum lächelst du?«, fragte Strange.
    »Tue ich das? Ich weiß nicht. Nun ja, ich werde es dir sagen. Er hat mir einmal eine Nachricht gesandt, und das war alles.«
    »Einmal? In drei Jahren?«
    »Ja. Vor etwa einem Jahr ging das Gerücht um, du seist in Vitoria umgekommen, und Mr. Norrell schickte Childermass, um zu fragen, ob es stimmte. Ich wusste auch nicht mehr als er. Aber am Abend desselben Tages kam Hauptmann Moulthrop vorbei. Er war keine zwei Tage zuvor in Portsmouth von Bord gegangen und hatte sich sofort zu mir aufgemacht, um mir zu sagen, dass kein Wort davon stimmte. Ich werde nie vergessen, wie freundlich er war. Der arme junge Mann. Sein Arm war erst etwa einen Monat zuvor amputiert worden, und er litt immer noch sehr. Aber auf dem Tisch liegt ein Brief von Mr. Norrell. Childermass hat ihn gestern gebracht.«
    Strange stand auf und ging zum Tisch. Er nahm den Brief und drehte ihn in den Händen. »Nun, ich nehme an, ich werde wohl gehen müssen«, sagte er skeptisch.
    Die Wahrheit war, dass er sich nicht freute oder gar begeistert war, seinen alten Lehrer wiederzusehen. Er hatte sich daran gewöhnt, unabhängig zu denken und zu handeln. In Spanien hatte er vom Herzog von Wellington Anweisungen erhalten, aber mit welchem Zauber er diese Anweisungen ausführte, unterlag vollkommen seiner eigenen Entscheidung. Die Aussicht darauf, wieder unter Mr. Norrells Anleitung zu zaubern, war nicht besonders attraktiv; und nach Monaten in der Gesellschaft von Wellingtons verwegenen und schneidigen jungen Offizieren war der Gedanke an lange Stunden, in denen er sich nur mit Mr. Norrell unterhalten konnte, etwas trostlos.
    Doch trotz seiner Befürchtungen war es ein sehr herzliches Treffen. Mr. Norrell war so erfreut, ihn zu sehen, so voller Fragen über die genaue Art der Zauberstücke, die er in Spanien ausgeführt hatte, so voller Lob für alles, was gelungen war, dass Strange nahezu glaubte, er habe seinen Lehrer falsch eingeschätzt.
    Wie zu erwarten, wollte Mr. Norrell nichts davon hören, dass er seine Rolle als Mr. Norrells Schüler aufgeben würde. »Nein, nein, nein! Sie müssen hierher zurückkommen. Wir haben noch eine ganze Menge vor uns. Jetzt, da der Krieg vorbei ist, liegt die richtige Arbeit vor uns. Wir müssen Zauberei für das moderne Zeitalter entwickeln! Die Minister haben mir dankenswerterweise mehrfach beteuert, dass es völlig unmöglich wäre, das Land weiterhin ohne die Hilfe unserer Zauberei zu regieren. Und trotz allem, was Sie und ich getan haben, gibt es immer noch falsche Auffassungen. Erst neulich hörte ich zufällig, wie Lord Castlereagh jemandem erzählte, Sie hätten, auf Drängen des Herzogs von Wellington, in Spanien schwarze Magie betrieben. Ich habe Seiner Lordschaft sofort versichert, dass Sie nur die neuesten Methoden anwenden.«
    Strange hielt inne und neigte den Kopf auf eine Art, die Mr. Norrell sicherlich als Einverständnis deutete. »Aber wir sprachen darüber, ob ich weiterhin Ihr Schüler sein soll. Ich habe sämtliche Arten der Zauberei auf der Liste, die Sie vor Jahren angefertigt haben, bewerkstelligt. Bevor ich auf die Halbinsel fuhr, sagten Sie zu mir, Sir, dass Sie von meinen Fortschritten völlig begeistert seien – Sie erinnern sich gewiss.«
    »Oh! Aber das war ja nur der Anfang. Ich habe, während Sie in Spanien waren, eine neue Liste zusammengestellt. Ich werde nach Lucas läuten, damit er sie aus der Bibliothek holt. Außerdem gibt es andere Bücher , wissen Sie, von denen ich möchte, dass Sie sie lesen.« Er blinzelte Strange nervös mit seinen kleinen blauen Augen an.
    Strange zögerte. Dies war eine Anspielung auf die Bibliothek von Hurtfew Abbey, die Strange immer noch nicht gesehen hatte.
    »Oh, Mr. Strange!«, rief Mr. Norrell aus. »Ich bin so froh, dass Sie nach Hause zurückgekehrt

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