Jonathan Strange & Mr. Norrell
Strange gegangen war. Er starrte reglos auf den Teppich.
»Ist er fort?«, fragte Lascelles.
Mr. Norrell antwortete nicht.
Lascelles setzte sich. »Unsere Bedingungen? Wie hat er sie aufgenommen?«
Immer noch keine Antwort.
»Mr. Norrell? Sie haben ihm doch gesagt, was wir ausgemacht haben? Sie haben ihm doch gesagt, dass wir uns, sollte er keinen Widerruf veröffentlichen, gezwungen sehen zu enthüllen, welch schwarze Magie er unseres Wissens in Spanien betrieben hat? Sie haben ihm doch gesagt, dass Sie ihn unter keinen Umständen weiterhin als Schüler akzeptieren können?«
»Nein«, sagte Mr. Norrell. »Ich habe nichts davon gesagt.«
»Aber ...«
Mr. Norrell seufzte tief. »Es ist egal, was ich zu ihm gesagt habe. Er ist fort.«
Lascelles verstummte und blickte den Zauberer missmutig an. Mr. Norrell, der immer noch in seinen eigenen Gedanken versunken war, bemerkte es nicht.
Schließlich zuckte Lascelles die Schultern. »Sie hatten von Anfang an Recht, Sir«, sagte er. »Es kann nur einen Zauberer in England geben.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich meine, dass zwei von irgendetwas eine äußerst unbehagliche Anzahl ist. Einer kann tun, was ihm gefällt. Sechs können sich irgendwie verständigen. Aber zwei müssen sich immer um die Vorherrschaft streiten. Zwei müssen sich immer gegenseitig beobachten. Die Augen der ganzen Welt sind auf zwei gerichtet und wissen nicht, wem sie folgen sollen. Sie seufzen, Mr. Norrell. Sie wissen, dass ich Recht habe. Von nun an müssen wir Mr. Strange in all unseren Plänen berücksichtigen – was er sagen wird, was er tun wird, wie wir ihm widersprechen können. Sie haben mir oft erzählt, dass er ein erstaunlicher Zauberer ist. Als er in Ihren Diensten stand, waren seine brillanten Fähigkeiten von großem Vorteil. Aber damit ist es nun vorbei. Früher oder später wird er seine Talente mit Sicherheit gegen Sie wenden. Wir können gar nicht früh genug vor ihm auf der Hut sein. Ich meine das ganz wörtlich. Seine Begabung für die Zauberei ist so groß und seine materielle Ausrüstung so gering, und am Ende wird es so weit kommen, dass er glaubt, einem Zauberer sei alles erlaubt – auch wenn es sich um Einbruch, Diebstahl oder Betrug handelt.« Lascelles beugte sich vor. »Ich möchte damit nicht sagen, er sei so verderbt, dass er Sie jetzt bestehlen würde, aber sollte der Tag kommen, an dem er in großer Not ist, dann wird er mit seinem undisziplinierten Verstand jeden Vertrauensbruch, jede Verletzung des Privateigentums als gerechtfertigt erachten.« Er hielt inne. »Sie haben in Hurtfew doch Vorkehrungen gegen Diebe getroffen? Zaubersprüche des Verbergens?«
»Zaubersprüche des Verbergens wären kein Schutz gegen Strange«, erklärte Mr. Norrell ärgerlich. »Sie würden nur seine Aufmerksamkeit erregen. Das würde ihn geradewegs zu meinen wertvollsten Bänden führen. Nein, nein, Sie haben Recht.« Er seufzte. »Hier ist mehr gefragt. Ich muss nachdenken.«
Zwei Stunden nach Stranges Fortgang verließen Mr. Norrell und Lascelles in Mr. Norrells Kutsche den Hanover Square. Drei Bedienstete begleiteten sie, und sie brachen allem Anschein nach zu einer weiten Reise auf.
Am nächsten Tag fühlte sich Strange, launisch und unentschieden wie immer, versucht, seinen Bruch mit Mr. Norrell zu bereuen. Mr. Norrells Ankündigung, er werde nie mehr irgendjemanden haben, mit dem er sich über Zauberei unterhalten könnte, nagte an ihm. Er war ihre Unterhaltung vom vergangenen Tag noch einmal durchgegangen. Er war sich fast sicher, dass Mr. Norrells Ansichten über John Uskglass sämtlich falsch waren. Aufgrund dessen, was Mr. Norrell gesagt hatte, hatte er zahlreiche neue Ideen über John Uskglass entwickelt, und nun litt er darunter, niemanden zu haben, mit dem er darüber reden konnte.
In Ermangelung eines passenderen Zuhörers ging er zu Sir Walter Pole in der Harley Street und klagte ihm sein Leid.
»Seit letzter Nacht sind mir fünfzig Dinge eingefallen, die ich zu ihm hätte sagen sollen. Jetzt muss ich sie, nehme ich an, in einem Artikel oder in einer Rezension unterbringen – die frühestens im April erscheinen werden –, und dann wird er Lascelles oder Portishead anweisen, einen Gegenartikel zu verfassen – der erst im Juni oder im Juli erscheinen wird. Fünf oder sechs Monate, um zu erfahren, was er mir zu sagen hat! Eine ziemlich umständliche Art, eine Diskussion zu führen, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich bis gestern einfach zum Hanover Square
Weitere Kostenlose Bücher