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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Wissen Sie, Segundus, je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir dieser Plan!«
    Mr. Segundus stimmte ihm zu. »Lassen Sie mich nur erst mit Mrs. Lennox sprechen, und wenn sie einverstanden ist, dann werde ich natürlich tun, was Sie vorschlagen.«
    Mrs. Lennox' Unkenntnis der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit aus der Welt der Zauberei war beträchtlich. Von Jonathan Strange kannte sie kaum mehr als den Namen und wusste nur, dass er irgendeine Verbindung zum Herzog von Wellington hatte. Doch sie versicherte Mr. Segundus umgehend, dass sie absolut auf Mr. Stranges Seite stand, sollte er eine Abneigung gegen Mr. Norrell empfinden. Also sandte Mr. Segundus am 20. Dezember einen Brief an Strange, in dem er ihm Gilbert Norrells Maßnahmen gegen die Schule in Starecross Hall darlegte.
    Weit davon entfernt, Mr. Segundus zur Seite zu springen, antwortete Strange nicht einmal.
KAPITEL 42
Strange beschließt, ein Buch zu schreiben
Juni bis Dezember 1815
    Man kann sich leicht vorstellen, mit welchem Vergnügen Mr. Norrell die Nachricht aufnahm, dass Mr. Strange sich nach seiner Rückkehr nach England umgehend in sein Haus in Shropshire begeben hatte.
    »Und das Beste daran ist«, sagte Mr. Norrell zu Lascelles, »dass er auf dem Land nicht noch weitere unheilvolle Artikel über die Zauberei des Rabenkönigs veröffentlichen wird.«
    »In der Tat, Sir«, sagte Lascelles, »denn ich zweifle, dass er die Zeit hat, so etwas zu schreiben.«
    Mr. Norrell brauchte einen Moment, um über die Bedeutung dieser Aussage nachzudenken.
    »Ach! Haben Sie gar nicht davon gehört, Sir?«, setzte Lascelles fort. »Strange verfasst ein Buch. Seinen Freunden schreibt er von nichts anderem. Vor zwei Wochen fing er plötzlich damit an und macht nach eigenen Angaben große Fortschritte. Aber wir wissen ja, mit welcher Leichtigkeit Strange schreibt. Er hat versprochen, in seinem Buch die englische Zauberei in aller Ausführlichkeit zu behandeln. Sir Walter hat er wissen lassen, dass es ihn wundern würde, wenn er alles in zwei Bänden unterbrächte. Vielmehr glaubt er, dass er drei brauchen wird. Es soll heißen: Geschichte und Praxis der englischen Zauberei , und Murray wird es, so hat er ihm versprochen, veröffentlichen.«
    Es hätte kaum schlimmere Neuigkeiten geben können. Mr. Norrell plante selbst seit langem, ein Buch zu schreiben. Er wollte es Grundlagen der Ausbildung zum Zauberer nennen, und er hatte damit begonnen, als er anfing, Mr. Strange zu unterrichten. Seine Notizen füllten bereits zwei Regale in dem kleinen, von oben bis unten mit Büchern angefüllten Zimmer im zweiten Stock. Dennoch hatte er von seinem Buch stets als etwas in ferner Zukunft Liegendes gesprochen. Er hatte übertriebene Angst davor, sich dem Papier anzuvertrauen, eine Angst, die auch die Schmeicheleien, die er seit acht Jahren in London erfuhr, nicht lindern konnten. Noch nie hatte irgendjemand seine sämtlichen Bände mit privaten Notizen und Geschichten und Tagebüchern zu Gesicht bekommen (mit Ausnahme von Strange und Childermass zu sehr seltenen Gelegenheiten). Mr. Norrell hielt sich nie für bereit, etwas zu veröffentlichen; er war nie sicher, dass er bei der Wahrheit angelangt war; er glaubte nicht, dass er schon lange genug über die Dinge nachgedacht hatte; er wusste nicht, ob das Thema für die Öffentlichkeit geeignet war.
    Sobald Mr. Lascelles gegangen war, verlangte Mr. Norrell nach einer Silberschale mit klarem Wasser, die in sein Zimmer im zweiten Stock gebracht werden sollte.
    In Shropshire arbeitete Strange an seinem Buch. Er blickte nicht auf, doch plötzlich schmunzelte er leicht und streckte den Finger in die Luft, als wolle er einer unsichtbaren Person ein Nein bedeuten. Sämtliche Spiegel im Raum waren mit der Vorderseite zur Wand gedreht, und obwohl Mr. Norrell stundenlang über seine Schale gebeugt verbrachte, war er am Ende des Abends kein bisschen klüger.
    Eines Abends Anfang Dezember putzte Stephen Black das Silber in seinem Zimmer am Ende des Durchgangs zur Küche. Er sah an sich herunter und bemerkte, dass die Bänder seiner Putzschürze sich von selbst öffneten. Es war nicht so, dass die Schleifen sich gelöst hätten (Stephen hatte noch nie im Leben eine Schleife nachlässig gebunden), sondern die Bänder schlängelten sich auf eine kecke, entschiedene Art, so wie Schürzenbänder, die wussten, worauf sie hinauswollten. Als Nächstes glitten die Ärmelschoner und Putzhandschuhe von seinen Armen und Händen und

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