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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Männer. Aber Henry geht mir auf die Nerven.«
    Am Weihnachtstag fiel dichter Schnee. Ob der Ärger der letzten Tage oder ob andere Gründe schuld waren – auf jeden Fall erwachte Arabella morgens und fühlte sich krank und elend. Sie hatte Kopfschmerzen und war nicht in der Lage, aufzustehen. Strange und Henry waren gezwungen, einander den ganzen Tag Gesellschaft zu leisten. Henry sprach viel über Great Hitherden, und am Abend spielten sie Ecarté. Dieses Spiel mochten beide. Es hätte vielleicht zu einem etwas natürlicheren Verständnis zwischen den beiden beigetragen, doch mitten im zweiten Spiel drehte Strange eine Pik Neun um, und sofort kamen ihm mehrere neue Ideen über die magische Bedeutung dieser Karte in den Sinn. Er verließ den Spieltisch, er verließ Henry und nahm die Karte mit sich, um sie in der Bibliothek genau zu studieren. Henry blieb sich selbst überlassen.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden wurde Jonathan Strange wach – oder halb wach. Im Zimmer herrschte ein schwacher silbriger Glanz, der ohne weiteres vom Widerschein des Mondlichts im Schnee stammen konnte. Er glaubte, Arabella zu sehen, die angezogen und mit dem Rücken zu ihm auf dem Fußende des Bettes saß. Sie bürstete sich das Haar. Er sagte etwas zu ihr – zumindest glaubte er etwas zu sagen. Dann schlief er wieder ein.
    Gegen sieben Uhr wurde er richtig wach und plante, sich bald in die Bibliothek zu begeben, um ein oder zwei Stunden zu arbeiten, bevor Henry auftauchte. Er stand schnell auf, ging ins Ankleidezimmer und läutete nach Jeremy Johns, um sich rasieren zu lassen.
    Um acht Uhr klopfte Arabellas Zofe, Janet Hughes, an die Tür des Schlafzimmers. Janet erhielt keine Antwort und ging, in dem Glauben, ihre Herrin habe immer noch Kopfschmerzen, wieder davon.
    Um zehn Uhr frühstückten Strange und Henry gemeinsam. Henry hatte beschlossen, den Tag mit der Jagd zu verbringen, und wollte Strange überreden, ihn zu begleiten.
    »Nein, nein. Ich muss arbeiten, aber das soll dich nicht davon abhalten. Du kennst die Felder und Wälder genauso gut wie ich. Ich kann dir ein Gewehr leihen, und irgendwo lassen sich mit Sicherheit auch Hunde auftreiben.«
    Jeremy Johns tauchte auf und sagte, Mr. Hyde sei zurückgekehrt. Er sei im Flur und habe darum gebeten, Strange in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.
    »Ach, was will der Mann jetzt schon wieder?«, murmelte Strange.
    Mr. Hyde trat eilig ein; sein Gesicht war grau vor Angst.
    Unvermittelt rief Henry aus: »Was um alles in der Welt erlaubt der Mann sich da? Er ist weder im Zimmer noch draußen!« Ein Stein des Anstoßes in Ashfair war für Henry das Verhalten der Dienstboten, die selten den Grad an Förmlichkeit wahrten, der ihm für die Mitglieder eines so bedeutenden Haushalts angemessen schien. In diesem Fall hatte Jeremy Johns Anstalten gemacht, den Raum zu verlassen, war aber nur bis zum Ausgang gekommen, wo er sich, von der Tür halb verdeckt, flüsternd mit einem anderen Dienstboten unterhielt.
    Strange blickte zur Tür, seufzte und sagte: »Henry, das macht wirklich nichts. Mr. Hyde, ich...«
    Unterdessen platzte Mr. Hyde, dessen Erregung durch diese Verzögerung noch gesteigert worden war, heraus: »Vor einer Stunde habe ich Mrs. Strange wieder in den Hügeln von Wales gesehen.«
    Henry zuckte zusammen und sah Strange an.
    Strange warf Mr. Hyde einen äußerst kühlen Blick zu und sagte: »Es ist nichts, Henry. Wirklich nichts.«
    Mr. Hyde wich daraufhin ein wenig zurück, doch ihm wohnte eine Art Starrsinn inne, der ihm half, diese Bemerkung zu ertragen. »Ich war auf der Burg Idris, und genauso wie zuvor entfernte sich Mrs. Strange von mir, so dass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ich versuchte ihr zu folgen und sie einzuholen, aber genauso wie zuvor verlor ich sie aus den Augen. Ich weiß, dass es beim letzten Mal als Sinnestäuschung abgetan wurde – ein Gespenst, das mein Gehirn aus Schnee und Wind zusammensponn –, aber heute ist es klar und ruhig, und ich weiß, dass ich Mrs. Strange gesehen habe – so deutlich, wie ich Sie jetzt sehe.«
    »Beim letzten Mal?«, fragte Henry verwirrt.
    Strange, der langsam ungeduldig wurde, begann Mr. Hyde dafür zu danken, dass er so freundlich war und ihnen diese... (er fand nicht gleich das Wort, das er suchte) überbracht hatte. »... aber da ich weiß, dass Mrs. Strange in meinem Haus und in Sicherheit ist, werden Sie, so vermute ich, nicht überrascht sein, wenn ich...«
    Jeremy kam ziemlich unvermittelt

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