Jonathan Strange & Mr. Norrell
Arabella haben konnte, schlug Strange wieder auf die Wasseroberfläche. Die Vision verschwand.
Draußen lag überall tiefer Schnee. Alles war gefroren, reglos und still. Der Grund und Boden von Ashfair wurde als Erstes durchsucht. Als sich herausstellte, dass dort nicht einmal ein Zaunkönig oder ein Rotkehlchen zu finden war, begannen Strange, Henry, Mr. Hyde und die Dienstboten die Straßen abzusuchen.
Drei der Dienstmädchen gingen zurück ins Haus, um auf dem Dachboden nachzusehen, der seit Stranges Kindheit kaum betreten worden war. Sie nahmen eine Axt und einen Hammer zur Hand und brachen Truhen auf, die vor fünfzig Jahren verschlossen worden waren. Sie suchten in Schränken und Schubladen, von denen viele kaum den Körper eines Kindes hätten aufnehmen können, geschweige denn den einer erwachsenen Frau.
Einige Dienstboten liefen zu Häusern in Clun. Andere nahmen Pferde und ritten nach Clunton, Purslow, Clunbury und Whitcott. Bald gab es kein Haus in der Gegend, in dem nicht bekannt war, dass Mrs. Strange vermisst wurde, und kein Haus, das nicht jemanden mit auf die Suche geschickt hatte. Unterdessen wachten die Frauen dieser Häuser über das Feuer im Kamin und trafen alle möglichen Vorbereitungen, damit Mrs. Strange, sollte sie in dieses Haus gebracht werden, sofort mit so viel Wärme, Nahrung und Komfort versorgt werden konnte, wie ein Mensch auf einmal nur brauchen konnte.
In der ersten Stunde stieß Hauptmann John Ayrton von den 12. Leichten Dragonern zu ihnen, der mit Wellington und Strange auf der Iberischen Halbinsel und in Waterloo gewesen war. Sein Grundbesitz grenzte an den von Strange. Sie waren gleich alt und ihr ganzes Leben lang Nachbarn gewesen, doch Hauptmann Ayrton war ein so schüchterner und zurückhaltender Herr, dass sie selten mehr als zwanzig Worte im Jahr miteinander gewechselt hatten. In dieser Krise kam er zu Strange und Henry mit Landkarten und dem ruhigen, ernsten Versprechen, sie mit allem in seiner Macht Stehenden zu unterstützen.
Bald stellte sich heraus, dass Mr. Hyde nicht der Einzige war, der Arabella gesehen hatte. Zwei Landarbeiter, Martin Oakley und Owen Bullbridge, hatten sie ebenfalls gesehen. Jeremy Johns erfuhr dies von ein paar Freunden dieser Männer, worauf er sofort das erste Pferd bestieg, das er finden konnte, und zu den schneebedeckten Feldern an den Ufern des Clun ritt, wo Oakley und Bullbridge sich der allgemeinen Suche angeschlossen hatten. Jeremy, halb Begleiter, halb Aufpasser, nahm sie mit zurück nach Clun, damit sie vor Hauptmann Ayrton, Mr. Hyde, Henry Woodhope und Strange erscheinen konnten.
Sie fanden heraus, dass Oakleys und Bullbridges Bericht dem von Mr. Hyde auf seltsame Art widersprach. Mr. Hyde hatte Arabella auf den kahlen verschneiten Hängen nahe der Burg Idris gesehen. Sie war in Richtung Norden gelaufen. Er hatte sie exakt um neun Uhr gesehen und, genau wie früher, das Glockenläuten gehört.
Oakley und Bullbridge hingegen hatten gesehen, wie sie etwa fünf Meilen östlich der Burg Idris zwischen den dunklen winterlichen Bäumen hindurcheilte, doch auch sie behaupteten, sie exakt um neun Uhr gesehen zu haben.
Hauptmann Ayrton runzelte die Stirn und bat Oakley und Bullbridge um eine Erklärung: Woher hätten sie gewusst, dass es neun Uhr war, da sie doch, anders als Mr. Hyde, beide keine Taschenuhr besäßen? Oakley antwortete, sie hätten angenommen, es sei neun Uhr, da sie Glockenläuten gehört hätten. Die Glocken, so glaubte Oakley, gehörten zur Kirche St. George in Clun. Doch Bullbridge sagte, es seien nicht die Glocken von St. George gewesen – sie hätten mehrere Glocken gehört und St. George habe nur eine. Er sagte, es seien traurige Glocken gewesen, die sie gehört hatten – Totenglocken, glaubte er –, doch als man ihn bat, zu erläutern, was er damit meinte, blieb er eine Antwort schuldig.
In sämtlichen anderen Details stimmten die beiden Berichte überein. In keinem fand sich irgendein Unsinn mit schwarzen Kleidern. Alle drei Männer sagten, sie habe ein weißes Kleid getragen, und alle waren sich einig, dass sie ziemlich schnell gegangen sei. Keiner von ihnen hatte ihr Gesicht gesehen.
Hauptmann Ayrton sandte Gruppen von vier oder fünf Männern aus, um in den dunklen Winterwäldern zu suchen. Er sandte Frauen aus, um Laternen und warme Kleidung zu besorgen, und er sandte Reiter aus, um die hohen, offenen Hügel um die Burg Idris abzusuchen. Mr. Hyde – der sich mit nichts anderem zufrieden gab – war
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