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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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einen Namen, aber den legte er ab, als er nach England zurückkehrte. Alle seine anderen Titel – der Rabenkönig, der Schwarze König, der König des Nordens – wurden ihm von anderen Menschen, nicht von ihm selbst gegeben.«
    »Ja, ja«, sagte Strange ungeduldig. »Das weiß ich alles. Aber John Uskglass war doch gewiss sein richtiger Name?«
    »Oh! Keinesfalls. So hieß ein junger normannischer Aristokrat, der, glaube ich, im Sommer 1097 starb. Der König – unser John Uskglass – behauptete, der Mann wäre sein Vater, aber viele Leute bezweifeln, dass sie überhaupt verwandt waren. Ich glaube nicht, dass dieses Durcheinander an Namen und Titeln Zufall ist. Der König wusste, dass andere Zauberer immer auf ihn aufmerksam werden würden, und deswegen schützte er sich vor der Belästigung durch ihre Zauberei, indem er ihre Sprüche vorsätzlich verwirrte.«
    »Was soll ich also tun?« Strange schnalzte mit den Fingern. »Raten Sie mir!«
    Mr. Norrell blinzelte mit seinen kleinen Augen. Er war es nicht gewohnt, schnell zu denken. »Wenn wir einen gewöhnlichen englischen Zitierungszauber benutzen – und dazu rate ich dringend, da sie nicht verbessert werden können –, dann können die Elemente des Zaubers die Arbeit der Identifizierung übernehmen. Wir brauchen einen Gesandten, einen Weg und eine Gabe. 175 Wenn wir Dinge benutzen, die den König bereits kennen und zudem gut kennen, dann wird es nichts ausmachen, dass wir ihn nicht richtig benennen können, sie werden ihn ohne unsere Hilfe finden, zu uns bringen und ihn verpflichten. Verstehen Sie?«
    Trotz seiner Angst wurde er zunehmend lebhaft dank der Aussicht auf Zauberei – neue Zauberei – mit Mr. Strange.
    »Nein«, sagte Strange. »Ich verstehe überhaupt nicht.«
    »Dieses Haus steht auf dem Land des Königs, erbaut wurde es mit Steinen der Abtei des Königs. Ein Fluss fließt durch den Park – keine zweihundert Meter von diesem Raum entfernt. Auf diesem Fluss fuhr der König oft in seinem königlichen Boot. In meinem Küchengarten stehen ein Birnbaum und ein Apfelbaum – die direkten Nachfahren von Kernen, die der König ausspuckte, als er eines Sommerabends im Garten des Abts saß. Die alten Steine der Abtei sollen unser Gesandter sein, der Fluss soll unser Weg sein und die Äpfel und Birnen der nächsten Ernte sollen unsere Gabe sein. Dann können wir ihn einfach ›König‹ nennen. Die Steine, der Fluss, die Bäume kennen keinen anderen König als ihn.«
    »Gut«, sagte Strange. »Und welchen Zauberspruch empfehlen Sie? Gibt es welche in Belasis?«
    »Ja, drei.«
    »Sind sie einen Versuch wert?«
    »Nein, nicht wirklich.« Mr. Norrell öffnete eine Schublade und holte ein Blatt Papier heraus. »Das ist der Beste, den ich kenne. Ich bin es nicht gewohnt, Zitierungszauber zu betreiben – aber wenn ich es wäre, würde ich diesen benutzen.« Er reichte Strange das Blatt.
    Es war bedeckt mit Mr. Norrells kleiner präziser Handschrift. Ganz oben stand: »Mr. Stranges Zitierungszauber.«
    »Damit haben Sie Maria Absalom gerufen«, 176 erklärte Mr. Norrell. »Ich habe ihn ein wenig verbessert. Ich habe das florilegium weggelassen, das Sie wortwörtlich von Ormskirk abgeschrieben haben. Wie Sie wissen, halte ich nichts von florilegia , im Allgemeinen, und dieses hier ist besonders unsinnig. Hinzugefügt habe ich eine Epitome von Bewahrung und Erlösung und einen Funken Gesuch – obschon ich bezweifle, dass uns das in diesem Fall viel helfen wird.« 177
    »Jetzt ist der Zauber ebenso Ihr Werk wie meines«, sagte Strange. In seiner Stimme schwang weder Rivalität noch Groll mit.
    »Nein, nein«, erwiderte Norrell. »Die Struktur stammt ausschließlich von Ihnen. Ich habe nur die Kanten geglättet.«
    »Gut. Dann sind wir so weit, oder?«
    »Eins noch.«
    »Was?«
    »Es gibt gewisse Vorsichtsmaßnahmen, die wir ergreifen müssen, um Mrs. Stranges Sicherheit zu gewährleisten«, sagte Mr. Norrell.
    Strange warf ihm einen Blick zu, als hielte er es für ein wenig spät, dass sich Mr. Norrell Gedanken um Arabellas Sicherheit machte, aber Mr. Norrell eilte zu einem Bücherschrank, nahm einen dicken Band heraus und bemerkte es nicht.
    »Der Zauber steht in Chastons Liber novus . Ah ja. Hier ist er. Wir müssen einen Zauberpfad anlegen und eine Tür bauen, damit Mrs. Strange sicher aus dem Elfenland herauskommt. Sonst sitzt sie dort für immer in der Falle. Es könnte Jahrhunderte dauern, sie zu finden.«
    »Ach das«, sagte Strange. »Das habe ich

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