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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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ganzen englischen Zauberei, die mir zur Verfügung steht, könnte ich ihn auf viele Arten töten. Ich könnte ihn aus großer Höhe hinunterschleudern. Ihn mit einem Blitzschlag verbrennen. Ihn unter einem Berg zermalmen. Stünde nur meine Freiheit auf dem Spiel, hätte ich es gewiss versucht. Aber es geht nicht um meine Freiheit, es geht um Arabella, und wenn ich gescheitert, wenn ich dabei umgekommen wäre, dann wäre ihr Schicksal für immer besiegelt. Deswegen habe ich weiter darüber nachgedacht. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass es einen Mann auf der ganzen Welt gibt – in allen Welten, die jemals existierten –, der weiß, wie ich meinen Gegner besiegen kann. Ein Mann, der mir raten kann, was ich tun soll. Und mir ist klar geworden, dass es an der Zeit ist, mit ihm zu sprechen.«
    Mr. Norrell blickte beunruhigter drein als je zuvor. »Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich mich nicht länger als Ihnen überlegen betrachte. Ich habe wesentlich mehr gelesen als Sie, das wohl, und ich will Ihnen helfen, so gut ich kann, aber ich kann Ihnen keine Sicherheit bieten, dass ich erfolgreicher sein werde als Sie.«
    Strange runzelte die Stirn. »Was? Wovon sprechen Sie? Ich meinte nicht Sie. Ich meinte John Uskglass. Ich will Ihre Hilfe, um John Uskglass herbeizurufen.«
    Mr. Norrell atmete schwer. Die Luft schien zu beben, als wäre ein tiefer Ton angeschlagen worden. Er war sich in einem nahezu schmerzhaften Maß der Dunkelheit bewusst, die sie umgab, der neuen Sterne über ihnen und der Lautlosigkeit der angehaltenen Uhren. Es war ein großer schwarzer Moment, der ewig dauerte, der ihn niederdrückte, ihn erstickte. Und in diesem Moment kostete es keine Mühe, zu glauben, dass John Uskglass in der Nähe war – nur einen Zauberspruch entfernt; die tiefen Schatten in den Ecken waren die Falten seiner Robe; der Rauch der flackernden Kerzen war das Rabengefieder um seinen Helm.
    Strange dagegen schienen solch unsterbliche Ängste nichts anzuhaben. Er beugte sich halb lächelnd ein wenig vor. »Kommen Sie, Mr. Norrell«, flüsterte er. »Für Lord Liverpool zu arbeiten ist langweilig. Das empfinden Sie doch genauso? Sollen andere Zauberer Klippen und Strände verzaubern. Bald wird es genügend von ihnen geben. Aber wir beide sollten etwas Außergewöhnliches tun.«
    Schweigen.
    »Sie haben Angst«, sagte Strange und zog sich ärgerlich ein Stück zurück.
    »Angst!«, brach es aus Mr. Norrell heraus. »Selbstverständlich habe ich Angst. Es wäre Wahnsinn – absoluter Wahnsinn –, keine Angst zu haben. Aber das ist nicht mein Einwand. Es wird nicht gehen. Was immer Sie sich davon erhoffen, es wird nicht gehen. Auch wenn es uns gelänge, ihn herbeizurufen – was uns beiden, Ihnen und mir, durchaus gelingen könnte –, so wird er uns nicht helfen, wie Sie es sich vorstellen. Könige befriedigen keine eitle Neugier – und dieser König am allerwenigsten.«
    »Sie nennen es eitle Neugier...«, begann Strange.
    »Nein, nein!«, sagte Mr. Norrell und unterbrach ihn hastig. »Ich nicht. Ich will Ihnen nur vor Augen führen, wie er es sehen wird. Was liegt ihm an zwei verlorenen Frauen? Sie stellen sich John Uskglass als gewöhnlichen Menschen vor. Ich meine einen Menschen wie Sie oder ich. Er wuchs im Elfenland auf und wurde dort ausgebildet. Die Lebensweise des Brugh war ihm eine zweite Natur – und in den meisten Brughs lebten gefangene Menschen –, er war selbst einer. Es wird ihn nicht beeindrucken. Er wird es nicht verstehen.«
    »Dann werde ich es ihm erklären. Mr. Norrell, ich habe England verändert, um meine Frau zu retten. Ich habe die Welt verändert. Ich werde nicht davor zurückscheuen, einen Menschen herbeizurufen, mag er so gewaltig sein, wie er will. Kommen Sie, Sir. Es hat keinen Sinn, darüber zu streiten. Als Erstes müssen wir ihn herbeizitieren. Wie fangen wir an?«
    Mr. Norrell seufzte. »Es ist nicht so, als würden wir irgendjemanden herbeirufen. Jede Zauberei, die mit John Uskglass zu tun hat, weist besondere Schwierigkeiten auf.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nun, wir wissen nicht, wie wir ihn nennen sollen. Zitierungszauber verlangen vom Zauberer Sorgfalt im Umgang mit Namen. Keiner der Namen, mit dem wir John Uskglass belegen, war sein richtiger Name. Er wurde gestohlen und ins Elfenland gebracht, bevor er getauft wurde – deswegen wurde er zu dem namenlosen Kind im Brugh . ›Der namenlose Sklave‹ war einer der Namen, den er sich selbst gab. Die Elfen gaben ihm natürlich auf ihre Art auch

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