Jonathan Strange & Mr. Norrell
zulief; der Regen spritzte an beiden Enden heraus wie aus zwei winzigen Wasserspeiern. Dann versickerte er im Cape seines Kinderrocks, wodurch der Rock schrecklich schwer wurde und die Wolle verfilzte; und er lief in kleinen Strömen über seine krustige, fettige Haut; doch Perroquet schenkte dem nicht die geringste Beachtung.
Nach vier Tagen seufzte Perroquet, sprang auf, streckte sich, nahm seinen Hut ab, kratzte sich ausgiebig am Kopf und sagte: »Nun, mein Admiral, das sind die eigenartigsten Schiffe, die ich je gesehen habe, und ich verstehe sie nicht.«
»In welcher Hinsicht, Perroquet?«, fragte der Admiral.
Auf den Klippen nahe Camaret Saint-Julien befanden sich neben Perroquet Admiral Desmoulins und Kapitän Jumeau, und der Regen floss auch aus den spitzen Enden ihrer Hüte und ließ die Wolle ihrer Röcke verfilzen und füllte ihre Stiefel mit einem halben Zoll Wasser.
»Nun«, sagte Perroquet, »die Schiffe liegen auf dem Wasser, als wären sie in eine Flaute geraten, aber sie sind in keine Flaute geraten. Es weht ein starker Westwind, der sie eigentlich gegen diese Felsen treiben müsste, aber tut er das? Nein. Kreuzen die Schiffe ins offene Meer? Nein. Reffen sie Segel? Nein. Ich kann gar nicht zählen, wie oft der Wind gedreht hat, seit ich hier sitze, aber was haben die Männer auf jenen Schiffen getan? Nichts.«
Kapitän Jumeau, der Perroquet nicht leiden konnte und ihm den Einfluss auf den Admiral neidete, lachte. »Er ist verrückt, mein Admiral. Wenn die Briten wirklich so faul oder dumm wären, wie er behauptet, dann wären ihre Schiffe jetzt nur noch ein Haufen zertrümmerter Planken.«
»Sie sehen eher aus wie Bilder von Schiffen«, grübelte Perroquet vor sich hin und schenkte dem Kapitän keine Beachtung, »und nicht wie richtige Schiffe. Aber noch eigenartiger, mein Admiral, ist das Schiff mit den drei Decks dort an der nördlichen Spitze der Schlachtlinie. Am Montag sah es noch aus wie all die anderen, aber jetzt sind seine Segel völlig zerfetzt, der Besanmast fehlt, und im Rumpf klafft ein Loch.«
»Hossa!«, rief Kapitän Jumeau, »eine tapfere französische Besatzung hat diesen Schaden angerichtet, während wir hier stehen und uns unterhalten.«
Perroquet grinste. »Und glauben Sie, Kapitän, die Briten würden es zulassen, dass ein französisches Schiff an ihren hundert Schiffen vorbeifährt, eins von ihnen in die Luft jagt und dann seelenruhig wieder wegsegelt? Ha! Ich möchte sehen, wie Sie, Kapitän, das mit Ihrem kleinen Schiff machen. Nein, mein Admiral, meiner Meinung nach schmilzt das britische Schiff.«
»Schmilzt!«, rief der Admiral überrascht aus.
»Der Rumpf ist ausgebeult wie der Strickbeutel einer alten Frau«, sagte Perroquet. »Und das Bugspriet und das Vorsegel hängen ins Wasser.«
»Welch idiotischer Unfug!«, rief Kapitän Jumeau aus. »Wie kann ein Schiff schmelzen?«
»Ich weiß es nicht«, meinte Perroquet nachdenklich. »Das hängt davon ab, woraus es gemacht ist.«
»Jumeau. Perroquet«, sagte Admiral Desmoulins. »Ich halte es für das Beste, aufs Meer hinauszufahren und diese Schiffe zu untersuchen. Falls es danach aussieht, als wolle die britische Flotte uns angreifen, werden wir abdrehen, aber vielleicht können wir in der Zwischenzeit etwas herausfinden.«
Also setzten Perroquet, der Admiral und Kapitän Jumeau mit einigen tapferen Männern im strömenden Regen Segel; denn obwohl Seeleute jeder Art von Mühsal mit Gleichmut begegnen, sind sie abergläubisch, und Perroquet war nicht der Einzige in Brest, der die Eigentümlichkeit der britischen Schiffe bemerkt hatte.
Nachdem sie ein Stück Wegs zurückgelegt hatten, konnten unsere Abenteurer erkennen, dass die merkwürdigen Schiffe von oben bis unten grau waren und glitzerten; sogar unter dem dunklen Himmel und in dem strömenden Regen glänzten sie. Einmal, einen kurzen Moment lang, öffneten sich die Wolken und ein Sonnenstrahl fiel auf das Wasser. Die Schiffe verschwanden. Dann schloss sich die Wolkendecke wieder, und die Schiffe waren erneut da.
»Gütiger Gott!«, rief der Admiral. »Was soll das bedeuten?«
»Vielleicht«, sagte Perroquet mit unbehaglicher Stimme, »vielleicht sind die britischen Schiffe alle gesunken, und das sind ihre Geister.«
Immer noch glitzerten und glänzten die merkwürdigen Schiffe, und dies führte zu einer Diskussion darüber, woraus sie wohl gemacht sein könnten. Der Admiral meinte, sie seien vielleicht aus Eisen oder Stahl. (Metallschiffe! Die
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