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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Artikel wurden von jedermann im Königreich verschlungen, vom kleinsten Hilfspfarrer bis zum Premierminister. Andere Publikationen waren im Vergleich dazu sehr langweilig.
    Er war versucht, die Idee ganz fallen zu lassen, und hatte sie bereits fast vergessen, als er zufällig einen Brief von einem jungen Buchhändler namens Murray erhielt. Mr. Murray bat höflichst um die Ehre, Mr. Lascelles und Mr. Drawlight seine Aufwartung machen zu dürfen, an welchem Tag und zu welcher Stunde auch immer es ihnen genehm sei. Er habe ihnen, so schrieb er, einen Vorschlag zu machen, einen Vorschlag, der Mr. Norrell betraf.
    Lascelles und Drawlight empfingen den Buchhändler ein paar Tage später in Mr. Lascelles Haus in der Bruton Street. Er wirkte tatkräftig und geschäftstüchtig und unterbreitete ihnen umgehend seinen Vorschlag.
    »Wie jeder andere Bewohner dieser Inseln, meine Herren, bin ich überrascht und entzückt von dem erstaunlichen Wiederaufleben der englischen Zauberei in jüngster Zeit. Und ich bin im gleichen Maße beeindruckt von der Begeisterung, mit der die britische Öffentlichkeit die Wiederauferstehung einer längst tot geglaubten Kunst begrüßt. Ich bin davon überzeugt, dass eine der Zauberei gewidmete Zeitschrift eine hohe Zirkulation erreichen würde. Literatur, Politik, Religion und Reise in allen Ehren – das werden immer gängige Themen für eine Zeitschrift sein –, aber die Zauberei – echte, angewandte Zauberei wie die von Mr. Norrell – hat den Vorteil, dass sie etwas völlig Neues ist. Ich frage mich, meine Herren, können Sie mir sagen, ob Mr. Norrell meinen Vorschlag wohlwollend prüfen würde? Ich habe gehört, Mr. Norrell hat eine Menge zu diesem Thema zu sagen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Mr. Norrells Ansichten ganz erstaunlich sind! Natürlich haben wir alle ein wenig über Geschichte und Theorie der Zauberei in unseren Klassenzimmern gelernt, aber es ist so lange her, dass die Zauberei auf diesen Inseln praktiziert wurde, dass das, was man uns beigebracht hat, vermutlich voller Irrtümer und Missverständnisse ist.«
    »Ah!«, rief Mr. Drawlight aus. »Wie scharfsinnig, Mr. Murray! Wie glücklich würde es Mr. Norrell machen, dies von Ihnen zu hören. Irrtümer und Missverständnisse – genau so ist es. Wann immer Ihnen das Privileg einer Unterredung mit Mr. Norrell zuteil werden wird – wie es mir bei zahlreichen Gelegenheiten zuteil wurde –, werden Sie feststellen, dass es sich genau so verhält.«
    »Seit langem schon ist es der stärkste Wunsch in Mr. Norrells Herz«, sagte Lascelles, »ein präziseres Verständnis der modernen Zauberei einem größeren Publikum nahe zu bringen, doch leider, Sir, werden private Wünsche häufig von öffentlichen Pflichten vereitelt, und die Admiralität und das Kriegsministerium nehmen viel Zeit in Anspruch.«
    Mr. Murray antwortete höflich, dass natürlich sämtliche Überlegungen zurückstehen müssten hinter der großen Bedeutung des Krieges und dass Mr. Norrell von unschätzbarem Wert für die Nation sei. »Doch ich hoffe, es lässt sich ein Weg finden, die Angelegenheiten so zu regeln, dass die Hauptlast nicht auf Mr. Norrells Schultern läge. Wir würden einen Redakteur einstellen, der jede Ausgabe plant, Artikel und Rezensionen vergibt, Änderungen vornimmt – alles natürlich unter Mr. Norrells Anleitung.«
    »Ah ja!«, sagte Lascelles. »Ganz genau. Alles unter Mr. Norrells Anleitung. Darauf müssten wir bestehen.«
    Das Gespräch endete mit herzlichen Bekundungen auf beiden Seiten, und Lascelles und Drawlight versprachen, umgehend mit Mr. Norrell zu reden.
    Drawlight beobachtete, wie Mr. Murray den Raum verließ. »Ein Schotte«, sagte er, sobald die Tür geschlossen war.
    »Sicher«, stimmte Lascelles ihm zu. »Aber das stört mich nicht. Die Schotten sind häufig sehr geschickte, sehr umsichtige Geschäftsleute. Ich glaube, das könnte recht gut gehen.«
    »Er scheint mir ein ganz respektabler Mann zu sein – in der Tat nahezu ein Gentleman. Außer diesem merkwürdigen Tick, einen mit dem rechten Auge zu fixieren, während er sich mit dem linken im Zimmer umsieht. Das fand ich etwas beunruhigend.«
    »Er ist auf dem rechten Auge blind.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Canning hat mir das erzählt. Einer seiner Lehrer hat ihn mit einem Federmesser ins Auge gestochen, als er ein Junge war.«
    »Ach du meine Güte! Aber, mein lieber Lascelles, nun stellen Sie sich das doch einmal vor. Eine ganze Zeitschrift nur für die Ansichten

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