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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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einer einzigen Person. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Der Zauberer wird sich wundern, wenn wir ihm das erzählen.«
    Mr. Lascelles lachte. »Er wird es als die normalste Sache der Welt ansehen. Seine Eitelkeit ist unbeschreiblich.«
    Wie Mr. Lascelles vorhergesagt hatte, fand Mr. Norrell nichts Ungewöhnliches an dem Vorschlag, bereitete aber sofort Schwierigkeiten. »Ein hervorragender Plan«, sagte er, »aber leider völlig undurchführbar. Ich habe keine Zeit, eine Zeitschrift herauszugeben, und eine so wichtige Aufgabe kann ich schlecht irgendjemand anderem anvertrauen.«
    »Ich war ganz Ihrer Meinung, Sir«, sagte Mr. Lascelles, »bis mir Portishead einfiel.«
    »Portishead? Wer ist Portishead?«, fragte Mr. Norrell.
    »Nun«, sagte Lascelles, »er war ein theoretischer Zauberer, aber...«
    »Theoretischer Zauberer?«, unterbrach ihn Mr. Norrell bestürzt. »Sie wissen, was ich von denen halte.«
    »Ach, aber Sie haben noch gar nicht gehört, wie es weitergeht«, sagte Lascelles. »Seine Bewunderung für Sie ist so groß, Sir, dass er sofort seine Studien aufgab, als er erfuhr, dass Sie theoretische Zauberer nicht schätzen.«
    »Hat er das wirklich getan?«, fragte Mr. Norrell, den diese Information etwas beschwichtigte.
    »Er hat ein oder zwei Bücher veröffentlicht. Ich habe vergessen, worum genau es sich dabei handelte – eine Geschichte der Zauberei im sechzehnten Jahrhundert für Kinder oder irgendetwas in der Art. 24
    Ich glaube wirklich, dass Sie die Zeitschrift unbesorgt Lord Portishead anvertrauen können, Sir. Von ihm geht keine Gefahr aus, etwas zu veröffentlichen, was Sie nicht gutheißen; er gilt als einer der ehrenwertesten Männer im ganzen Königreich. Sein größter Wunsch wird sein, es Ihnen recht zu machen, da bin ich mir sicher.« 25
    Etwas widerwillig erklärte Mr. Norrell sich bereit, Lord Portishead kennen zu lernen, und Mr. Drawlight schrieb einen Brief, in dem er ihn an den Hanover Square bestellte.
    Lord Portishead war etwa achtunddreißig Jahre alt. Er war sehr groß und dünn und hatte lange dünne Hände und Füße. Normalerweise trug er einen hellen Rock und helle Kniehosen. Er war eine zarte Seele, und alles war ihm peinlich: Seine außergewöhnliche Größe war ihm peinlich; sein Status als ehemaliger theoretischer Zauberer war ihm peinlich (da er ein intelligenter Mensch war, wusste er, dass Mr. Norrell das nicht billigte); so erfahrene Männer von Welt wie Drawlight und Lascelles kennen zu lernen war ihm peinlich, und Mr. Norrell – seinen großen Helden – kennen zu lernen war ihm am allerpeinlichsten. An einem Punkt wurde er so aufgeregt, dass er begann, vor und zurück zu wippen – was ihm, in Kombination mit seiner Größe und mit seinen hellen Kleidern, das Aussehen einer Silberbirke im starken Wind verlieh.
    Trotz seiner Nervosität schaffte er es zu sagen, wie sehr ihn die Einladung Mr. Norrells ehrte. Und tatsächlich freute sich Mr. Norrell so sehr über die Ehrerbietung, die Lord Portishead ihm entgegenbrachte, dass er ihm gnädigst die Erlaubnis erteilte, wieder Zauberei zu studieren.
    Natürlich war Lord Portishead darüber hocherfreut, aber als er erfuhr, dass es Mr. Norrells Wunsch war, er möge regelmäßig stundenlang in einer Ecke seines Salons sitzen, Mr. Norrells Ansichten zur modernen Zauberei in sich aufnehmen und schließlich, unter Mr. Norrells Anleitung, Mr. Murrays neue Zeitschrift herausgeben, schien es, als könnte er sich kein größeres Glück vorstellen.
    Die neue Zeitschrift wurde Die Freunde der englischen Zauberei getauft, der Titel stammte aus dem Brief, den Mr. Segundus im vergangenen Frühjahr an die Times geschrieben hatte. Kurioserweise war keiner der Artikel, die in Die Freunde der englischen Zauberei erschienen, von Mr. Norrell verfasst, der, wie sich herausstellte, völlig unfähig war, irgendein Schriftstück zu Ende zu bringen; er war nie zufrieden mit dem, was er geschrieben hatte. Er war sich nie sicher, ob er nicht zu viel oder zu wenig gesagt hatte. 26
    Die ersten Nummern enthielten nichts, was einen ernsthaften Studenten der Zauberei besonders interessieren könnte; unterhaltsam waren einzig ein paar Artikel, in denen Portishead im Auftrag von Mr. Norrell Schläge austeilt: gegen Gentlemen als Zauberer, gegen Ladys als Zauberer, gegen Straßenzauberer, gegen vagabundierende Zauberer, gegen Wunderkinder als Zauberer, gegen die Gelehrte Gilde der Zauberer von York, gegen die Gelehrte Gilde der Zauberer von

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