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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Vorzügen bin ich auch noch ein sehr aufmerksamer Bruder und Cousin und versuche, wenn möglich immer, den Frauen in meinem Haushalt zu Gefallen zu sein. Und was die Position eines Königs anbelangt, so versichere ich Ihnen, dass es nichts Angenehmeres gibt, als wenn alle sich vor einem verbeugen und einen mit allen möglichen Adelstiteln ansprechen.«
    Und er ging dazu über, erneut auf extravagante Weise Stephens Schönheit, würdevolle Erscheinung und eleganten Tanzkünste zu loben – Eigenschaften, die er für die wichtigsten Qualifikationen hielt, um ein großes Königreich im Elfenland zu regieren –, und dann dachte er laut darüber nach, welches Königreich am besten zu Stephen passen würde. »Unsägliche Segnungen ist ein schöner Ort mit dunklen undurchdringlichen Wäldern, einsamen Gebirgszügen und unüberwindlichen Meeren. Und es hat den Vorteil, dass es im Augenblick keinen Herrscher hat. Andererseits hat es den Nachteil, dass sich bereits sechsundzwanzig Anwärter um den Thron streiten und dass Sie sofort an einem blutigen Bürgerkrieg teilnehmen müssten – woran Ihnen vielleicht nicht so viel liegt? Dann gibt es noch das Herzogtum Bedaure-Mich. Der derzeitige Herzog hat keine nennenswerten Freunde. Aber ach, ich könnte es nicht ertragen, einen meiner Freunde als Herrscher eines so trübseligen kleinen Reichs wie Bedaure-Mich zu sehen.«
KAPITEL 20
Der unwahrscheinliche Putzmacher
Februar 1808
    Die Menschen, die damit gerechnet hatten, dass der Krieg zu Ende wäre, jetzt, da der Zauberer auf der Bildfläche erschienen war, wurden bald enttäuscht. »Zauberei!«, sagte Mr. Canning, der Außenminister. »Erzählen Sie mir bloß nichts von Zauberei. Es ist wie mit allem anderen, voller Rückschläge und Enttäuschungen.«
    Das war nicht ganz falsch, und Mr. Norrell war immer bereit, komplizierte Erklärungen abzugeben, warum etwas nicht möglich war. Einmal sagte er im Zuge einer dieser Erklärungen etwas, was er später bereute. Es war im Burlington House, und Mr. Norrell erklärte Lord Hawkesbury 36 , dem Innenminister, dass er dies oder das nicht versuchen könne, da dafür mindestens ein Dutzend Zauberer vonnöten wären, die Tag und Nacht arbeiteten. Er hielt eine langatmige, langweilige Rede über den bedauernswerten Zustand der englischen Zauberei und endete: »Ich wünschte, es wäre anders, aber, wie Ihre Lordschaft sicherlich wissen, unsere talentierten jungen Männer wenden sich an die Armee, an die Marine und an die Kirche, um Karriere zu machen. Mein armer Berufsstand wird betrüblich vernachlässigt.« Und dann stieß er einen tiefen Seufzer aus.
    Mr. Norrell wollte mit dieser Ansprache nicht hoch hinaus, vielleicht nur die Aufmerksamkeit auf sein eigenes außergewöhnliches Talent lenken, aber unglücklicherweise kam Lord Hawkesbury eine andere Idee.
    »Oh!«, rief er. »Sie meinen, dass wir mehr Zauberer brauchen? Natürlich. Das sehe ich ein. Genau. Eine Schule vielleicht? Oder eine königliche Gesellschaft unter der Schirmherrschaft Seiner Majestät? Nun, Mr. Norrell, ich denke, die Einzelheiten werden wir Ihnen überlassen. Wenn Sie so gut wären und ein Memorandum zu dem Thema entwerfen, werde ich es gern lesen und die darin aufgeführten Vorschläge den anderen Ministern unterbreiten. Wir kennen alle Ihr Geschick in diesen Dingen, Ihre klare und detaillierte Ausdrucksweise, Ihre gut leserliche Handschrift. Ich bin sicher, wir werden irgendwo ein bisschen Geld für Sie auftreiben. Wenn Sie Zeit haben, Sir. Es besteht keine Eile. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind.«
    Armer Mr. Norrell! Nichts lag ihm ferner, als andere Zauberer auszubilden. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass Lord Hawkesbury ein vorbildlicher Minister war, der in seinem Beruf aufging und an tausend Dinge denken musste. Zweifellos würde er die Sache bald vergessen haben.
    Aber als Mr. Norrell das nächste Mal im Burlington House war, stürzte sich Lord Hawkesbury auf ihn und rief: »Ah! Mr. Norrell! Ich habe mit dem König über Ihren Plan gesprochen, neue Zauberer auszubilden. Seine Majestät war sehr angetan und hält es für eine ausgezeichnete Idee. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass er liebend gern die Schirmherrschaft übernehmen wird.«
    Es war ein Glück, dass die unerwartete Ankunft des schwedischen Botschafters Seine Lordschaft veranlasste, sich sofort wieder zu entfernen, bevor Mr. Norrell etwas erwidern konnte.
    Aber eine Woche später begegnete Mr. Norrell erneut Lord Hawkesbury, diesmal

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