Jones, Diana Wynne
hereingefallen ist wie ein Wasserfall. Auf jeden Fall unterwarf er sich ihr und wurde gebunden. Unter anderem willigte er ein, unserem Volk im Kampf mit seiner nicht unbeträchtlichen Kraft beizustehen, und er gestattete Cenblith, seine Kraft in dieses kleine Abbild seiner selbst zu leiten. Er hatte jedoch eine Bedingung: dass man ihn jedes Jahr einmal in ein Feuer stellt. Wenn die Schlacke von ihm abfällt und er sich in Gold verwandelt hat, so heißt es, besitzt er seine allergrößte Kraft. Und hier ist er: golden – und kommt zu spät!« Des Königs Augen funkelten fast, als wären sie feucht, während er den Einen in seinen Händen betrachtete.
Ich erinnere mich, dass ich den Einen anblickte und mich über das schwere Hochwasser und Kankredins Kampf gegen den Strom wunderte. Ich glaube noch immer nicht, dass der Strom und der Eine das Gleiche sind – zumindest sind sie es nicht ganz.
»Er muss verrückt gewesen sein, dass er sich binden ließ«, sagte Entchen.
»Das meine ich auch, aber ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist«, entgegnete unser König. Er hob den Einen dem bunten Zeltdach entgegen. »Nun können wir vereint gedeihen und siegen«, sagte er. »Jetzt, wo ich dich endlich habe, du gerissener kleiner Schelm!«
»Majestät«, sagte Robin, »der Eine gehört uns.«
»So ist es, junge Dame«, sagte der König. »Ihr werdet bei mir bleiben und ihn für mich behüten.« Er gab Robin den Einen zurück. »Hier. Zurück zu seinen rechtmäßigen Bewahrern. Passt gut auf ihn auf. Nun, da das Hochwasser sinkt, stehen uns lange Reisen bevor.«
Und am nächsten Morgen brachen wir auf. Durch nichts anderes als das Reisen wurde Robin so krank. Sie wurde hierhin gehetzt und dorthin gestoßen und musste im Regen sitzend auf den König warten. Nach dem ersten Reisetag ließ unser König sie von seinem Leibarzt untersuchen. Er sagte, sie leide am Flussfieber, und weil sie es schon einmal überstanden habe, werde sie sich schon bald erholen; sie sei reisetüchtig. Der gleiche Arzt hatte Jay den Arm abgenommen. Jay sagt, dass er ohne diesen Arzt noch immer zwei Arme hätte. Ich teile Jays Ansicht. Selbst jetzt, wo wir Ruhe haben, geht es Robin nicht besser.
Der König hat einen Narren an Hern gefressen. Während wir Übrigen auf den quietschenden Trosswagen durchgeschüttelt wurden, bekam er vom König ein Pony. Jeden Abend musste ich mich um Herns Sattelwunden kümmern, bevor ich nach Robin sehen konnte. Jetzt weiß ich, weshalb sie oft ausgerufen hat: »Nie hilft mir jemand!« Alles ruht nun auf meinen Schultern. Der König lässt Hern für den Rest des Tages neben sich reiten. »Mädchen für alles« sei er bei unserem König, sagt er. Er ist nicht im Mindesten dankbar. Dummerweise hat unser König aber eine Schwäche für Menschen, die ungehobelt und vertraulich zu ihm sind. Darum mag er Jay so gern, und je mürrischer Hern sich gibt, desto lieber hat ihn der König.
Hern ist sehr verdrossen. Unseren König lässt er davon allerdings nur wenig merken. Er sagt, er sei den Strom hinuntergezogen, um Gull zu retten oder ihn zu rächen. An Zauberei habe er nicht geglaubt, doch dann sei er zuerst von Tanamil und darauf von Kankredin mit Zaubersprüchen besiegt worden. Er habe weniger ausrichten können als Entchen oder ich. Deshalb sehe er sich gezwungen einzuräumen, dass Zauberei doch existiere. Er sagte mir, das schmälere seine Achtung vor seinem eigenen Verstand.
»Aber Zauberei ist doch auch eine Sache des Verstandes«, wandte ich ein.
»Aber nicht meines Verstandes«, entgegnete Hern. »Darum bin ich solch ein Versager. Ich war nicht einmal sicher, ob die Menschen wirklich Seelen haben. Dann aber sah ich die Seelen, die sich im Netz verfangen hatten, und ich wusste, ich blicke meinem Versagen ins Gesicht. Ein scheußliches Gefühl ist das.« Und das war nicht einmal die ganze Geschichte, aber das sollte ich erst später erfahren.
Entchen ist ebenfalls schlecht gelaunt, denn er langweilt sich.
Während all dessen hastet unser König mit uns durch das Land. Aus Furcht vor den Heiden meidet er die Nähe von Häusern und bleibt nie lange an einer Stelle. Wann immer wir zu einem Bauernhof oder in ein Dorf kommen, klopfen des Königs Mannen an die Türen, eilen in die Häuser und brüllen, dass der König gekommen sei. Ist der Ort wegen der Heiden oder wegen des Hochwassers verlassen, nehmen sie alles mit, was sie finden. Wenn Menschen dort leben, befiehlt der König ihm zu bringen, was er benötigt. Oft
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