Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
Vom Netzwerk:
Wasser. Alles schien meine Schuld zu sein, denn ich hatte den Einen zweimal gefehlt. Mit einem Mal glaubte ich, ein Licht im Strom zu sehen. Ich kniete mich auf die Türschwelle und starrte ängstlich in die grün-goldene Tiefe. Ein riesiger Schemen war darin zu erkennen, wie von einem Mann mit einer langen Nase und gesenktem Kopf. Wenn es mir nicht gerade erst gelungen wäre, Robin zum Einschlafen zu bewegen, hätte ich aufgeschrien. Ich war mir ganz sicher, dass ich Kankredin gesehen hatte.
    »Dieser einarmige Scherzbold sagt, dass es meiner Robin schlecht geht«, sagte Onkel Falk. Eine winzige Lampe im Boot, ruderte er auf die Tür zu. Woher der Schemen gekommen war, den ich gesehen hatte, weiß ich nicht.
    Es tat mir gut, meinen Onkel wiederzusehen. »Keine gute Zeit, um nach Muscheln zu schauen«, sagte ich. »Der König lagert am Mühlteich.«
    »Das weiß ich, Liebes«, sagte er. »Ich bin gekommen, um zu sehen, wie es euch ergeht.«
    Auf die Türschwelle gekniet und ein bisschen weinend, berichtete ich ihm von unseren Reisen, vom König und vom Einen. Nur über Gull erzählte ich ihm nichts. Er glaubt, Gull sei unterwegs gestorben.
    »So sind Könige und Unvergängliche eben«, tröstete mich Onkel Falk. »Ihnen ist es gleich, wie viel Unbill sie anderen bereiten. Du sorgst dafür, dass Robin hier bleibt, bis es ihr wieder gut geht. Das alleine zählt. Gibt es irgendeine Kleinigkeit, die ich dir aus eurem Haus bringen kann?«
    »In ganz Iglingen habe ich dich als Einzigen lieb!«, rief ich aus. »Haben sie zusammen mit dem Dach auch meinen Webstuhl zerschlagen?«
    »Nun sei nicht so grimmig«, ermahnte er mich. »Nein, er ist unversehrt. Sie haben ihren Gefühlen nur am Dach und an den Wänden Luft gemacht.« Dann sagte er etwas, bei dem mich jedes Mal der Zorn packt, wenn ich nur daran denke. »Ich will nicht entschuldigen, was sie taten«, sagte er, »aber ihr habt sie gereizt, weißt du, sogar Robin. Obwohl ihr wusstet, dass, ihr anders seid, benahmt ihr euch, als wärt ihr etwas Besseres. Damit habt ihr viele Leute vor den Kopf gestoßen.« Ich war zu wütend, um etwas zu entgegnen. »Soll ich dir deinen Webstuhl bringen?«, fragte er, und ich musste ihm verzeihen.
    »Aber auch meine Garnrollen und meine Webschiffchen und meine Nadeln und mein Spinnrad«, sagte ich. »Und vergiss mein Garn nicht.«
    »Du willst wohl, dass mein Boot sinkt!«, rief er. »Manchmal klingst du ganz wie deine Tante.« Trotzdem brachte er mir alles, jedes Stück, und auch meine Spindeln, um die ich ihn vergessen hatte zu bitten. Noch nie habe ich ein Boot so schwer mit Wolle beladen gesehen. Der Webstuhl saß ganz oben auf dem Haufen. Ich musste Entchen wecken, damit er mir half, ihn in die Mühle zu zerren. Weshalb ich so aufgeregt war, begriff er überhaupt nicht, aber ich glaube, Onkel Falk verstand mich gut.
    Seitdem webe ich unablässig, es sei denn, das Klappern stört Robin allzu sehr. Der König staunt über meine Emsigkeit. Tatsächlich bin ich oft sehr müde, aber die Arbeit fällt mir immer leichter. Allein, ich fürchte, dass Robin sterben wird, und ich webe, um meine Gedanken von ihr abzulenken. Ich redete mir ein, dass Robin genesen sein würde, wenn ich den Mantel fertig hätte, doch sie ist noch immer krank. Dann, kaum dass der erste Mantel fertig war, träumte ich erneut von meiner Mutter, die mich zum Nachdenken ermahnte. Und ich stellte fest, dass ich wieder von vorn anfangen müsste.
    An dem Morgen, an dem ich mit dem zweiten Mantel begann, verlor Entchen die Geduld mit mir. In letzter Zeit hat er für mich aus Langeweile Garn gesponnen, und er arbeitete draußen am Mühlrad, das ganz mit Vergissmeinnicht überwachsen ist. »Von allen langweiligen, dummen, trübsinnigen Leuten!«, rief Entchen. Er schleuderte die Spindel zu Boden und wies mit einer ausladenden Armbewegung auf die sonnenfleckige Helligkeit über allem im Wachstum stehenden Grün.
    »Sieh es dir an! Sieh dich an! Du bist ja noch schlimmer als Hern!«
    Ich brach in Tränen aus und sagte, dass ich den König hasse.
    »Wen schert das?«, fragte Entchen. »Er beschützt Gull, und er hält uns Zwitt vom Leibe. Was willst du denn noch mehr?«
    »Es ist alles meine Schuld«, schluchzte ich. »Ich habe ihm den Einen preisgegeben. Ich habe euch dazu gebracht, den Einen im Feuer zurückzulassen, obwohl wir ihn besser zu Kankredin mitgenommen hätten. Hätten wir den Einen bei uns gehabt, wäre alles ganz anders gekommen.«
    »Du nimmst zu sehr als

Weitere Kostenlose Bücher