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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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und fast kreisrunden See voller frisch geschlüpfter Kaulquappen. Dagner und Kialan gingen fort, um ihre Schlingen auszulegen, Lenina legte Kräuter ins Feuer, um die Mücken fernzuhalten. Der aromatische Rauch trieb zur Seite und legte sich Bändern gleich auf das Wasser. Brid und Moril, die sich um die Mücken keine Gedanken machten, wateten an einer seichten Stelle in den See und versuchten begeistert, mit einem alten Gurkenkrug Kaulquappen zu fangen. Moril hatte gerade die Meisten davon durch eigene Ungeschicklichkeit wieder verloren, als er aufblickte und bemerkte, dass der Vater sie beobachtete.
    »Ihr braucht einen größeren Krug«, sagte Clennen. »Und ihr solltet beide nicht vergessen, was ich Kialan über das Miteinander gesagt habe.«
    »Er hat es schon längst vergessen«, erwiderte Brid schmollend.
    »Er hat es noch nie zuvor lernen müssen«, sagte Clennen. »Das ist seine Schwäche, aber nicht eure, Brid. Zu einem Kampf braucht es zwei.«
    »Hast du eigentlich gehört, was er gesagt hat?«, fuhr Moril auf.
    »Taub bin ich nicht«, entgegnete Clennen. »Er hat wie jeder andere auch ein Recht auf seine Meinung. Und dir könnte es im übrigen nicht gerade schaden, wenn du dir zur Abwechslung mal deine eigene Meinung bilden würdest, anstatt dich immer Brid anzuschließen, Moril. Und jetzt wisch dir diesen Schleim von den Fingern, bevor du meine Quidder anrührst.«
    Während Monis Unterrichtsstunde kam Kialan aus dem Wald und ging zum See, wo er versuchte, Dagner das Schwimmen beizubringen. Den beiden beim Planschen zuzusehen lenkte Moril sehr stark ab. Als Kialan Brid zu überreden versuchte, es ebenfalls zu lernen, wurde es noch schlimmer. Brid behauptete, sie fürchte sich vor Egeln, und nichts konnte sie bewegen, tiefer als bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Immerhin erklärte sie sich bereit, die Armbewegungen nachzuahmen. Moril hörte sie lachen. Es sah ganz danach aus, als versuchte Kialan, sich mit seinen Geschwistern anzufreunden.
    Moril war stärker abgelenkt denn je. Vielleicht war Kilian im Grunde doch kein schlechter Kerl, sondern nur völlig taktlos. Moril versuchte, sich darüber klar zu werden, was er selbst dachte. Zu sehr wurmte ihn, dass Clennen glaubte, er übernehme stets Brids Ansichten. Moril fand, dass er doch eigentlich über alles Mögliche gründlich nachdachte – wenn auch recht vage. Er musste aber einräumen, dass er Brid sowohl in ihrer Meinung von Kialan als auch in ihrer Ansicht über die Ganner-Geschichte vorbehaltlos zugestimmt hatte. Und nun schien es, als hätte Brid sich beide Male geirrt. Moril wusste nicht, was er denken sollte.
    »Eigentlich sollte ich mich längst daran gewöhnt haben, dass du bis in die Wolken aufsteigst«, sagte Clennen. »Möchtest du auch schwimmen gehen?«
    »Nein«, antwortete Moril. »Doch. Ich meine, ist die Geschichte über Ganner denn nun wahr?«
    »Ehrenwort«, sagte Clennen. »Nur dass ich das Gesicht dieses Kerls vergessen zu haben scheine und nicht seinen Namen. Vielleicht schmücke ich hier und da ein paar Einzelheiten aus, aber ich erzähle niemals eine Geschichte, die nicht wahr ist, Moril. Vergiss das nie. Jetzt geh und schwimm, wenn du magst.«
    Clennen war offensichtlich sehr erleichtert, dass Lenina doch nicht nach Markind wollte. An diesem Abend trank er in Feststimmung sehr viel Wein. Der Spiegel in dem großen Krug war beinahe an den Rand des Strohkorbs abgesunken, als er sich schließlich in das größere Zelt rollte und sofort einschlief. Als Dagner und Kialan am nächsten Morgen aufbrachen, um nach den Fallen zu sehen, schlief er noch immer. Nachdem Brid und Moril aufgestanden waren, hörten sie ihn schnarchen, obwohl Lenina schon rege war und sich am See ihr weiches, helles Haar kämmte. Brid machte Feuer, und Moril wollte sich um Olob kümmern, doch Olob war aus einem unerfindlichen Grund gereizt. Immer wieder warf er den Kopf herum und scheute vor den Schatten.
    »Was ist denn mit ihm los?«, fragte Moril seine Mutter.
    Leninas Kamm hatte sich in einem Knoten verfangen. Ärgerlich zerrte sie daran, ohne richtig zuzuhören. »Weiß ich auch nicht«, sagte sie. »Lasst ihn doch.«
    Also gab Moril es auf, Olob bürsten zu wollen, und brachte den Striegel zum Wagen zurück. Dabei fiel sein Blick auf eine Anzahl von Männern, die aus dem Wald auf die Lichtung traten. Moril zählte sechs Fremde. Sie blieben vor den Bäumen stehen und betrachteten Moril, Brid, die am Feuer kniete, Lenina am See, den Wagen und die

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