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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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den Weg durch das erste Hochland, um den steilen Anstieg zu erreichen, der zur zweiten Hochebene führte. Brid hielt die Zügel. Moril saß neben ihr und probierte ein anderes von Dagners Liedern auf seiner kleinen Sopran-Quidder. Das Instrument erschien ihm nur noch albern und schrill, und es klang schrecklich gewöhnlich. Als Olob in einen langsamen, schwankenden Gang verfiel, der ihn den steilen Aufstieg zum nächsten Hochland hinaufführte, sah Moril sich veranlasst, die kleine Quidder wegzulegen und Kialan um die große zu bitten.
    Die nüchterne Art, mit der Kialan sie ihm reichte, flößte Moril ein gutes Gefühl ein. Dankbar nahm er die Quidder an. Er spürte, dass er ein Anrecht darauf hatte. Ob das ein Trost oder eine Last war, dessen war er sich nicht sicher, aber wenn Kialan so mühelos hinnahm, dass sie ein mächtiges, geheimnisvolles Instrument war, dann konnte er das auch. Dennoch wusste er, dass er lernen musste, die große Quidder zu beherrschen. Man konnte sich nicht den Lebensunterhalt mit einer Quidder verdienen, die jaulte, wenn einem elend zumute, und die krächzte, wenn man ärgerlich war. »Wie soll ich anfangen?«, fragte er Kialan über die Schulter.
    Kialan zögerte, nicht etwa, weil er Moril nicht verstanden hätte, sondern weil er nicht sicher war, wie Moril beginnen sollte. »Vielleicht, indem du dich selbst begreifst?«, fragte er. »Ich meine, ich weiß wirklich nicht, wie das gehen soll, aber versuch es doch einfach. Ah… warum bist du zum Beispiel nicht in Markind geblieben? Lag es nur daran, dass du Tholian dort gesehen hast?«
    Mittlerweile war Moril sicher, dass das nicht der Grund war. »Warum wolltest du nicht bleiben?«, fragte er Brid. »Aus Pflichtgefühl Vater gegenüber?«
    »Wie Mutter, meinst du?«, antwortete Brid. »N-nein. Oder vielleicht doch auch ein wenig deshalb. Ich ziehe Vaters Ansichten denen von Mutter vor, aber es lag wohl vor allem an der Art und Weise, wie Mutter zu Ganner zurückkehrte. Dieses Leben hier … daran bin ich gewöhnt, und alles andere kam mir falsch vor.«
    Moril empfand genauso. Trotzdem war das noch nicht alles. Nach Dagners Verhaftung hätte er Brid überreden können, nach Markind zurückzukehren, aber er hatte es nicht einmal erwogen. Er hatte auch nicht umkehren wollen, als er herausfand, wie gefährlich ihre Reise nach Norden wirklich war. Und er reiste noch immer nach Norden, als sei es selbstverständlich. Warum?
    »Warum, Moril?«, fragte Brid.
    »Ich bin im Norden geboren«, antwortete Moril eher bedächtig. »Wenn ich … äh, träume, dann immer vom Norden. Der Norden, das ist die richtige Seite, der Süden ist die falsche.«
    »Bravo!«, rief Kialan.
    Moril drehte sich um und lächelte ihn an. Dabei wandte er sich von den noch außer Sicht liegenden Bergen des Nordens ab, hin zum Süden, der sich in blauem Dunst weit unten hinter Kialan erstreckte. »Aber ich begreife es trotzdem noch nicht«, sagte er.
    Am Ende der Steigung duckte sich ein Dorf an den steilen Hang. Der Ort bestand gerade mal aus zehn Häusern und einer Bierschänke.
    »Lasst uns hier nicht auftreten«, sagte Brid. »Nicht weit von hier ist ein größerer Ort.«
    Sie fuhren an dem Dorf vorbei und gelangten in das ausgedehnte Hochland, wo überall Schafe grasten. Während der Vormittag dahinzog, erklangen melancholische Töne aus Morils Quidder. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir hier viel einnehmen«, sagte er. »Nicht, wenn wir nur zu zweit auftreten.«
    »Ob es hilft, wenn ich so tue, als sei ich Dagner?«, fragte Kialan.
    Beide rissen sie die Köpfe zu ihm herum. Das war eine großartige Idee.
    »Ob sie sich vom letzten Jahr noch an Dagner erinnern können?«, fragte Kialan.
    »Letztes Jahr sind wir in den Hochlanden oft nicht aufgetreten«, überlegte Brid. »Aber…«
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Kialan. »Außer den Grafen weiß niemand, dass ich im Süden bin. Diese Dörfer hier sind so abgelegen, dass sie erst dann von Dagners Verhaftung erfahren, wenn wir es ihnen erzählen. Ich glaube, das ist sicher genug – und entspricht ein wenig der Art eures Vaters.«
    Moril erhob den nahe liegenden Einwand. »Du kannst nicht singen.« Sie blickten einander an. Moril erinnerte sich, dass Kialan stets zugehört hatte, wenn Clennen ihm etwas beibrachte, immer in der Menge zu sehen gewesen war, wenn sie auftraten, und sich als ziemlich kenntnisreich erwiesen hatte, als die große Quidder verstimmt zu sein schien. »Oder kannst du es etwa doch?«
    »Nicht

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