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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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wunderbar alleine erledigen zu können. Aber wenn ihr beiden nun Geld verdienen müsst, ist es nur gerecht, wenn ihr nicht noch alles andere alleine tun müsst.«
    »Moril«, fragte Brid, plötzlich wieder sehr ernst, »glaubst du wirklich, dass wir Geld verdienen können? Ich meine, selbst mit Dagner klangen wir so … so dünn und blass, verstehst du?«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach Kialan, der sich nun Olobs anderer Seite widmete. »Ihr habt nur eine Vorstellung anderer Art gegeben. Ich meine nur, dass ihr einen Fehler begangen habt. Ihr hättet Dagner mehr in den Mittelpunkt stellen sollen. Du hättest ihn überreden müssen, mehr zu singen, Brid. Er hätte immer wieder kurze Auftritte haben sollen, und seine Lieder sind wirklich gut.«
    »Ja, das sind sie, nicht wahr?«, sagte Brid traurig. »Und jetzt…«
    Kialan schob den Kopf neben Olobs Nase vor. »Moril«, fragte er, »kannst du dich vielleicht an Dagners Lieder erinnern? Gut genug, um sie selber zu spielen?«
    »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!«, rief Moril. Kaum war das Geschirr sauber, holte er die Instrumente hervor. Während Brid sich ans Polieren begab, nahm Moril die große Quidder und versuchte es mit dem ersten Lied Dagners, das ihm in den Sinn kam. Aus irgend einem Grund war es das Lied, das Dagner nie vollendet hatte, dasjenige, das zu singen Clennen ihm verboten hatte, solange sie noch nicht im Norden waren. Moril brach nach den ersten Tönen ab und vergewisserte sich, dass kein Lauscher in der Nähe war. Dann spielte er weiter. Er bemerkte, dass er es gern für Dagner vollenden wollte. Was anderes sollte er auch für ihn tun? Dagner hatte die Melodie nur skizziert. Da Moril nicht wusste, was Dagner weiter vorgesehen hatte, ließ er sich von den Worten führen, hierhin und dorthin, durch den bewegenden Zweizeiler:
    »Komm zu mir, komm mit mir.
Die Amsel ruft: ›Oh, folge mir.‹«
    – und dann zum triumphalen Abschluss:
    »Wohin du gehst, da will auch ich hingehen.«
    Kialan blickte ihn beinahe ehrfürchtig an. Doch Brid, kaum dass sie begriff, welches Lied Moril sang, blickte die Felswand hinauf und am Abhang hinunter aus Furcht, jemand könnte sie belauschen. Moril wusste, dass er das Gesetz brach. Trotzdem wollte er das Lied vollenden, deshalb fuhr er eher herausfordernd mit der Zeile fort:
    »Die Sonne geht auf.«
    Die Quidder gab einen schrillen, herausfordernden Ton von sich. Moril erschrak und ärgerte sich im nächsten Moment darüber. Er versuchte, den ersten, schmelzenden Ton wieder einzufangen, doch ihm gelang nur noch ein kratziges, missgestimmtes Klingeln. Dagner hätte es abscheulich gefunden. Als Moril an seinen Bruder dachte, fügte er die ersten vier Zeilen am Ende hinzu, ganz wie Dagner es vorgeschlagen hatte. Dabei dachte er aber nicht so sehr an Dagner selbst, sondern vielmehr an Dagner als Teil der glücklichen Familie auf der Grünen Straße im Norden, die er sich am vorhergehenden Abend vorgestellt hatte. Und wie am Abend zuvor hörte er auch jetzt das merkwürdige, undeutliche Geräusch der Quidder.
    Moril sprang auf und trat einige Schritte zurück. Er konnte nicht anders. Mit einem dumpfen Dröhnen fiel die Quidder ins Gras.
    »Moril!«, schalt ihn Brid. »Du machst sie noch kaputt.«
    »Das war großartig!«, lobte Kialan. »Hör noch nicht auf.«
    »Es ist mir egal!«, rief Moril aufgeregt. »Am liebsten würde ich draufspringen! Das verflixte Ding hat meine Gedanken gespielt! Die Quidder spielte, was ich dachte.«
    Brid und Kialan blickten erst einander an, dann Moril. »Meinst du nicht auch«, fragte Kialan, »dass das ihr Geheimnis ist? Deine Gedanken wecken ihre Macht.«
    »Aber bei Vater hat das nie funktioniert!«, rief Moril. »Das hat er mir gesagt! Er sagte, nur einmal wäre es geschehen.«
    »Naja«, entgegnete Kialan unbehaglich, »er wusste sie nicht recht zu nutzen, stimmt’s? Er konnte nicht damit umgehen.«
    »Außer dieses eine Mal«, sagte Brid. »Das ist der Beweis, Moril. Denn dieses eine Mal muss gewesen sein, als Vater in Ganners Haus Mutter erblickte. Er wollte so sehr, dass sie ihn liebt und nicht Ganner, dass es ihm gelang, die Macht der Quidder zu wecken, und tatsächlich war ihre Liebe zu ihm so groß, dass sie mit ihm fortging.«
    Moril ging zum Wagen und verstaute die Quidder. Brid aber holte sie wieder hervor und polierte sie für ihn. Doch er tat, als habe er es nicht bemerkt. Als Olob, der Wagen und alle Instrumente vor Sauberkeit blitzten, machten sie sich auf

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