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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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waren Pferde, und sie mitten dazwischen. Ein Reiter sprang wirklich genau über ihre Köpfe, genau über sie und über den Wegstein hinweg. Der Boden erbebte ernsthaft.
    »Ach du großer Einer!«, stöhnte Kialan und hob den Kopf, um diesem bestimmten Reiter mit Blicken zu folgen. »Das war mein Vater! Was immer jetzt geschieht, wir stecken drin.«
    Der Kampfeslärm verdoppelte sich plötzlich. Sie spürten förmlich, wie die Hannarter Reiter sich in die Schlacht warfen. Am Wegstein vorbei sah Maewen, wie ein Pferd sich schreiend aufbäumte und sein Blut verströmte. Jemand taumelte mit einem gedämpften Aufprall in Sicht, und sie sah, dass es der Reiter war, wie eine zerbrochene Puppe in merkwürdiger Haltung niedergeworfen. Er bewegte sich nicht mehr, nur sein Pferd schrie und schrie, und genauso andere, die Maewen nicht sehen konnte. Sie hätte beinah selbst geschrien. Sie hätte sich am liebsten übergeben. Ihre Augen fühlten sich heiß und verdreht an. Mitt hatte Recht gehabt, als er sagte, dass der Krieg nichts für sie war. Es war einfach schrecklich. Indem sie an Noreths Stelle der Straße des Königs folgte, hatte sie dazu beigetragen, dass dieser Krieg ausbrach; das war am allerschlimmsten. Nur aus einem Grund schrie sie nicht und trat nicht um sich und schlug nicht mit den Fäusten ins Gras: weil sie Mitt dadurch in den Rücken gefallen wäre. Sie kauerte sich zusammen und schluckte.
    Eine Kugel traf jaulend die Kante des Wegsteins. Die hätte mich fast getroffen!, dachte Maewen. Neben ihr stieß Kialan ein außerordentlich hässliches Wort hervor. Maewen fuhr herum und sah, dass er sich den Arm hielt. Ein langer Granitsplitter ragte aus seinem Ärmel, und Blut versuchte ihn aus dem Schnitt zu spülen. Der Ärmel war schon rot getränkt. Kialan wiederholte das hässliche Wort, packte den Granitsplitter und versuchte ihn herauszuziehen.
    »Lass das sein!«, brüllte Mitt ihn an. »Erst die Blutung stillen!«
    »Aber es tut so weh!«, rief Kialan. Unter seinen Augen zeigten sich graugrüne Ringe vom Schock.
    Maewen sah genau, welche Schmerzen er litt. Kialan hatte die Arme ausgebreitet, um sie alle davor zu bewahren, niedergetrampelt zu werden. Er hatte es wirklich nicht verdient, verwundet zu werden. Sie wollte ihm irgendwie helfen. Aber wie? Sie hob den Kopf. Auf der anderen Seite der Grünen Straße wallte der Kampf hektisch hin und her. Das Feld davor war voller reiterloser Pferde und regloser, puppengleicher Menschen. Eines der Pferde, die ziellos umherstreiften, gehörte ihr – oder besser Noreth, nur dass die arme Noreth es nie wieder brauchen würde. Doch, sie konnte etwas tun.
    »Ich habe Verbandszeug in der Satteltasche«, sagte sie und sprang auf, um es zu holen.
    Mitt und Moril schrien sie beide an, sofort zurückzukommen, doch es flogen kaum noch Kugeln. Der Kampf hatte sich vom Wegstein entfernt und tobte nun nur noch längs der Reihe schwarzer Wagen. Maewen gelangte unverletzt zu ihrem Pferd und lobte sich, dass sie endlich einmal mutig gewesen sei. Das Pferd stand unterwürfig bei ihr. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zerrte an den Schnallen der Satteltasche. Schnell, schnell, sonst verblutet Kialan! Es schien hundert Jahre zu dauern, bloß zwei Schnallen zu lösen.
    Da sprach die Stimme zu ihr: »Vor deinen Füßen liegt eine geladene Pistole, die jemand verloren hat. Nimm sie und…«
    »Ach, halt den Mund!«, fuhr Maewen auf. »Kialan ist verletzt.«
    »Moril!«, rief Mitt.
    »Ich weiß. Ich habe ihn gehört.« Moril beugte sich hastig über die Quidder und beeilte sich, die Macht zu sammeln. Mitt spürte, dass sie sich nur langsam und mühsam so rasch wieder rufen lassen wollte, und die Schreie und das Schlachtgetöse machten es noch schwieriger.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass der Adon verwundet wird«, erklärte die Stimme Maewen selbstgefällig. »So lautete mein Befehl. Erschieß zuerst den Südländer mit der Krone, und dann –«
    »Ich sagte, du sollst den Mund halten!«, schrie Maewen. Die Schnallen waren gelöst. Das Verbandszeug war… Wo denn ? Da! Da ist es ja! Sie nahm das Päckchen und trat einen Schritt zurück. Wo ist die Pistole? O ja. Da lag sie, fast schon zwischen den Pferdehufen.
    Die Stimme schwoll zu einem Plärren an: »Heb sie auf, du dummes Ding. Erschieß sie alle und nimm die Krone! «
    »Schnell!«, rief Mitt.
    »Nein«, widersprach Maewen. Mit einem gezielten Tritt beförderte sie die Pistole so weit fort, wie sie konnte.
    Mitt ächzte. Moril

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