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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Brust hinterlassen hatten; wie sich Mitts strähniges, fettiges Haar anfühlte, als sie ihm die Krone wieder aufsetzte; seine unglaublich dicken Fingerknöchel…
    Als Maewen zur Besinnung kam, rannte sie schon wieder die Treppen hinauf, drängte sich an zwei großen Touristengruppen vorbei und trampelte schließlich allein nach oben weiter. Als sie durch die Tür des Verwaltungsbüros stürmte, hatte sie kaum noch genügend Luft zum Keuchen. Sie stützte sich an der Wand ab, um wieder Atem zu schöpfen, und beobachtete die übliche hektische Betriebsamkeit: Leute eilten hin und her, Papiere wurden herumgereicht, es wurde getippt, und die Telefone klingelten. Ihr Vater spürte, dass sie dort war. Er legte den Hörer auf, blickte sie über die Schulter hinweg an und hob fragend das Kinn.
    Diese Haltung! Jetzt wusste Maewen plötzlich, an wen Navis sie die ganze Zeit erinnert hatte. Beide waren kleine Männer. Und genau wie Vater war auch Navis ganz in seinem Element, wenn er Anweisungen erteilte und sich um tausend Dinge gleichzeitig kümmerte. Kein Wunder, dass Mitt Navis zum Herzog gemacht und sich von ihm das Königreich hatte organisieren lassen! Vater sah, dass sie etwas brauchte, und kam zur Tür. Auch darin glich er Navis.
    »Was ist los, Maewen?«
    ›Nichts‹, hätte sie am liebsten geantwortet. ›Ich bin nur in einen König verliebt, der vor über hundert Jahren gestorben ist.‹ So etwas Dummes. Halte bloß den Mund. »Vater, wen hat Amil der Große geheiratet?«
    Er zog die eine Braue hoch, doch im Gegensatz zu Navis konnte er das nur, indem er die andere ebenfalls ein Stückchen hob. »Ist das so wichtig? Schon gut, ich sehe es dir an. Nun, seine Frau ist niemals sehr hervorgestochen. Anscheinend war sie von eher zurückhaltender Wesensart, denn über sie ist nur wenig bekannt außer dem Umstand, dass sie sehr groß war, und ich glaube, sie hatte auch ein sehr freundliches Gemüt…«
    »Sag mir ihren Namen, Vater!«, unterbrach ihn Maewen, »und halt mir keinen Vortrag.«
    »Nannte ich ihn nicht?«, fragte er überrascht. »Enblith – aber selbstverständlich darf man sie nicht mit Enblith der Schönen verwechseln.«
    »Danke!«
    Man stelle sich das vor!, dachte Maewen, während sie die Treppe wieder hinunterrannte. Biffa! Biffa! Na, wenigstens hat Mitt dabei einmal ein wenig Vernunft bewiesen! Und eine gute Wahl getroffen, überlegte sie, während sie auf der Museumsgalerie patrouillierte und darauf wartete, dass Kankredin sich zeigte. Biffa war nett gewesen – so nett sogar, dass Maewen sich gut vorstellen konnte, wie Mitt und sie glücklich bis an ihr Ende zusammen gelebt hatten. Maewen versuchte, darüber froh zu sein. Doch gleich darauf sagte sie sich: »Ich denke, am nächsten Tag oder so hatte er mich schon vergessen. Ich bezweifle, dass er in seinem Leben auch nur noch einmal an mich gedacht hat.«
    Verdrießlich und verletzt klang ihre Stimme. Sei nicht so albern!, tadelte sie sich. Ein König muss heiraten. Außerdem muss er sich an dich erinnert haben, sonst hätte er nicht diesen riesigen Wegstein bauen lassen. Schließlich habe ich Moril erzählt, dass er in der Zukunft so groß sein würde. Und außerdem … Nun, der Wegstein war eigentlich doch keine Nachricht, denn er musste doch dort sein; plötzlich aber blieb Maewen stocksteif auf der Stelle stehen und fragte sich, ob Mitt ihr vielleicht nicht doch eine Nachricht hinterlassen hatte, die in der Geschichte vergraben lag. Sie war schon wieder auf dem Weg nach oben, bevor die Idee sich in ihrem Kopf vollständig bilden konnte.
    »Vater!«, rief sie von der Bürotür.
    Vater las gerade in einem Papierstapel, aber er kam zu ihr. »Ja?«
    »Vater, woher hat der Tannoreth-Palast seinen Namen?«
    »Amil hat ihn so genannt«, antwortete er. »Ich bin mir aber sicher, dass ich dir das schon am ersten Tag erzählt habe. Niemand weiß genau, wie er auf den Namen kam. Die Vorsilbe Tan ist das alte Wort für ›jung‹ oder ›jünger‹, und wir nehmen an, dass Amil an Herns alten Palast gedacht hat, der vielleicht einst an der gleichen Stelle stand.«
    »Und das Noreth?«, fragte Maewen.
    »Das weiß niemand. Anscheinend ist es nur ein Name – Maewen, entschuldige bitte, aber ich muss diese Papiere lesen, bevor mich das Sekretariat der Königin deswegen zurückruft.«
    Maewen eilte wieder die Treppe hinunter und dachte: Junge Noreth – nein, die jüngere Noreth! Nicht Noreth, sondern die Noreth, die jünger war. Großer Einer! Er hat einen

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