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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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entgegnen sollte, der Eine werde es schon richten, doch sie wurde das Gefühl nicht los, Navis würde sie dafür auslachen. Deshalb tat sie das Einzige, was ihr noch eingefallen war, und schenkte ihm ein geheimnisvolles, wissendes Lächeln – zumindest hoffte sie, dass es ihr gelang – und fragte ihn, was ihn in den Norden verschlagen habe.
    Aus dem, was er berichtete, schloss sie, dass er auf abenteuerliche Weise einer drohenden Gefahr in Holand entflohen war, doch er sprach davon nur leichthin und in bruchstückhaften Andeutungen, als erzähle er einen Scherz und nicht von einer Flucht, bei der es um das nackte Leben ging. Maewen begriff nie ganz, worin die Gefahr eigentlich bestanden hatte. Mitt war er auf den Heiligen Inseln begegnet. »Mitt schien mit den Unvergänglichen zu tun zu haben. So etwas ist für mich zu hoch«, sagte Navis.
    Er ließ sich so leicht ablenken, dass Maewen schon beinah traurig zumute war. Sie wusste, er gestattete ihr, das Thema zu wechseln, und das konnte nur bedeuten, dass ihm eigentlich gleichgültig war, was sie in den kommenden drei Monaten unternahmen. Jemand wie Navis schloss sich solch einem Zug nicht ohne eigene Gründe an. Maewen hegte den Verdacht, dass Mitt und er sie verlassen würden, sobald diese eigenen Gründe sie in eine andere Richtung führten.
    »Mach dir keine Sorgen, Noreth«, sagte Navis. »Ich habe deiner Tante versprochen, auf dich Acht zu geben. Und ich beabsichtige, jeden Schaden von dir fern zu halten.«
    Über diese Erklärung war Maewen noch immer erstaunt, als sie das Nachtlager aufschlugen. Die Straße hatte sie wieder mitten ins Gebirge geführt, durch schmale Einschnitte voller Fichten, und schließlich gelangten sie an eine Art Kreuzung der Grünen Straßen auf einer weiten, hügligen Wiese zwischen Felsspitzen, deren Rand zahlreiche Wegsteine säumten. Sie kampierten auf einer flachen Stelle zwischen den Erhebungen. Offensichtlich lagerten hier häufig Reisende, denn sie fanden eine Feuerstelle, eine erstaunlich saubere Latrinengrube und mehrere kleine Höhlen, die in die Flanken der Erhebungen gegraben worden waren und als Schlafplatz dienen sollten.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Mitt, während Moril mit Kohlen aus dem Sack, den die Bergleute ihnen geschenkt hatten, ein Feuer entzündete.
    Wend antwortete, doch er sprach zu Maewen, als sei Mitt nur ein Dienstbote. »Wir sind in Orilsweg, Herrin.«
    Orilsweg!, dachte Maewen. Aber hier bin ich doch mit dem Zug durchgefahren. Hier war eine Stadt!
    »Orilsweg ist die nördliche Kreuzung«, erklärte Wend und wies auf die verschiedenen Wegsteine. »Hier geht es nach Aberath, der Weg dort führt ins Herz des Nordens und endet in Hannart. Auf dem südöstlichen Weg gelangst du nach Anstal und Loviath, nach Auental und noch weiter, aber ich nehme an, Herrin, dass wir die Straße dort nehmen, die nach Süden führt und bis Wassersturz geht.«
    Maewen hob den Kopf und musterte Wends ernstes Gesicht. Immer war er so ernst. Warum kann er nicht einmal ein bisschen auftauen?, fragte sie sich gereizt. »Ich denke nach«, sagte sie. »Morgen früh sage ich euch, welchen Weg wir nehmen.«
    Zum Abendessen gab es frisches Brot, Weißkäse und eingemachte Kirschen. Mitt liebte eingemachte Kirschen. So etwas hatte er im Süden nie bekommen. Navis hingegen spuckte seine erste und einzige Kirsche ins Feuer. »Die Kirschernte in Kredinstal muss wohl sehr reichlich ausgefallen sein«, sagte er. »Sie hätten sie für die Vögel liegen lassen sollen. Hestefan, erzähl uns von den Gaben des Adons.«
    Hestefan blickte ihn über das Feuer hinweg an. »Jedem im Norden ist die Geschichte wohlbekannt.«
    »Aber ich kenne sie nicht«, entgegnete Navis. »Und Mitt auch nicht.«
    Mitt warf eine Hand voll Kirschkerne ins Feuer. »Das glaubst aber nur du, Navis! Des Adons Gaben waren die Mitgift Manaliabrids an den Adon. Es sind ein Schwert, ein Kelch und ein Ring, und den Ring hat die Gräfin von Aberath in ihrer Sammlung. Sie sammelt altes Zeug.«
    »Der Kelch steht in der Kapelle des Einen in der Rechtsakademie von Auental«, sagte Moril. »Ich habe ihn gesehen, als ich meine Schwester dort besuchen war.«
    »Das Schwert ist in der Sturzbachau«, sagte Wend. »Es liegt gut versteckt, aber ich habe es gesehen.«
    »Und würden sie wirklich die wahre Königin erkennen?«, wandte sich Navis an Hestefan. »Tankol schien es zu glauben, und er ist von dem pragmatischen Menschenschlag, dessen Ansichten ich ernst zu nehmen

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