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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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wo vielleicht einmal ein Dorf gewesen war. Sie fanden eine sorgfältig angelegte Feuergrube, in der Moril ein fröhliches Kohlefeuer entfachte. Maewen erinnerte Mitt an seine Idee, die eingelegten Kirschen über dem Feuer zu grillen.
    Mitt gelang es einfach nicht, sich natürlich zu geben. Barsch borgte er sich Spieße aus dem Wagen und kehrte allen den Rücken zu, während er sie mit Kirschen, Käse und Pökelfleisch beschickte. Es war schrecklich. Er versuchte, höflich zu sein, und stimmte Noreth darum geradezu schmeichlerisch zu, dass ein Linseneintopf genau das Richtige wäre. Als er versuchte, sein Verhalten auszugleichen, wurde er wieder schroff. Er schien einfach nicht mehr den richtigen Ton treffen zu können. Im Feuerschein las er von Noreths sommersprossigem Gesicht deutlich ab, wie verwirrt und verletzt sie war. Er konnte ihr sehr gut nachempfinden, dass sie sich nun wunderte, womit sie ihn beleidigt hatte, und selbstverständlich kam es überhaupt nicht in Betracht, dass er es ihr erklärte.
    Egal. In Auental sehe ich Hildi wieder, dachte er. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass es ihm danach besser gehen würde.
    Während die Linsensuppe blubberte und zu sämig wurde, versuchte Maewen Mitt aus ihren Gedanken zu verdrängen, indem sie überlegte, was sie in Auental unternehmen konnte. Sollte sie eine Ansprache halten? Sie hatte Navis zwar gesagt, dass ihr Heer sich von selbst sammeln würde, doch das war drüben an der Küste gewesen. Nun waren sie weit landeinwärts geritten, wo die Menschen von Noreth noch nie gehört hatten. Das Dumme war nun, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie erwartete. In ihrer eigenen Zeit war sie einmal in Auental gewesen; Tante Liss hatte mit ihr einen Ausflug dorthin unternommen. Maewen hatte allerdings das deutliche Gefühl, dass alles, was sie wusste, sie nur verwirren würde.
    Etwa zu dieser Zeit bat Wend höflich um Morils Erlaubnis und spielte erneut auf der Quidder. Fröhliche Lieder aus alter Zeit hallten von den Felsenspitzen wider. Jeder schien bessere Laune zu bekommen. Gut aufgelegt aßen sie klaglos zerkochte Linsen und Mitts rußige, unkenntliche aufgespießten Dinge, und als sie fertig waren, begann Hestefan zu ihrer aller Überraschung Geschichten zu erzählen. Die meisten davon kannte Maewen noch aus ihrer Zeit, aber sie hatte sie nur in Büchern gelesen. Sie von Hestefan ernst und einfach erzählt zu bekommen, als entspreche jedes eigenartige Vorkommnis darin der genauen Wahrheit, bedeute eine ganz andere Erfahrung. Die Geschichten erschienen ihr plötzlich neu und unbekannt. Obwohl Maewen fast immer eigentlich wusste, wie die Geschichte ausging, war sie dennoch jedes Mal vom Ende überrascht.
    Da sieht man, was einen guten Barden ausmacht, dachte sie, und Hestefan ist wirklich sehr gut!
    »Ich danke dir«, sagte Navis, als Hestefan endete. »Noch nie habe ich diese Geschichten besser erzählt bekommen.«
    Hestefan verbeugte sich im Sitzen. »Und ich danke dir. Noch nie habe ich sie so gut erzählt und so wenig dafür bekommen.«
    Navis lachte und schnippte Hestefan eine Silbermünze zu. Hestefan fing sie mit einem Augenzwinkern auf. Es sah ganz so aus, als würden sie allmählich miteinander warm werden. Maewen entdeckte ein leises Lächeln auf Wends Gesicht, während er sorgsam die wasserdichte Hülle um die Quidder legte, und das stimmte sie nachdenklich.
    Am nächsten Morgen war es noch nebliger. Vermutlich waren sie wieder in die Wolken hinabgestiegen. Tatsächlich neigte sich die Grüne Straße sanft bergab, als wollte sie die Reisenden in ein Tal führen. Nicht lange, und sie verzweigte sich an einem Wegstein nach dem anderen, und Maewen war froh, dass Wend voranging und ihnen die richtige Richtung zeigte. Und an diesem Tag begegneten sie zum ersten Mal anderen Leuten, die ebenfalls die Grünen Straßen benutzten. Das leuchte ein, merkte Navis an. Bis jetzt waren sie den Leuten, die woandershin gingen, um dort Mittsommer zu feiern, entweder voraus gewesen oder hinter ihnen zurück. Nun begegneten sie diesen Leuten auf ihrer Heimkehr, und dazu kam der übliche Reiseverkehr nach Auental.
    Sie ritten an anderen Reitern, an Gruppen von Fußreisenden und ganzen Familien auf Wagen vorbei, die ihnen alle entgegenkamen. Hestefan begrüßte jeden Einzelnen sehr freundlich. Doch als sie den ersten Menschen überholten, der nach Auental ging – er trieb eine Schar Gänse vor sich her –, rief er klangvoll: »Hestefan der Barde kommt nach Auental! Halt

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