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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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ließ es von dem Jungen mit den beiden anderen wegführen. Ein gutes Pferd, dachte sie, während sie Navis in die Schenke folgte, aber es hat überhaupt keinen eigenen Charakter. Wenn es wirklich Noreth gehört hat, muss sie es benutzt haben, als wäre es ein Fahrrad. Was mag nur aus ihr geworden sein ?
    Die vorderen Räume der Schenke waren zum Platz hin offen. Die Tische standen auf einer Art überdachten Gang, dessen Dach von alten, knorrigen Pfeilern getragen wurde, um den sich Kletterpflanzen rankten. Sehr hübsch im Sommer, dachte Maewen. Sie fühlte sich an die Balkone auf der Front des Tannoreth-Palasts erinnert. Aber wie sah es hier im Winter aus? In Karnsburg war es viel wärmer als selbst jetzt in Auental. Die Menschen, die in dieser Zeit lebten, wirkten alle so abgehärtet. Sie hielten sich viel mehr im Freien auf, als Maewen es gewöhnt war.
    Der einzige freie Tisch, den sie fanden, war vom Ende des Platzes weit entfernt, auf dem Hestefan seinen Wagen angehalten hatte. Maewen konnte seine Stimme wegen des allgemeinen Getöses nur schlecht verstehen; er rief den Leuten zu, sie mögen herbeikommen und zuhören. Ihr versperrten jedoch ein knorriger Pfeiler und ein großer Stand, an dem eiserne Pfannen verkauft wurden, die Sicht. Maewen war darüber gelinde enttäuscht, denn sie hatte noch keinen Auftritt der Barden gesehen. Dennoch, da stimmte sie mit Mitt überein, war es gut, in einem bequemen Stuhl zu sitzen und zuzuhören, wie Navis bei einem fröhlichen, gehetzt wirkenden Mann mit schmutziger Schürze zu essen bestellte.
    »Und für jeden ein Bier«, sagte Navis.
    Hilfe!, dachte Maewen. Kaffee kam natürlich von Übersee und würde erst in etwa hundert Jahren größere Verbreitung erfahren. Sie hätte Wasser bevorzugt – doch wie diese Stadt stank, gab es hier gewiss überhaupt kein trinkbares Wasser. Na schön. So schlimm konnte Bier nicht sein, sonst würden es die Leute nicht so gern trinken. Hestefan und Moril hatten zu singen begonnen. Maewen lehnte sich zurück und versuchte, über das Stimmengewirr, die lauten Rufe, das Geschrei der Tiere und das Klappern der Pfannen am Verkaufstand hinweg ihrem Lied zu lauschen. Die Melodie erkannte sie nicht.
    Schon bald kam das Essen auf gewaltigen Holztellern, und es war so heiß, dass es noch brutzelte: Speck, Nierchen, Eier, Pilze und geröstetes Brot, dazu Butter und Honig. Außerdem bekamen sie drei Zinnkrüge mit säuerlich riechender gelber Flüssigkeit. Maewen probierte sie. Igitt! Aber sie war sehr hungrig, und mit irgendetwas musste sie das Essen schließlich herunterspülen. Immer wieder trank sie darum mutig einen Schluck.
    Mitt konnte seine Sorge nicht mehr länger verhehlen. »Die Hannarter haben sie sofort reingelassen«, sagte er zu Navis. »Das gefällt mir nicht. Was sollen wir tun?«
    »Wir müssen die Dinge nehmen, wie sie kommen«, entgegnete Navis. »Wenigstens sind wir nun hier.«
    »Und was bedeutet das, Abschiedstag?«, fragte Mitt, während er Essen hinunterschlang, das er kaum wahrnahm.
    »Wenn ich richtig verstanden habe, ist heute der Tag, an dem die meisten Schüler für den Sommer nach Hause fahren«, sagte Navis. »Nicht dass mich irgendjemand davon unterrichtet hätte. Dabei hatte ich Noreths Tante gefragt.«
    »Dann kannst du Hildi mitnehmen«, sagte Mitt.
    »Die Hannarter auch«, erwiderte Navis. Wie gewöhnlich versuchte er, sich nicht anmerken zu lassen, was er empfand, doch Mitt ließ sich nicht täuschen: Navis war genauso bedrückt und angespannt wie er.
    Aus der Entfernung war Applaus zu hören. Hestefan stimmte ein neues Lied an. Maewen fand es wunderschön, doch es wurde leise und sacht vorgetragen und ging immer wieder im Lärm unter.
    »Angenommen«, sagte Mitt, »dass die Hannarter mit ihr schon fort sind, wenn man uns reinlässt?«
    »Es findet eine Abschiedszeremonie statt«, entgegnete Navis. »Selbst die Hannarter können wohl keine Schülerin vorher mitnehmen. Und wir natürlich auch nicht.«
    »Also müssen wir so früh dort sein, wie wir können«, sagte Mitt drängend.
    »So früh als möglich«, stimmte Navis ihm zu. Danach aßen sie in sorgenvollem Schweigen. Hestefan schien eine Geschichte zu erzählen. Immer wieder brach Gelächter los, und Applaus erklang. Dennoch war Hestefans Stimme fast nicht zu verstehen. Maewen lauschte angestrengt, als Navis sich zusammenriss und sich ihr höflich zuwandte.
    »Ich fürchte, wir haben dich aus unseren privaten Sorgen ausgeschlossen, Herrin«, sagte er. »Wie du

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