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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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noch deutlicher zu erkennen; hoch über ihnen bewegte er sich zitternd vorwärts.
    »Ach du je«, sagte er. »Sieht so aus, als ob uns da ein Trupp Reiter folgt.«
    Jeder riss den Kopf herum. Hestefan und Moril beugten sich links und rechts aus dem Wagen. Genau davor hatten sie sich alle gefürchtet.
    »Es scheinen wenigstens zwanzig zu sein«, sagte Wend.
    »Sie reiten sehr geordnet«, sagte Navis. »Ein Trupp disziplinierter Gefolgsleute, würde ich sagen. Erkennt jemand ihre Montur?«
    »Zu weit entfernt«, sagte Hestefan.
    »Aber sie holen rasch auf«, sagte Moril.
    »Und wenn wir sie sehen können«, fügte Navis hinzu, »müssen sie uns auch entdeckt haben.« Er drehte sich Wend zu. »Gibt es vielleicht eine Stelle in einer Senke, wo wir die Straße verlassen können, ohne dass sie es bemerken?«
    Wend verzog besorgt das ernste Gesicht. »Nicht auf den nächsten Meilen.«
    »Dann steig in den Wagen«, sagte Mitt. »Wir müssen machen, so schnell wir können.«
    Wend nahm drei Schritte Anlauf, sprang hinten auf den Wagen und kroch unter die Plane. Hestefan gab dem Maultier die Peitsche zu schmecken. Der Wagen ratterte eilig die nächste Anhöhe hinauf, und die übrigen hielten Schritt. Maewen kam ihr Tempo unerträglich langsam vor. Das Maultier gab sich alle Mühe, doch der Wagen war schwer, und bei jeder langen, unerbittlichen Steigung wurde das Gespann schrecklich langsam. Maewen bekam Nackenschmerzen, weil sie sich so oft umblickte. Die Reiter holten ständig auf. Jedes Mal, wenn sie hinsah, lagen weniger Hügel zwischen ihnen. Nach einiger Zeit war zu erkennen, dass es tatsächlich nur fünfzehn Mann waren. Doch wie Mitt sagte, gegen sechs waren das mehr als genug.
    »Vielleicht sind sie gar nicht hinter uns her«, sagte Maewen hoffnungsvoll.
    »Würdest du darauf wetten?«, entgegnete Navis. »Unter uns gesagt, wir führen einen gestohlenen Ring und einen gestohlenen Kelch mit uns und schüren außerdem den Aufstand. Ich wünschte, ich könnte die Montur erkennen. Dann hätten wir wenigstens einen Anhaltspunkt.«
    Und ein gestohlenes Pferd, dachte Maewen reuevoll und blickte auf die Ohren des geduldigen Tieres, von dem sie gehofft hatte, es gehöre Noreth. Würde man in diesen Zeiten einen Pferdedieb von Adenmund bis hierher verfolgen? Sie wünschte, sie könnte es sagen.
    »Vielleicht glaubt jemand, wir würden Hildi mitschmuggeln«, sagte Mitt und drehte sich im Sattel um. »Sind sie aus Hannart?«
    Die weißen Regenschleier blendeten sie. Kein einziges Mal konnten sie die Reiter besser denn als wabernden dunklen Fleck erkennen, aber sie sahen sie fast immer. Wenn der Wagen in eine Vertiefung fuhr, wallte der Fleck auf der Kuppe einer Erhebung, und wenn der Wagen sich aufwärts kämpfte, hatten die Verfolger bereits die nächste Senke durchquert und gerieten wieder in Sicht. Sie kamen immer näher.
    Navis musterte ununterbrochen die Umgebung. Links stieg das Land zunehmend steil an, rechts war es etwas flacher. Zumeist war der Boden von mannshohen Farnkräutern bedeckt. Wenn sie die Straße verließen, würde der Wagen eine Schneise in den Bewuchs schlagen, der selbst ein Blinder folgen konnte.
    »Wie weit noch?«, rief Navis Wend zu.
    »Nur bis zum Fluss«, antwortete Wend. »Nicht mehr weit.«
    Als sie die letzte Steigung hinunterfuhren und das Flüsschen entdeckten, das die Grüne Straße schnitt, waren die Reiter nur noch drei Wellen hinter ihnen, fast unsichtbar unter der letzten Regenwolke. Während der Wagen in das nasse Flussufer platschte, folgte dem Regen schwaches Sonnenlicht und färbte alles golden-weiß.
    Wend beugte sich hinten aus dem Wagen. »Wartet kurz«, rief er. »Würdest du jetzt einmal deine Quidder spielen?«, fragte er Moril.
    Moril beugte sich ebenfalls heraus und sah ihn an. »Wäre das jetzt wichtig?«
    »Ja.« Wend sprang ins schmatzende Gras. »Spiel irgendetwas über die Hexe Cennoreth, das dir einfällt«, sagte er und ging zum Kopf des Pferdes.
    Moril öffnete die Hülle der Quidder und zupfte eilig den Refrain von ›Der Weberin Lied‹:
    Zieh das Schiffchen, wirf das Schiffchen,
    Flechte dicht das Garn.
    Während Moril mit der Melodie der Verse begann, führte Wend Maultier und Wagen in einem Halbkreis.
    Das Gespann platschte laut im Wasser umher und schwankte wild, bis es schließlich nach links gegen die Flussrichtung zeigte.
    »Folgt mir stromaufwärts«, sagte er zu den anderen über die Musik hinweg.
    Ohne große Hoffnung ritten sie hinter ihm auf dem nassen Gras

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