Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
Vom Netzwerk:
Bibliothekar war erstaunt, aber gehorsam ging er davon und kehrte bald mit einem großen alten und einem kleinen Buch wieder, das recht neu aussah. »Hier bitte«, sagte er. »Mehr haben wir nicht, wie ich fürchte. Ich rate dir zu dem kleinen Buch. Es ist leicht verständlich und bebildert.«
    Hildrida bedachte ihn mit einem sengenden Blick und nahm das große Buch. Sie ging zum nächsten Tisch und schlug es auf. Hilflos reichte der Bibliothekar Ynen das kleinere Buch und ließ sie allein.
    »Das ist ein Bilderbuch«, sagte Ynen traurig. »Lies mir deins vor.«
    »Still«, sagte Hildy ernst. »Ich muss mich konzentrieren.« Andererseits gefiel es ihr nicht, dass Ynen demütig neben ihr saß, ohne irgendetwas zu tun zu haben, und außerdem war das Buch von der alten, schwierigen Sorte, die man leichter verstand, wenn man sie laut vorlas. Also begann sie: »Tatsächlich sagt man, die Zauberei daure in den Südmarken allein auf den Heiligen Inseln fort.«
    »Das gefällt mir«, sagte Ynen. »Aber was sind Marken?«
    »Ein alter Name für die Grafschaften. Sei still. ›In den Legenden über die Heiligen Inseln ist oft von einem Zauberstier die Rede, welcher, mal auf der einen, mal auf einer anderen Insel erscheint, ohne dass ein Mensch sagen könnte, wie. Es heißt ferner, dieser Stier erfülle zuweilen Wünsche, und ganz gewiss wird es gemeinhin als glückliches Omen betrachtet, erblickt man ihn. Ferner kann bei klarem Wetter eine geheimnisvolle Flötenmelodie auf den Inseln gehört werden, durchdringend und wohlklingend, obwohl nie ein Flötenspieler zu sehen ist. Auch diese Musik zieht von Insel zu Insel. Viele schon haben sie gehört, und viele gute Schiffe sind gesunken, weil sie ihr folgten. Obendrein kommen die Pferde der See und, wie man raunt, zuzeiten die See selbst in Gestalt eines alten Mannes von den Inseln, der oft mit denen spricht, denen er begegnet, manchmal jedoch rau und grob ist. Aus diesem Grunde halten sich die Bewohner der Inseln für heilig und auserwählt. Ganz gewiss ist es schon auf den Heiligen Inseln, es herrscht dort ein mildes Klima, sie sind fruchtbar und reich an guten Häfen.‹«
    »Das klingt wunderbar«, sagte Ynen. »Die würde ich gern einmal besuchen.«
    »Das wirst du«, versicherte Hildy ihm und klappte das Buch zu. »Du kannst mitkommen, wenn ich dorthin muss. Ich glaube, ich sollte doch keine würdelose Szene machen. Ich bin bedeutend. In Mark gibt es keine Zauberstiere, oder?«
    »Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt welche gibt«, sagte Ynen. »Wann bekommen wir unser Boot?«
    »Das weiß ich nicht. Aber Vater hat es versprochen«, antwortete Hildy.
    Noch am gleichen Tag erfuhr ihre Base Harilla, dass Hadd sie dem Baron von Mark versprochen hatte, und sie lag auf der Treppe und trommelte kreischend mit den Fersen auf die Stufen, während alles in der Nähe sich überschlug und nach Riechsalz schickte. Hildrida konnte darüber schon ein wenig lächeln – zwar gezwungen, und angespannt, aber sehr würdevoll. Und als ihre anderen vier Basen eine nach der anderen von ihren Verlobungen erfuhren und auf der Stelle Harillas Beispiel folgten, wurde Hildys Lächeln immer würdevoller. Besonders glücklich war sie nicht über ihre Verlobung, doch als die Jacht Straße des Windes ins Westbecken geschleppt wurde, fühlte sie sich fast entschädigt.
    Navis hatte sein Versprechen großzügig erfüllt, und das, obwohl er von der zerschmetterten Zimmereinrichtung wusste. Da er das Temperament seiner Tochter kannte, fand er jedoch, dass sie eigentlich große Selbstbeherrschung bewiesen habe. Die Straße des Windes war doppelt so groß wie das Boot der Basen – Navis meinte nämlich, seine Kinder seien noch zu klein, um allein zu segeln, und daher musste das Boot einer Besatzung Platz bieten, wie es den Enkelkindern eines Grafen anstand. Die Jacht war wunderschön, von den goldenen Weizenähren an ihrem Bug bis zu den rosa Äpfeln, die ihr Heck zierten. Der Rumpf war blau, die Kajüte weiß und golden bemalt; die Segel leuchteten wie Neuschnee. Zu Ynens Entzücken führte die Jacht sogar zwei Vorsegel. Ja, Hildy meinte beinahe, das Entzücken auf seinem Gesicht könnte sie mit beliebig vielen Verlobungen versöhnen.
     

5.
    Im nächsten Herbst schützten mit neuen Büchsen bewaffnete Soldaten die Seefestprozession, während sie sich eng, lärmend und farbenfroh zum Hafen drängte, um den Armen Alten Ammet zu ertränken. Mitt schaute dem Umzug noch immer nur ungern zu. Jedes Seefest

Weitere Kostenlose Bücher