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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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zu Mitts großem Interesse seine Büchsen ausprobierte, wenn sie fertig waren. Zum ersten Mal seit Jahren bekam Mitt wieder ein eigenes Zimmer, in dem er sich sehr einsam fühlte, obwohl er viel zu stolz war, um das zuzugeben. Milda gab die Arbeit in der Manufaktur auf und kümmerte sich singend und froh gelaunt um die vier Zimmer im Obergeschoss. Die Sorgenrunzel auf ihrer Wange schien endgültig verschwunden zu sein. Mitt empfand eine gewisse Traurigkeit darüber, denn während er diese Falten immer nur zeitweilig hatte vertreiben können, war es Hobin gelungen, sie für immer davonzujagen. Hobin bot an, Mitt auf die Schule zu schicken, doch der zog es vor, weiterhin zu arbeiten. Die Freien Holander hatten keine große Verwendung für einen Jungen, der den ganzen Tag lang von seinen Lektionen in Anspruch genommen wurde. Außerdem hatte Mitt das Gefühl, die Betätigung als Freiheitskämpfer sei so ziemlich das einzige Band, das zwischen ihm und Milda noch übrig war.
    In diesem Punkt jedoch legte Hobin eine überraschende Strenge an den Tag. »Sei doch kein Narr, Mitt«, sagte er. »Du bist ein verständiger Junge und solltest lernen, deinen Kopf zu gebrauchen. Verschwende nicht deine Zeit, indem du mit ein paar Fischern über Freiheit diskutierst, die gar nicht wissen, was das Wort bedeutet. Wenn du erwachsen bist, wirst du dir wünschen, du hättest dich anders entschieden.«
    Mitt war dieses Thema immer sehr lästig. Er wand sich dann und gab keine Antwort. Er wollte erwidern, dass er das Erwachsenenalter nie erreichen würde, weil er vorher Graf Hadd ermordet hätte, doch wenn Hobins nüchterne blaue Augen auf ihm ruhten, schwieg er lieber.
    »Wenn du unbedingt arbeiten musst«, sagte der Büchsenmacher schließlich, »dann solltest du nur eine Arbeit tun, nur eine einzige. Du kannst von mir mein Handwerk lernen oder von Siriol das seine, oder du kannst Fischverkäufer werden, wenn du das lieber möchtest. Aber du machst nicht mehr als eine Arbeit.«
    Am liebsten hätte Mitt weiterhin Fisch verkauft. Lästerliche Bemerkungen über Hadd herauszubrüllen gefiel ihm noch besser, als Harchads Soldaten an der Nase herumzuführen. Das Fischen … nun, er war dankbar für jeden Vorwand, damit aufzuhören. Außerdem wusste er genau, dass er Schießpulver noch am ehesten in die Hände bekäme, wenn er Hobins Lehrjunge wurde. Den Blick zu Boden gesenkt, rutschte er auf dem Stuhl herum und schluckte schließlich seinen Ärger so weit herunter, dass er sagen konnte: »Dann möchte ich dein Handwerk lernen.«
    »Das ist eine gute Entscheidung, Mitt«, lobte ihn Milda und schlang entzückt die Arme um ihn. Dadurch fühlte sich Mitt ein kleines bisschen getröstet.
    Dann aber musste er Hobin zu Siriol begleiten, um dem Fischer seinen Entschluss mitzuteilen, und das machte ihn reichlich verlegen. Hobin zahlte Siriol für die verbliebene Lehrzeit aus. Alda warf beide Arme um Mitt und drückte ihm vom Arris aromatisierte Küsse auf die Wangen. Lydda liefen die Tränen langsam über das Gesicht. »Was werde ich dich in der Bude vermissen, Mitt«, sagte sie. Damit hatte Mitt gerechnet. Auf den schicksalsergebenen Ausdruck tiefer Enttäuschung in Siriols Gesicht hingegen war er nicht vorbereitet.
    »Ich hätte es mir gleich denken können«, sagte Siriol. Er holte die Arrisflasche hervor und goss allen ein Glas ein. Daran erkannte Mitt, welche Bedeutung der Fischer diesem Augenblick zumaß. »Ja, ich hätte es mir denken sollen«, wiederholte Siriol, als sie steif und unbehaglich zusammen am Tisch saßen. »Du hast natürlich Recht, Hobin, und Mitt hat es verdient, ein besseres Gewerbe zu lernen als die Fischerei. Aber für mich ist es nicht einfach – ohne eigenen Sohn.«
    Hobin senkte betroffen den Blick. Lydda und Alda weinten. Mitt wand sich auf seinem Hocker. »Ich fühlte mich richtig schmutzig«, berichtete er später seiner Mutter. »Als wäre ich von Kopf bis Fuß mit Fischschleim bedeckt. Und den Geschmack von Arris kann ich einfach nicht ertragen.«
    Siriol holte das zerknitterte Papier hervor, das Milda vor fast zwei Jahren in Mitts Namen unterzeichnet hatte. Zuerst weigerte er sich, auch nur einen Pfennig Geld dafür anzunehmen, doch Hobin bestand darauf. Das Unbehagen nahm stetig zu, bis Ham hereingerufen wurde, um den Handel zu bezeugen. Ham schlug Hobin auf die Schulter und drückte Mitts Hand so fest, dass dieser sich fragte, ob er sie jemals wieder gebrauchen könnte. Ham war unfassbar munter und freute sich so

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