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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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sich nie mehr in Holand blicken lassen würde.
    Diese Hoffnung schwand fast augenblicklich. »Ja, ich habe ein kleines, sauberes Haus in der Koogstraße«, sagte Hobin soeben zu Milda. »Unten ist die Werkstatt, oben ist viel Platz zum Wohnen. Graf Hadd hat sich nicht lumpen lassen, er hat mich gut untergebracht.«
    Mitt begriff, dass Hobin auf Dauer in Holand bleiben würde. Darüber war er so bestürzt, dass er ausrief: »Und wen hat Graf Hadd auf die Straße gesetzt, um sich dir gegenüber nicht lumpen zu lassen?«
    »Aber Mitt!«, schalt Milda. »Achte nicht auf ihn«, sagte sie zu Hobin, »er ist eine wahrhaft freie Seele, mein Mitt.«
    Mitt wurde fuchsteufelswild. Sie besaß kein Recht, einem Fremden so etwas anzuvertrauen. »Jawohl«, sagte er. »Sind wir für dich nicht ein bisschen zu arm und gewöhnlich?« Und um sicherzustellen, dass Hobin in Zukunft nicht noch einmal den Wunsch verspürte, sie zu besuchen, schritt er wütend im Zimmer auf und ab und redete so unflätig, wie er nur konnte. Er bemerkte gleich, dass er Hobin damit zusetzte, denn der Büchsenmacher bedachte Mitt mit nüchtern-besorgten Blicken. Auch Milda war beunruhigt. Sie entschuldigte sich wiederholt für ihren Sohn, was Mitt nur umso zorniger machte. Als Hobin sich endlich verabschieden wollte und ihm die Hand entgegenstreckte, drehte Mitt ihm den Rücken zu und gab vor, sie nicht zu sehen.
    »Es war wirklich nicht nötig, sich derart zu benehmen, Mitt!«, tadelte Milda ihn, als Hobin gegangen war. »Verstehst du denn nicht? Er ist ein Büchsenmacher! Und man kann sehen, dass er an Canden gehangen hat. Wenn ich ihn nur bewegen könnte, den Freien Holandern beizutreten, dann hätten wir unsere Bombe – oder vielleicht sogar eine Büchse, das wäre noch besser. Damit könntest du Hadd von diesem Fenster aus erschießen!«
    Darauf grunzte Mitt nur. Er hätte lieber auf offener Straße einem Soldaten die Büchse geraubt, als von Candens Bruder etwas anzunehmen.
    Zu Mitts großem Verdruss wurden Hobins Besuche bald zur Gewohnheit. Mitt benötigte Monate, um zu vergessen, dass Hobin einen Bruder hatte, der in seinen Albträumen in Stücke zerfiel. Nachdem es ihm aber endlich gelungen war, stellte er fest, dass er den Büchsenmacher sehr gern hatte. Indessen widersetzte Hobin sich Mildas wiederholten Versuchen, ihn zu einem Freiheitskämpfer zu machen. Er stimmte ihr zwar zu, dass die Grafen den einfachen Leuten das Leben unnötig schwer machten, und er räumte auch ein, dass in Holand die Dinge besonders schlimm standen. Wie jeder andere auch murrte er über die Mieten. Dennoch lehne er Geheimbünde und Umstürze ab, sagte er. Canden nannte er – traurig und zugleich ein wenig streng – einen Jungen, der mit dem Feuer gespielt und sich daran verbrannt hätte. Wenn Milda voll Eifer über die Ungerechtigkeiten sprach, lächelte er nur und sagte, es liege nur an ihrer Lebenslage. Nach einer Weile pflegte er sie freundlich zu schelten, wenn sie ihm Wein kaufte, den sie sich nicht leisten konnte.
    Im Laufe dieses Winters wurde Ham immer trübsinniger. Mitt konnte nicht sagen, woran es lag, bis eines Morgens im Frühling Siriol fragte, während die Blume von Holand mit der Morgenebbe auslief:
    »Wird deine Mama diesen Hobin denn nun eigentlich heiraten?«
    »Nein!«, rief Mitt empört aus.
    »Wäre gut für unsere Sache, wenn sie’s täte«, sagte Siriol.
    Ham seufzte. »Und für sie auch«, bekannte er edelmütig. »Hobin ist ein guter Mann.«
    Mitt wurde wütend. Und als sich herausstellte, dass Siriol und Ham richtig vermutet hatten, hatte er ihnen gegenüber einen weiteren Groll zu nähren, denn Milda heiratete Hobin tatsächlich. Während der ganzen Hochzeit sagte Mitt sich immer wieder, dass er es Siriol und Ham heimzahlen würde, und wenn es das Letzte wäre, was er tat. Wahrscheinlich ist es das auch, dachte er. Seit dem letzten Seefest hatte er gelebt, als gebe es nichts, worauf er sich freuen konnte außer dem Augenblick, in dem er Graf Hadd irgendwie mit einer Bombe tötete. Soweit es Mitt betraf, hatte die Heirat seiner Mutter nur ein Gutes: In Zukunft würde er in Reichweite eines Schießpulvervorrats wohnen.
    Milda und Mitt zogen in das Obergeschoss des Hauses in der Koogstraße, die etwas westlich vom Hafen lag. Es war zwar klein, und die Farbe blätterte ab, aber im Grunde gefiel ihnen ihr neues Zuhause. Ein kleiner Hof mit einer Wäschemangel gehörte dazu, und an der schäbigen Ziegelmauer hing eine Zielscheibe, auf der Hobin

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