Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
Vom Netzwerk:
drückte er es Milda gegenüber aus, und entschlüpfte mit den Päckchen auf die Straße, wohl wissend, dass er in größte Bedrängnis geriet, sollte man ihn damit aufgreifen. Das Gefühl der Gefahr jedoch war wunderbar, ebenso wunderbar wie die Gewissheit, dass es nun endlich voranging.
    Schnell voran allerdings kam er weder als Büchsenmacher noch als Dieb. Hobin war geduldig, aber manchmal ärgerte er sich sehr über Mitt, dessen Gedanken allein dem Stehlen von Pulverbestandteilen galten. Er hatte nicht vor, jemals ein Büchsenmacher zu werden, und deshalb hörte er Hobin genauso wenig zu wie Siriol, wenn dieser Fluchtpläne für ihn ausheckte und Verstecke ersann, in denen er sich verbergen sollte, wenn er die Bombe geworfen hatte. Inzwischen brachte Milda erst eine Tochter zur Welt und dann, kaum ein Jahr später, eine zweite. Mitt war recht erstaunt, schneller zu zwei Schwestern als zu seiner Bombe gekommen zu sein. Die beiden waren eine echte Plage. Sie weinten, sie zahnten, und sie beanspruchten Milda, wenn Mitt sie brauchte. Sie selbst hielten sich jedoch gar nicht für eine Plage; wann immer Milda ihm eine seiner Schwestern in die Arme drückte, begann die Kleine zu lachen und zu glucksen, geradeso, als würde Mitt sie mögen.
    Mitt begann zu wachsen, und auch das erstaunte ihn. Er war daran gewöhnt, der kleinste Junge auf der Straße zu sein, und plötzlich gehörte er zu den Großen und bekam lange, sogar sehr lange und dünne Beine. Die Frau, die rotes und gelbes Tuch gestohlen hatte, aus dem Milda das Kostüm nähte, in dem Mitt die Bombe werfen wollte, musste noch mehr Stoff stehlen. Milda stellte das Nähen ein, bis sie sicher war, dass Mitt nicht mehr aus dem Kostüm herauswuchs.
    »Umso besser«, sagte Siriol dazu nur. »Wenn du weiter so wächst, dann brauchst du dich nur ein Jahr lang zu verstecken und hast dich so sehr verändert, dass Harchads Spitzel dich nicht mehr wiedererkennen.«
    Leider entwickelte sich Mitt nun auch zu einem starken Esser, und Hobin geriet häufig in Geldnöte. Hadd erhöhte einmal mehr in ganz Holand die Abgaben. Seine Büchsen hatten ihm wenig geholfen, denn alle Grafen in Süd-Dalemark waren seinem Beispiel gefolgt und beschäftigten nun ebenfalls Büchsenmacher, die ihre Heere aufrüsteten. Hadd musste über einen Frieden verhandeln, und Verhandlungen kosten Geld. Hobin murrte, wie Mitt zu seiner Freude feststellte, genauso wie jeder andere über die größere Last. Er führte eine Abordnung der Büchsenmachergilde an und bat um Erlaubnis, den Preis für Büchsen anzuheben. Hadd lehnte ab.
    »Glaubst du nun, dass der Freiheitskampf nicht doch sein Gutes hat?«, fragte ihn Mitt.
    »Damit macht man alles nur noch schlimmer«, entgegnete Hobin.
    »Nein«, redete Mitt auf ihn ein, »wenn wir die Grafen gegeneinander aufhetzen und uns dann erheben, dann würde der Norden kommen und uns helfen. Das müsste er einfach!«
    »Wenn der Norden sich einmischt«, sagte Hobin, »was glaubst du wohl, wie schnell die Grafen ihre Streitigkeiten begraben und sich gegen den Norden vereinen? Und du würdest dich auf ihrer Seite wiederfinden, Mitt. Du könntest gar nicht anders. Du bist als Südländer geboren. Der Norden weiß das besser als du. Das ist Geschichte. Es bedarf mehr als eines Aufstands, um in Holand eine Wende zum Besseren auszulösen.«
    »Weißt du, was mich an dir so stört? Dass du so geduldig bist!«, rief Mitt.
    Doch trotz seiner Geduld wirkte Hobin recht abgespannt, als der Frühling anbrach. Er musste die Kleinkinder und Mitt ernähren, und Milda trieb sich noch immer in der Stadt herum und ›sah zufällig‹ teure Dinge, auch wenn es sich in diesen Tagen meist um Möbelstücke handelte. Hobin begann ernsthaft eine Rückkehr nach Weymoor zu erwägen.
    »Das geht doch nicht!«, sagte Mitt in Panik zu Milda.
    »Das weiß ich. Nicht nachdem ich dich so viele Jahre lang ausgebildet habe«, sagte Milda. »Aber er würde bleiben, wenn nur Hadd aus dem Weg geräumt wäre. Lauf und hole Siriol.« Und dann zerbrach sie eine ganze Schüssel Eier, um Mitt auf einen Botengang schicken zu können.
    Mitt hatte Glück und fand Siriol, als er gerade an Bord der Blume von Holand gehen wollte. Der Fischer blieb am Kai stehen und dachte so lange nach, dass Mitt schon überlegte, ihn darauf hinzuweisen, dass er die Ebbe verpasste. »Ach was«, sagte Siriol schließlich. »Es ist schon gut. Dann tust du es am besten in diesem Herbst.«
    »In diesem Herbst!«, stimmte Mitt freudig zu,

Weitere Kostenlose Bücher