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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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Recht hatte. Nachdem er einmal das Verlassen des Palasts angeschnitten hatte, erkannte er, dass er nichts anderes wollte. »Hildy, wollen wir bis heute Abend nicht noch woandershin gehen? Ich hasse den Palast, wenn er so ist. Könnten wir nicht segeln gehen … ach, ich hab’s vergessen. Du darfst ja nicht mehr segeln gehen, oder?«
    »Sei kein Narr! In Holand wimmelt es von Aufständischen. Sie würden uns niemals aus dem Palast lassen.« Doch durch das Fenster hinter Ynen sah sie, dass ideales Wetter zum Segeln herrschte. »Und haben heute nicht alle Matrosen einen freien Tag?«
    Ynen seufzte. »Stimmt. Dann haben wir gar keine Besatzung.« Trotzdem hatte ihm die Idee gefallen. »Und wenn wir nach Hochmühl reiten?«
    Hildy blickte vom Fenster auf die Fetzen ihrer Bettdecke. Dafür würde sie Ärger bekommen. Und es lohnte sich eigentlich nicht, wegen so etwas Ärger zu bekommen. Sie sehnte sich danach, etwas wirklich Schlimmes zu tun und es allen zu zeigen. Sie erinnerte sich, dass Navis sie gebeten hatte, dort zu bleiben, wo er sie finden konnte. Damit stand ihr Entschluss fest. »Wir gehen segeln, Ynen«, sagte sie. »Damit jagen wir ihnen zusätzlich Angst ein. Wir knoten die Deckenstreifen zusammen und hängen sie aus dem Fenster. Sollen sie doch glauben, wir wären davongelaufen.« Ynen sah sie unschlüssig an. »Ich mache die Besatzung«, versprach Hildy. »Du kannst der Kapitän sein, denn es ist ja dein Boot.«
    »Und es macht dir nichts aus, wenn wir dafür ganz dicken Ärger bekommen?«, fragte Ynen.
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Hildy.
    Erfüllt von so viel Heiterkeit und Übermut, dass er wie ausgewechselt wirkte, sprang Ynen auf. »Dann komm! Wir brauchen etwas Warmes zum Anziehen, und wir stibitzen uns lieber auch was zu essen. Wir müssen uns ja sowieso durch die Küchen rausschleichen.«
    Hildy lachte wegen seines Stimmungsumschwungs auf, nahm sich zwei Zierdeckenstreifen und knotete sie zusammen. Als sie den Knoten straff zog, hörte sie ein unheilverkündendes Reißen. »Dieser Stoff hält nicht mal das Gewicht eines Spatzen aus«, sagte sie.
    »Es soll ja nur benutzt aussehen«, erklärte Ynen. »Zieh ihn so fest, wie es geht, ohne dass er reißt.« Er half ihr bei den Knoten, band den ausgefransten Streifen am Fensterrahmen fest und hängte ihn nach draußen. Weit hinab reichte er nicht. »Das genügt aber«, sagte Ynen voll Hoffnung. »Von dort hätten wir auf das Dach der Bibliothek springen können.«
    Hildy lehnte sich neben ihm hinaus. Das Seil baumelte höchstens erbärmliche zehn Ellen hinunter. Das Bibliotheksdach lag weitere dreizehn Ellen tiefer. »Man wird sich wundern, dass wir uns nicht den Hals gebrochen haben«, sagte sie. »Geh, hol dir warme Kleider. Ich komme in dein Zimmer, sobald ich mich umgezogen habe.«
    Ynen schoss davon. Mit dem Jungen, der einen halben Nachmittag trübselig auf ihrer Fensterbank verbrachte, hatte er nur noch wenig gemein. Während Hildy ein kurzes Wollkleid anzog, dicke Socken, Seestiefel und eine dicke Seemannsjacke, versicherte sie sich, sie tue genau das Richtige. Ynen wirkte so glücklich, und sie selbst fühlte sich immer noch herrlich rebellisch, aber sie hatte auch ein wenig Angst. In Holand liefen Leute mit Bomben und Büchsen frei herum. Hildy hatte sie selbst gesehen.
    »Wenn sie uns begegnen, wissen sie aber gar nicht, wer wir sind«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Und ich hab’s wirklich satt, wichtig zu sein.« Sie löste ihr hochgestecktes Haar und flocht es zu Rattenschwänzchen, damit sie so gewöhnlich wie möglich aussah. Dann sammelte sie aus den Zimmerecken allen Staub, den sie finden konnte, und rieb ihn sich ins Gesicht. Zuletzt warf sie ihre guten Kleider in einen Schrank und eilte zu Ynens Zimmer.
    Auf dem Gang entdeckte sie Harilla und Irana. Sie kamen in ihre Richtung. Rasch duckte sich Hildy hinter eine große Porzellanvase und hörte, wie die Basen ausgerechnet in ihr Zimmer gingen. Harilla sagte: »Na, Hildy, haben sie dich deine Verlobung lösen lassen? Du brauchst gar nicht zu glauben… Oh!«
    Hildy sprang hinter der Vase zur Seite und rannte so leise los, wie es ihr in Seestiefeln möglich war. »Schnell!«, sagte sie zu Ynen. »Harilla hat die Decke gefunden.«
    »Es musste ja ausgerechnet Harilla sein, was?«
    Noch während sie sich hinunter zu den Küchen schlichen, schlugen ihre Basen Alarm. Im ganzen Palast wurde gelärmt, und alles lief durcheinander. Jedoch schien jeder zu glauben, dass Hildy und Ynen in

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