Jones, Diana Wynne
zumindest noch ein bisschen Verstand übrig hast.« Er durchquerte zielstrebig die Werkstatt und wirkte dabei massiger und entschlossener denn je. Unwillkürlich wich Mitt zurück, obwohl er schon absehen konnte, dass Hobin ihm den Weg zur Hintertür abschnitt. Und so geschah es. Hobin stellte sich ans Gartenfenster, mit voller Absicht, wie Mitt ahnte.
»Aber du bist doch weggegangen«, sagte er. »Und Ham war bei dir.«
»Und jetzt bin ich wieder da«, entgegnete Hobin. »Ohne Ham.«
»Und…« Mit dem Brecheisen wies Mitt in einer eckigen Bewegung nach oben. »Meine Mutter? Ist sie da?«
Hobin schüttelte den Kopf. »Sie ist doch bei Siriol, oder nicht? Wir halten sie am besten aus der Sache heraus. Mitt, hältst du mich für solch einen großen Narren, dass ich mich von jemandem wie Ham hereinlegen lasse? Und was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Was hast du damit bezweckt?«
Mitt schluckte. »Ich … ich bin wegen einer Büchse hier. Ich wollte es so aussehen lassen, als wären Diebe hier eingebrochen. Ehrlich, Hobin, ich wollte dich auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen.«
»Nein, vorn am Hafen meine ich«, entgegnete Hobin.
»Oh«, machte Mitt.
»Du musst mich wirklich für einen Trottel halten«, sagte Hobin. »Ich weiß um jedes Körnchen meines Schießpulvers. Ich wusste, dass du dir welches wegnahmst, aber ich hätte nie gedacht, dass du es auch selber benutzen würdest. Wer hat den Grafen erschossen? Auch einer von deinen lieben Fischern?«
»Ich weiß es nicht. Die Hand des Nordens, nehme ich an. Hobin«, bat Mitt, »gib mir eine Büchse. Dann gehe ich fort und belästige dich nie wieder. Bitte, alles ist schiefgegangen.«
»Ich habe zugesehen, wie es schief ging«, sagte Hobin. »Ich war ganz in deiner Nähe, als du deine Bombe geworfen hast. Was für ein Glück, dass dich keiner gefangen hat, nachdem Navis sie fortgetreten hatte. Danach konnte ich nichts anderes tun als hoffen, dass du auf diese Fischer nicht vertraust, sondern auf eigene Faust fliehst. Denn du steckst wirklich bis zum Hals in der Tinte, Mitt. Das ist nicht lustig. Diesmal nicht.«
»Das weiß ich!«, rief Mitt. »Das weiß ich sehr gut. Morgen stehen bestimmt schon Spitzel vor der Tür und fragen nach mir!«
»Morgen!«, erwiderte Hobin. »Du machst wohl Witze! Bei Sonnenuntergang sind sie hier. So lange werden sie wohl brauchen, bis sie begriffen haben, dass der Graf mit einer meiner gezogenen Büchsen erschossen worden ist.«
»Eine von deinen? Woher willst du das wissen?« Mitt wünschte, Hobin würde von der Hintertür weggehen. Er fühlte sich wie in einer Falle.
»Es musste eine davon sein, um über diese Entfernung hinweg noch genau zu treffen«, sagte Hobin. »Und sie wurde zum ersten Mal abgefeuert. Verstehst du nun, warum ich es mir mit den Waffenhütern nicht verderben will? Oder hast du gerade darauf gezählt?«
»Nein, das habe ich nicht«, antwortete Mitt und fühlte sich erbärmlich. »Was meinst du wohl, weshalb ich Ham auf dich angesetzt habe? Was hast du eigentlich mit Ham gemacht?«
»Nichts, ich bin ihm nur entwischt«, sagte Hobin. »So dämlich wie der ist, stapft er wahrscheinlich jetzt noch im Koog umher und sucht mich. Nein, ich halte dich auch nicht für so berechnend, aber wegen Ham habe ich mich doch geärgert. Er ist leichter zu durchschauen als das Fenster dort.« Hobin wies auf die schmutzige Scheibe und entfernte sich endlich ein wenig von der Hintertür. Mitt schätzte die Entfernung ab und überlegte gerade, ob er einen Fluchtversuch wagen könnte, als Hobin fragte: »Was hattest du denn mit der Büchse vor, die du mir klauen wolltest?«
Mitt hörte Schlüssel klirren. Er blickte zu Hobin und sah, dass der Büchsenmacher das Waffengestell aufschloss. Mitt konnte es kaum glauben. Er wusste, welches Risiko Hobin damit einging. »Ich wollte in den Koog fliehen«, sagte er. »Verstehst du, ich will nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst. Es soll so aussehen, als hätte ich sie gestohlen.«
Hobin blickte ihn geradezu erheitert über die Schulter hinweg an. »Du behandelst mich noch immer wie einen Narren. Ich werde dir keine von diesen Büchsen geben. Wer eine Büchse machen kann, der kann auch zwei herstellen, oder nicht?«
Das Waffengestell schwang komplett von der Wand zurück. Hobin nahm zwei lose Ziegel aus der Mauer, die davon verdeckt gewesen war, und griff in die Lücke, die sie hinterließen. Während er darin herumnestelte, sagte er: »Ich wünschte, du würdest mir
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