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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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sie ein Bettlaken oder lieber einen Vorhang zerreißen sollte.
    Ynen saß noch immer zusammengekauert auf der Fensterbank. Mittlerweile war ihm ganz traurig zumute, und Hildy schämte sich ein wenig, weil sie einfach vergessen hatte ihm zu sagen, er solle auf sie warten.
    »Hildy«, sagte er kläglich, bevor er ihre Stimmung bemerkte, »warum ist hier alles so trostlos?«
    »Kannst du dir das etwa nicht denken?«, fuhr Hildy ihn an. Sie packte ihre Tagesdecke mit beiden Händen und zerrte. Mit einem höchst zufrieden stellenden Geräusch zerriss das Gewebe.
    Ynen riss die Augen auf. Er bereute, etwas gesagt zu haben. Nun musste er jedoch weiterreden, sonst würde Hildy ihn tadeln, er sitze da wie ein völliger Schwachkopf; so gut kannte er sie. »Ja«, sagte er. »Es liegt daran, dass niemand auch nur so tut, als wäre er traurig, weil Großvater tot ist.«
    »Ganz genau!«, fauchte Hildy. Sorgfältig, fast mit gestalterischer Freude riss sie einen langen Streifen von der Zierdecke ab.
    Ynen beobachtete sie ängstlich und redete weiter. »Die Leute sind höchstens bekümmert, weil das Fest verdorben wurde. Sie reden immer davon, wie viel Pech das bringt. Und das Schlimmste ist«, fügte er rasch hinzu, als Hildy einen weiteren Streifen abriss, »dass es mir ebenfalls gleichgültig ist. Ich bin nur irgendwie erschrocken, das ist alles. Ich glaube, ich bin bösartig.«
    Hildy hatte den zweiten Streifen abgerissen und machte sich mit erhobenen Fäusten und abgewinkelten Ellbogen an den dritten. »Bösartig! Was redest du da nur für einen Unsinn! Großvater war ein schrecklicher alter Mann, das weißt du genau! Wer nicht genau das tat, was er von ihm wollte, den ließ er töten, und wenn es Barone waren, dann stellte er sie wegen Hochverrat vor Gericht.« Sie zerrte den dritten Streifen bis zur Webkante ab und wand den Stoff, um ihn ganz abzureißen. Als sie es geschafft hatte, begann sie methodisch mit einem vierten. »Darum konnten es nur andere Grafen wagen, ihm zu widersprechen, und mit denen lag er ständig im Zwist. Warum solltest du um ihn trauern? Und trotzdem«, sagte sie, während sie den vierten Streifen abriss, »wurde mir übel, als ich hörte, wie Onkel Harl ihn den alten Haddock nannte.«
    Ynen mutmaßte, dass Hildridas Temperament sich abkühle, und wagte ein Lachen. »So hat ihn doch jeder genannt.«
    »Ich wünschte, ich hätte das gewusst«, sagte Hildy. »Dann hätte ich es auch gesagt.«
    Ynen fühlte sich in seinem Glauben bestärkt, dass sie sich fast wieder beruhigt habe. »Hildy«, sagte er, »das war eine ziemlich gute Tagesdecke.«
    Es war sogar eine sehr gute Decke mit einem blaugoldenen Rosenmuster gewesen. Die Näherinnen in Holand mussten einen Monat gebraucht haben, um sie zu sticken. Hildys Wüten hatte davon nur ein ausgefranstes Quadrat zusammengezogenen Stoffs mit zwei Ellen Kantenlänge übrig gelassen. »Das ist mir egal«, erwiderte Hildy. Erneut loderte ihr Zorn auf. »Ich hasse alle guten Sachen!«, wütete sie. »Sie geben uns hübsche Bettdecken und goldene Uhren und schöne Boote, aber sie tun es nicht, weil sie uns mögen oder weil wir ihnen etwas bedeuten. Das Einzige, was sie kümmert, ist die Frage, ob wir ihnen bei ihren Plänen nützlich sein können!«
    »Mich hält niemand für nützlich«, sagte Ynen. Das war der eigentliche Grund für sein Elend, aber bisher hatte er sich immer geschämt, es zuzugeben.
    Hildy fuhr zu ihm herum und blitzte ihn an, und er krümmte sich zusammen. »Dafür könnte ich sie alle umbringen!«, schäumte sie. »Weswegen musst du denn nützlich sein? Du bist nett. In diesem ganzen schrecklichen Palast bist du der einzige nette Mensch!« Ynen lief rosa an. Er fühlte sich zwar sehr geschmeichelt, doch eigentlich hätte er lieber von ihr gehört, er sei ein nützlicher Mensch. Außerdem wünschte er, Hildy würde endlich begreifen, dass sie ihm genauso bedrohlich erschien, wenn sie um seinetwillen wütete oder wenn sie auf ihn wütend war. »Ich habe vor, ihnen eine Lektion zu erteilen«, verkündete Hildy.
    »Das bemerken sie wahrscheinlich gar nicht«, sagte Ynen. »Ich wünschte, wir könnten einfach weggehen und woanders leben. Jemand hat mir gesagt, Vater würde lieber auf dem Land leben. Was meinst du … wenn ich ihn frage …?«
    Mit einem schrillen, wütenden Lachen unterbrach Hildy ihn. »Dann kannst du auch gleich hingehen und eine der Statuen im Thronsaal fragen! Die hören dir wahrscheinlich besser zu!«
    Ynen wusste, dass sie

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