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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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nicht zusammenpassten, doch Al redete zuerst. »Ein kleines Geschenk, das ich dir mitbringe«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Gefällt es dir nicht?«
    Lithar kicherte. »Nun … nicht sonderlich, Al. Es sei denn, sie beherrschen Kunststücke. Seid ihr am Ende Akrobaten?«, fragte er. »Ungepflegte Kinder sind sie jedenfalls, findest du nicht auch?«, wandte er sich an Benk.
    Al drehte sich mit dem Stuhl herum und neigte sich in einer Weise Lithar zu, die man nur als besitzergreifend bezeichnen konnte. »Sie sind ungepflegt, weil sie lange auf See waren. Haben vergessen, sich Kämme und Bürsten einzupacken. Aber weißt du, wer sie sind? Wer sie ist? Sie ist deine kleine Verlobte, Harls Nichte aus Holand. Der Racker mit der langen Nase ist ihr Bruder.«
    Hildy sagte: »Woher weißt du…?«
    Al grinste sie an. »Du sitzt mitten auf der Kajüte, kleine Dame, und brüstest dich den halben Tag lang damit, dass du mit Lithar verlobt bist, und dann fragst du mich allen Ernstes, woher ich davon weiß? Nun sei aber nicht albern!«
    »Ich dachte, du hättest geschlafen«, sagte Hildy.
    »Ich doch nicht«, erwiderte Al. »War viel zu seekrank. Nun, Lithar? Möchtest du mir nicht danken?«
    Um es sich zu erleichtern, Als Enthüllung zu verdauen, hatte Lithar sich eine Gabel voll Essen in den Mund gestopft. Mitt sah es ganz nach dem köstlichsten gegrillten Fisch aus, den er je gesehen hatte. Ynen und er blickten verlangend auf das Essen. Sie waren ausgehungert. Während Lithar kaute, zuckte sein braunes Kinn auf und ab wie die Stiefelspitze eines Ungeduldigen. »Ich hoffe, sie wächst noch«, sagte er unzufrieden und mit vollem Mund. »Aber ihren Bruder will ich nicht hier haben.«
    »Das solltest du noch überdenken«, entgegnete Al. Auch er machte sich wieder an seinen Fisch, doch er hielt inne, um mit seiner vollen Gabel in Benks Richtung zu gestikulieren. Mitt fand das ziemlich grausam. »Du, Benk«, sagte Al. »Erzähle doch uns allen die Neuigkeit aus Holand, die du mir auf dem Boot erzählt hast.« Benk zog die Augenbrauen hoch und sah Hildy und Ynen an, als wolle er in ihrer Gegenwart lieber nichts sagen. Al gestikulierte ungeduldig mit der Gabel. »Nun mach schon!«
    Benk gehörte zu dem robust aussehenden, haarigen Menschenschlag, der willensstark wirkt und in Wahrheit recht schwach ist. Ganz offensichtlich besaß Al die Oberhand über den Kapitän. »Ich habe mich nur gefragt…«, sagte er. »Also, aus Holand hören wir, dass der alte Graf vor einigen Tagen erschossen wurde und seine Söhne über die Erbfolge in Streit geraten sind. Harl, der älteste Sohn, hat Harchad, den Zweitältesten, und seine gesamte Familie ermorden lassen. Navis, der dritte Sohn, und seine Familie haben es mit der Angst bekommen und sind geflohen. Mehr habe ich nicht gehört, Al.«
    Hildy und Ynen sahen sich verloren an, während Al laut auflachte und mit der Gabel auf Lithar wies. »Kapierst du?« Lithar nickte verständig, obwohl er eindeutig nichts begriff. »Harl«, erklärte Al, »ist jetzt ganz oben. Aber Navis ist nicht tot, zumindest noch nicht. Du hast nun Navis’ Familie in der Hand. Das Mädchen ist für dich am wichtigsten. Sie bedeutet ein Bündnis, Handelsbeziehungen und eine Menge Geld. Der Junge ist dir genauso nützlich. Harl wäre er nur lästig. Er hat eigene Söhne und wird es sich etwas kosten lassen, um den Bengel hier loszuwerden. Aber wenn das Unerwartete geschieht und Navis am Ende als Sieger dasteht, dann hast du stattdessen ihm einen Gefallen getan, verstehst du? Und mach dir keine Gedanken um das Mädchen. Sie wächst schon noch.«
    »Ganz bestimmt. Das tun sie alle«, gab Benk ihm nachdrücklich Recht.
    Auf Lithars runzligem Gesicht zeigte sich Verwirrung, doch er bedachte Hildy mit einem förmlichen Lächeln, obwohl er noch immer den Mund voll hatte, und nickte Ynen skeptisch zu. Dann wies er mit der Gabel auf Mitt. »Aber wer bist du? Al spricht die ganze Zeit nicht von dir.«
    »Ich bin bloß ein Niemand«, sagte Mitt rasch.
    Al stellte den Stuhl auf die Hinterbeine und blickte ihn an. »Das würde ich so nicht sagen. Bist du denn kein Mörder?«
    Lithar zeigte sich entzückt. »Ach? Ein Mörder wie du, Al?«
    »Nein … obwohl er mir fast in die Quere gekommen wäre«, antwortete Al. »Und das nehme ich dir immer noch übel«, sagte er zu Mitt. »Harl ist auch hinter ihm her, Lithar. Er hat versucht, Hadd zu ermorden. Daraus ist zwar nicht viel geworden, aber Harl braucht noch jemanden, auf den er die

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