Jordan, Penny
Katze rechnen, wenn Pepper wieder zu sich kam.
Vermutlich würde sich ihre Feindseligkeit nicht einmal legen, nachdem er ihr erzählt hatte, in welch einer Gefahr sie sich befand. Sie würde ihm nicht glauben, gleichgültig, was er sagte.
Merkwürdig, dass er sich angewöhnt hatte, Peppers Gedanken vorherzusagen. Er wusste fast immer im Voraus, wie sie reagierte. So etwas hatte er früher schon bei besonders heiklen Kriminalfällen erlebt, allerdings nicht in diesem Umfang … Und noch nie in seinem Privatleben.
Einer seiner Lehrer hatte einmal behauptet, er besitze einen ausgesprochen sicheren Instinkt. Keine noch so große Logik werde diese tief verwurzelte Veranlagung je ganz verdrängen können. Er hatte recht behalten.
Jetzt sagte ihm sein Instinkt: Sobald er den Fuß in das Flugzeug setzte, begann eine Reise, von der es kein Zurück gab.
Miles dachte an die Villa in Goa mit ihren tropischen Gärten, ihrer reizvollen Dekadenz, ihrer Üppigkeit und der warmen Sinnlichkeit der Luft …
Seine Armbanduhr summte; es war Zeit zu gehen.
Die Koffer waren bereits im Wagen. Miles musste innerlich lachen. Miranda hatte sicher recht: Keine Frau sah es gern, wenn man sie ohne ihre Lieblingskleider entführte. Was Pepper wohl von den Sachen hielt, die er für sie ausgewählt hatte? Hoffentlich hatte er ihre Größe richtig geschätzt.
Miles hob Pepper auf. Sie lag schwer auf seinen Armen und war dennoch so zart und zerbrechlich, dass er Gewissensbisse bekam. Aber hatte er eine andere Möglichkeit? Simon Herries war ein gefährlicher, halb wahnsinniger Mann. Er würde sie bedenkenlos umbringen, falls er es für nötig hielt.
Ein vertrautes Dröhnen drang an Peppers Ohr und hörte nicht wieder auf. Langsam kehrte sie zu sich und erkannte, was es war: ein Flugzeug. Sie war in einem Flugzeug.
Weshalb war dieser Gedanke so tröstlich? Solch eine Erleichterung …
Etwas Unangenehmes, Unerwünschtes drängte sich in ihr Bewusstsein. Hinter ihren geschlossenen Augen tauchten zahlreiche Bilder auf: ein Wagen, ein unbekanntes Zimmer, Miles Frenchs Gesicht – Angst. Verschwommene, unklare Eindrücke wie nach einem Albtraum.
Ein Albtraum, ja, das war es gewesen. Erleichtert atmete Pepper auf. Sie war an Bord eines Flugzeugs, war eingeschlafen und hatte einen schrecklichen Traum gehabt. Aber wohin flog sie? Ihr Kopf fühlte sich immer noch ganz dumpf an … Mühsam öffnete sie die Augen.
Pepper erstarrte, als sie die vertraute Stimme neben sich hörte. Dies war kein Traum, sondern Wirklichkeit. Miles French war bei ihr im Flugzeug.
Müde schloss sie die Augen wieder und tat, als schliefe sie. Noch konnte sie es nicht mit ihm aufnehmen. Damit musste sie warten, bis sie wieder klarer denken konnte.
Miles wusste genau, dass Pepper wach war. Er verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Bald war ihr Flug vorüber. Für den Transport zur Villa hatte er gesorgt, und sobald sie ihr Ziel erreicht hatten, waren sie praktisch von der restlichen Welt abgeschnitten.
Das Personal in der Villa sprach nur Portugiesisch, und es gab kein Telefon. Der Besitzer hatte alles darangesetzt, die Abgeschiedenheit der Villa zu wahren.
Von dem Geländewagen, der im Schuppen versteckt war, würde Pepper nichts erfahren.
Pepper hielt die Augen weiterhin geschlossen und dachte an Miles’ Drohung, mit der er alles zerstören konnte, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Es war die reinste Erpressung, aber sie würde keinesfalls nachgeben.
Sie merkte, dass das Flugzeug zu sinken begann, und krallte instinktiv die Finger in die Armlehne. Erschrocken zuckte sie zurück und öffnete die Augen, denn eine warme Hand hatte sich auf ihre gelegt.
„Lassen Sie sie liegen“, murmelte Miles lächelnd. „Ich habe auch Angst.“
Pepper öffnete den Mund zu einer ironischen Bemerkung. In diesem Augenblick geriet das Flugzeug in ein Luftloch und sank gute hundert Meter durch. Einen Aufschrei konnte sie gerade noch unterdrücken, warf sich aber instinktiv zu Miles hinüber und barg ihren Kopf an seiner Schulter.
Er legte die Arme um sie, hielt sie fest und sprach beruhigend auf sie ein, bis sie nicht mehr so heftig zitterte und ihre Angst sich legte.
Das Flugzeug flog wieder ruhiger, und der Pilot kündigte die bevorstehende Landung an. Mit hochrotem Gesicht machte Pepper sich von Miles los. Wenn er jetzt auch nur ein Wort sagte, brachte sie ihn um.
Doch Miles blieb stumm. Endlich überwand Pepper ihre Scham und blickte zu ihm hinüber.
Er las die Zeitung. Als
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