Jordan, Penny
gewesen, dass sie Tag und Nacht miteinander verbrachten. Keinem von ihnen war es zu viel geworden, und selbst wenn sie stumm beisammensaßen, hatte ein stilles Einverständnis zwischen ihnen geherrscht. Aber das konnte nicht ewig so weitergehen. Miles musste an seinen Beruf denken und sie ebenfalls …
Miles merkte, was in Pepper vorging, und drückte ihr die Hand. „Du hast recht. Wir brauchen beide etwas Zeit, um mit uns selbst zurechtzukommen. Ich wünschte nur, du wärst mit einem Leibwächter einverstanden. Simon ist sehr gefährlich …“
„Er hat sicher viel zu viel mit seiner Scheidung zu tun, um sich um mich zu kümmern.“
Das mochte zutreffen, aber Miles bezweifelte es. Sein sechster Sinn warnte ihn vor einer drohenden Gefahr, und er ließ sich nicht beirren.
„Ich nehme an, ich darf dich morgen Abend trotzdem zum Essen ausführen?“, fragte er scherzhaft. Pepper würde einen Leibwächter bekommen, ob sie es wollte oder nicht.
Ein seltsamer Gedanke, mit Miles zu essen und danach allein ins Bett zu gehen, überlegte Pepper. Würde er anschließend versuchen, sie zu überreden, mit zu ihm nach Hause zu kommen? Muss er mich überhaupt überreden? fragte sie sich ehrlich.
Sie küssten sich nicht im Taxi. Miles drückte ihr nur die Hand und begleitete sie zur Wohnungstür. Pepper merkte, dass er sich ernsthaft um sie sorgte. Sie selbst war sicher, dass Simon Herries entschieden Wichtigeres zu bedenken hatte.
Sie hatte sich entschlossen, ihre Rachepläne fallen zu lassen. Sie interessierten sie nicht mehr, und Pepper wunderte sich selbst, wie leicht ihr der Wechsel in das neue Leben gefallen war. Miles war zum Mittelpunkt ihrer Welt geworden.
Allerdings würde sie niemals eine abhängige, klammernde Frau werden – das passte nicht zu ihr.
Sie küssten sich kurz auf der Türschwelle. Als Miles davonging, hätte sie ihn am liebsten zurückgerufen und ihm gestanden, dass sie keine weitere Nacht ohne ihn verbringen wollte.
In der Wohnung fühlte sie sich etwas besser. Sie begann, ihre Sachen auszupacken, und hielt bei einem Kleid inne, das Miles besonders gut gefallen hatte. Ihr wurde heiß bei der Erinnerung daran, wie vorsichtig er es ihr ausgezogen hatte, wie liebevoll er ihren Körper gestreichelt und mit welch zärtlichem Verlangen er sie in Besitz genommen hatte.
Endlich ging sie ins Bett, lag schlaflos da und fragte sich, ob Miles jetzt ebenfalls an sie dachte. Dann schimpfte sie über sich selbst, weil sie sich wie ein Teenager benahm, und erinnerte sich daran, dass sie morgen früh aufstehen musste.
Miles dachte tatsächlich an Pepper, aber nicht, weil er gern mit ihr geschlafen hätte. Er war nicht sofort nach Hause gefahren, sondern hatte sich von dem Taxi vor einer kleinen Privatbibliothek absetzen lassen, für die er einen Leseausweis besaß und die beinahe rund um die Uhr geöffnet war.
Hier gab es Exemplare aller britischen Zeitungen, und er brauchte nicht lange, um die Inhaltsverzeichnisse durchzusehen und Fotokopien jener Artikel anzufertigen, die sich mit Simon Herries befassten. Er las sie erst an seinem Schreibtisch, trank eine Tasse schwarzen Kaffee dazu, um sich wach zu halten, und versuchte, sich in den anderen Menschen hineinzuversetzen.
Simon Herries war nicht der erste psychisch gestörte Mensch, mit dem er es zu tun hatte. Eigentlich hätte er ziemlich leicht herausfinden müssen, was Simon antrieb und innerlich bewegte. Aber er musste immer an Pepper denken. Obwohl es nach ein Uhr nachts war, gab er schließlich seinen Befürchtungen nach und wählte Alex Barnetts Nummer.
Alex war selbst am Apparat und sofort hellwach, als er Miles’ Stimme erkannte.
„Ich habe gerade die Zeitungsberichte über Herries durchgesehen. Haben Sie in meiner Abwesenheit etwas von ihm gehört?“, erkundigte sich Miles.
„Nicht viel. Er hat sich nur einmal mit uns in Verbindung gesetzt und scheint zu glauben, dass Sie ihn hintergangen haben“, erzählte Alex.
„Und Pepper? Hat er etwas über Pepper gesagt?“
„Nichts anderes als vorher. Er hasst diese Frau, Miles, und ich glaube, Sie haben recht, und sie ist tatsächlich in Gefahr. Ehrlich gesagt, ich habe den Eindruck, er traut mir ebenfalls nicht – vermutlich misstraut er allen.“
Dieses Gespräch hat mich nicht viel weitergebracht, überlegte Miles, während er den Hörer auflegte. Morgen würde er als Erstes einen unauffälligen Leibwächter für Pepper besorgen.
Durch seine Kontakte fand Miles genau, was er suchte: eine
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